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Salzburg. Mit einem Plädoyer, notwendige Reduktionen im gesellschaftlichen, aber auch im kirchlichen Kontext nicht nur als Zeichen von Abbruch und Weniger zu betrachten, sondern als Chance zu einem Mehr an Sinn, Freude und Frieden zu begreifen, hat Erzbischof Franz Lackner die heurigen Salzburger Hochschulwochen eröffnet. Das brennende Thema der Veranstaltung: „Reduktion! Warum wir mehr Weniger brauchen“.
Wie kann Reduktion auch im kirchlichen Bereich gelingen, ohne den Wesenskern des Christentums – etwa sein Beharren auf Vielfalt – zu verraten? Dieser Frage ging der Paderborner Theologe Aaron Langenfeld nach. Mögliche Antworten: Es brauche ein „Weniger“ an großflächigen Strukturlösungen für „mikrologische Probleme“, es brauche „weniger Antworten auf Fragen, die niemand mehr stellt“ und ein Mehr an „Zuhören auf das, was wirklich gefragt wird“ – sowie ein Mehr an Gespräch unter „unversöhnlichen“ Gruppierungen in der Kirche.
Die Krise der katholischen Kirche zeige sich nicht nur in Austrittszahlen, sondern auch im Herzstück kirchlichen Lebens, dem Gottesdienst. Das betonte der Erfurter Liturgie-Wissenschaftler Benedikt Kranemann: „Die Krise der Kirche ist auch eine Krise der Liturgie.“ Dieser müsse man sich stellen, da sie „existenzgefährdend“ sei. Mögliche Auswege seien mehr Mut zum Experiment, mehr Einbeziehung der Gemeinden in die Gestaltung der Liturgie und eine größere Nähe zur Lebenswelt der Menschen. Dass trotz der „immensen Bedeutung für das Selbstverständnis der Kirche“ in Deutschland nur mehr 5,7 Prozent der Katholiken regelmäßig Gottesdienste feiern, sei alarmierend. Umgehend umgesetzt wurden Kranemanns Forderungen dann von Studierenden beim finalen Gottesdienst eines „Liturgie-Laboratoriums“.
In der Diskussion zur Zukunft der Theologie betonte der evangelische Professor Thorsten Dietz, die Theologie habe noch nicht verinnerlicht, in welcher tiefen Glaubwürdigkeitskrise die Kirchen stehen. „Wir sind auf dem Weg in die Hölle der Relevanzlosigkeit.“ Theologie müsse deshalb „an der Spitze von Religionskritik stehen“, denn zur Gotteserkenntnis gehöre auch Selbst- und Sozialkritik. Der Philosoph Simon Biallowons sagte dazu mit Blick auf die theologische Fachsprache: „Theologie darf durchaus populär sein. Man darf auch verstanden werden.“
tom/kap
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