Es war nicht der erste Besuch von Erzbischof Franz Lackner im Haus Elisabeth in der Stadt Salzburg. Doch die „Mittagsgäste“ staunten nicht schlecht, als er ihnen gemeinsam mit Caritas-Direktor Johannes vergangenen Montag Marmorgugelhupf zum Nachtisch servierte. Zufrieden mit dem Einsatz der beiden „Aushilfen“ war Thomas Rotter. Er hat gerade einmal eineinhalb von insgesamt neun Monaten Zivildienst-Zeit hinter sich, aber im Team ist er bereits zu Hundertprozent angekommen. „Das war schon nach drei Tagen so“, lacht Tom, wie ihn alle nennen.
Mittags hat er alle Hände voll zu tun, damit das Essen warm auf die Teller kommt, er räumt den Geschirrspüler ein und aus und schaut, dass bei der Bedienung der Waschmaschinen alles mit rechten Dingen abläuft. Ein Gutteil der Gäste, die zum Essen, Duschen, Wäschewaschen oder einfach zum Aufwärmen ins Haus Elisabeth kommen, kennen den Zivi per Namen und er sie. „Manchen begegne ich, wenn ich nach Feierabend oder am Wochenende durch die Stadt gehe. Wir grüßen uns und tauschen ein paar Worte aus. Ich bin heute nicht mehr mit diesem Tunnelblick unterwegs und nehme meine Umgebung anders war. Es gibt Armut mitten in der Stadt, das war mir früher nicht so bewusst.“ Auf seine restlichen Monate im Haus Elisabeth freut er sich. „Ich gehe nach jedem Dienst mit einem guten Gefühl heim. Ich weiß, ich habe etwas Sinnvolles getan.“
Ähnliche Worte findet Katharina Leitner. Die pensionierte Kindergärtnerin aus Strobl ist immer montags als ehrenamtliche Helferin im Haus Elisabeth im Einsatz. „Ich mache es gerne. Ich bin hier am richtigen Platz“, sagt sie und schenkt einer Frau mit einem Lächeln Kaffee nach. Dankbar für die offenen Türen und die herzlichen Worte, ist Maria Borcsa. Die junge Rumänin ist regelmäßig im Haus Elisabeth. „Das Essen schmeckt sehr gut. Ich bin glücklich, dass ich herkommen kann.“ Die 20-Jährige ist seit zwei Jahren regelmäßig in Salzburg. Sie erzählt, dass sie eine große Familie mit zwölf Geschwistern in Rumänien hat und glücklich ist, dass sie nun in Salzburg bei einer Firma Arbeit gefunden hat. Ihr Traum sei eine eigene Wohnung.
Das Haus Elisabeth ist als Tageszentrum wochentags geöffnet. Im Winter stehen zudem 20 Notschlafplätze für Frauen zur Verfügung. Den Betrieb schupfen ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende wie Gerald Inger. Er berichtet, dass gut 65 Prozent Stammgäste sind, davon die Hälfte aus Österreich. Montags und freitags ist die Einrichtung immer besonders gut besucht. „Da füllt sich das Haus in wenigen Minuten mit bis zu 50 Leuten. Das heißt für uns, wir sind stark gefordert.“ Das gelte auch für die kalte Jahreszeit, in der die Menschen einfach froh sind um diesen Ort, an dem sie im Warmen einfach sein können.
Erzbischof Franz Lackner denkt bei seinem Besuch auch an die Menschen in der Ukraine, in Israel und Gaza, in Armenien. „An vielen Orten sind Menschen in ihrer Existenz, in ihrem Leben bedroht und zur Flucht gezwungen. Bittere Armut folgt dem Krieg immer nach.“ Doch Armut existiere auch in unserer Heimat, vor unserer Tür. „Der Welttag der Armen weist auf die Tragik der Armut überall hin.“ Obwohl die Lage oft aussichtslos scheine, appelliert der Erzbischof, nicht zu resignieren. „Denken wir an das Evangelium – selbst die einfachste gute Tat tun wir nicht nur unseren bedürftigen Nächsten, sondern Christus selbst. Handeln wir danach!“
Der Welttag der Armen fällt mit dem traditionellen Elisa-bethsonntag der Caritas zusammen. Die heilige Elisabeth von Thüringen ist Schutzpatronin der Caritas und Namensgeberin des Tageszentrums „Haus Elisabeth“. „Sie hat ihre privilegierte Stellung als Adelige und Burgherrin genutzt, um den Armen und Kranken ihrer Stadt zu dienen. „Wir wollen uns an ihrem Vorbild orientieren und rund um ihren Ehrentag ganz besonders all jene Menschen in den Blick nehmen, die arm, ausgegrenzt, an den Rand gedrängt oder wohnungs- und heimatlos sind“, erklärt Caritas-Direktor Johannes Dines.
Die Armutsinitiativen in der Erzdiözese, darunter, „ArMut teilen“, Caritas und „VinziWerke“, machen in diesen Tagen mit etlichen Veranstaltungen auf die Not im Land aufmerksam. „ArMut teilen“-Projektleiter Thomas Neureiter betont: „Die aktuellen Krisen erfordern gerade heuer unser aller volles Engagement. Halten wir zusammen!“ Das ist auch mittels Solidaritätsfonds der Erzdiözese möglich. Wer Unterstützung für den Lebensunterhalt und/oder die Heizkosten braucht, wendet sich an die Caritas oder die kirchlichen Armutsinitiativen in der Stadt Salzburg – sie helfen unbürokratisch, vertraulich und zielgerichtet. Darüber hinaus kann der Kirchenbeitrag zweckgewidmet werden. Infos: www.eds.at/mut.
Welttag der Armen
In den Pfarren wird bei den Gottesdiensten am Welttag der Armen (Elisabethsonntag) am 19. November für Bedürftige im Gebiet der Erzdiözese Salzburg gesammelt. Zum einen kommt den Menschen die Kollekte zugute, zum anderen gespendete Lebensmittel. Abgabeorte und -zeiten für die Spenden unter www.caritas-salzburg.at
Am Sonntag, 19. November, feiern Dechant und „Armenpfarrer“ Alois Dürlinger sowie Caritas-Direktor Johannes Dines im Salzburger Dom (10 Uhr) einen Festgottesdienst. Die heilige Messe steht auch im Gedenken an den im Juli verstorbenen „VinziWerke“-Gründer Pfarrer Wolfgang Pucher.
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