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Salzburg. Die Wahrnehmung von zugewanderten Mitbürgerinnen und Mitbürgern wird oft von Vorurteilen und einseitigen Erzählungen – so genannten „Narrativen“ – bestimmt. Mohammad Sadeghi, der aus Afghanistan geflüchtete Salzburger engagiert sich nun mit der Theaterperformance „Moving Lights – Moving Lives“ dafür, dass Migrantinnen und Migranten ihre (Flucht-)Geschichten gleichberechtigt und aus ihrer eigenen Sicht erzählen können.
Basis der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema war ein wissenschaftlicher Dialog. Für das EU-Forschungsprojekt „Crises as Opportunities“ (siehe „Hintergrund“) wurden zwei Jahre lang Gespräche mit einer Gruppe von 15 geflüchteten Menschen aus dem Iran, dem Irak, Afghanistan und Syrien geführt – so genannte „Crosstalks“. Diese Perspektivenvielfalt, die einen „Sichtwechsel“ auf das Migrationsthema ermöglicht, wird nun mit der Performance von Sadeghi und seiner iranischen Kollegin Shapol Bodaghi künstlerisch aufbereitet. Unterstützt hat sie dabei das Team der ARGEkultur, wo auch die zwei geplanten Aufführungen stattfinden werden.
Das finale Theaterstück erzählt an der Oberfläche die „Geschichte von zwei Menschen und ihrem Weg in ein neues Leben“, ist aber quasi eine komprimierte Zusammenfassung der verschiedenen Flucht- und Migrationserfahrungen aus dem „Opportunities“-Projekt. Die Erzählstränge reichen vom Verlassen der vertrauten Heimat bis zur Ankunft in einem neuen Land und dem Zurechtfinden in einer fremden Umgebung – mit allen Emotionen zwischen Entwurzelung und Neuanfang. Positiv sehen die Betroffenen die Möglichkeit „in Österreich ein Leben in Freiheit mit vielen Chancen“ zu führen, negativ die langen und mühsamen Asylverfahren. „Und den Begriff der Integration, unter dem häufig nur eine einseitige Anpassung verstanden wird.“
Hintergrund
Was verbindet all diese Menschen?
Das internationale wissenschaftliche Forschungsprojekt „Crises as Opportunities“ („Krisen als Chancen“) verbindet die Arbeit von Forschungseinrichtungen in elf europäischen und afrikanischen Ländern, darunter das Internationale Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen (ifz), eine gemeinnützige Einrichtung der Erzdiözese Salzburg.
Ausgehend vom „Krisennarrativ“, das die Themen Migration und Integration in den EU-Ländern aktuell prägt, geht es um die Suche nach neuen Erzählungen unter Einbindung der Betroffenen. Das Projekt geht dabei über eine rein wissenschaftliche Perspektive hinaus – so auch bei der künstlerischen und persönlichen Beschäftigung mit dem Thema in Form der Theaterperformance „Moving Lights – Moving Lives“. Dazu erläutert Theresa Klinglmayr, wissenschaftliche ifz-Mitarbeiterin des „Opportunities“-Projekts (im Bild):
„Es ist immer schwierig, für eine Gruppe zu sprechen. Die Theaterperformance ist im Prinzip der Versuch, persönliche Geschichten, die sehr individuell und unterschiedlich sind, auf eine kollektivere Ebene zu bringen und die Gemeinsamkeiten zu finden. Was verbindet diese Menschen, welche Hürden hatten sie in Österreich zu meistern?“ Daraus entstehe der Versuch, die Geschichte von Flucht und Migration von den Einzelpersonen unabhängig zu erzählen.
Tipp
Die Performance „Moving Lights – Moving Lives“ wird am 29. und 30. November in der ARGEkultur Salzburg (Ulrike-Gschwandtner-Straße 5) aufgeführt. Der Eintritt ist frei. Beginn jeweils 19 Uhr, Einführungsgespräch 18.45 Uhr, Publikumsgespräch im Anschluss. Infos/Anmeldung: www.argekultur.at
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