Ein wenig versteckt, im hinteren Teil des Bischofsgartens, entfaltet sich eine artenreiche Blumenwiese. Mittendrin stehen zwei bunt bemalte Bienenstöcke. „Die sind von den Schülerinnen und Schülern der ÖKOLOG MS Adnet in der Schule bemalt und dann hierher umlogiert worden“, erzählt Josef Pichler. Er arbeitet nicht nur bei der Gebäudeverwaltung der Erzdiözese Salzburg, sondern kümmert sich als gelernter Imker auch um die Bienen. Der gebürtige Bad Vigauner ist in eine Imkerfamilie hineingeboren. Schon beide Großeltern und sein Vater kümmerten sich um die nützlichen Nektarsammler. „Unser Haus ist sogar mit gelber Farbe angestrichen, passend zu den Bienen“, sagt er lachend.
An die hundert Stöcke hat er zuhause in Adnet. Zwei davon sind in den Bischofsgarten übersiedelt. „Die Idee dafür kam vor sechs Jahren vom Finanzkammerdirektor Cornelius Inama.“ Inzwischen schwirren hier in den Sommermonaten zwischen 60.000 und 80.000 Bienen herum. In diesem Jahr sind beide Stöcke sehr gut bevölkert.
„Den Stadtbienen in Salzburg geht es gut. Zum einen wegen der satten Blumenwiese im Bischofsgarten, zum anderen bieten der Kapuziner- und Mönchsberg ebenso eine große Pflanzenvielfalt.“ Auch die vielen Linden und Kastanien in der Stadt seien eine ideale Nahrungsquelle für die Bienen. Das schmecke man auch im Honig. In diesen Genuss ist sogar schon der Papst gekommen. „Bei der Bischofssynode hat unser Erzbischof dem Heiligen Vater ein Gläschen überreicht. Er hat sich sehr gefreut.“
Wenn Erzbischof Franz Lackner auf Reisen geht, nimmt er gerne den Honig als Gastgeschenk mit in alle Welt. „Kirchliche Würdenträger, die zu uns kommen, werden ebenfalls mit einem Glas beschenkt.“ Der Erzbischof mag die geflügelten Bewohner in seinem Garten sehr. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist ihm wichtig, der wertschätzende Umgang mit Tier und Natur liegt ihm am Herzen.
Josef Pichler verfolgt die gleiche Mission. „Es ist meine Aufgabe, dass es den Bienen gut geht.“ Ein Teil des Honigs wird im Foyer des Bischofshauses geschleudert. „Hat der Erzbischof Zeit, hilft er, bekleidet mit Imkerschleier und Schutzausrüstung, mit.“ Dabei wird der Honig zuerst grob und dann fein gesiebt, dann in 70-Gramm-Gläschen abgefüllt, vorschriftsmäßig beschriftet und mit dem Bischofswappen versehen.
Sein Wissen um die emsigen Tiere gibt Josef Pichler gerne weiter. „Bienenabenteuer mit Papa“ nennt sich eine Veranstaltung der Katholischen Männerbewegung. Väter und Kinder besuchen dabei den Imker und sein fleißiges Volk zuhause in Adnet. „Vier Stunden lang erfahren meine Gäste bei den Stationen der Wissensstaffel alles rund um die Bienen. Die Kinder können mit den Fingern in die Waben hineinboren und den frischen, warmen Honig kosten. Wir schauen zu, wie eine Biene geboren wird. Ein Kind darf dann einen Namen aussuchen.“ Wer möchte, kann sogar eine Drohne angreifen. Diese seien viel größer als die Arbeiterinnen und haben keinen Stachel. Man nenne sie „faule Willis“. Sie seien nur auf der Welt zum Schlafen und Fressen und um die Königinnen zu begatten.
Auch in Aurach im Tiroler Unterland gibt es viel über die Bienen zu erfahren. Markus Themel ist Obmann des
Imkervereins Kitzbühel und Umgebung. Gemeinsam kümmern sich die Verbandsmitglieder um das Projekt „Paradiesgarten“, ein großes Grundstück mit Bienenstöcken. „Unsere Arbeit beginnt im April. Bis Mitte Juli sammeln die Bienen den Nektar. Da ist die Haupternte, die sie in Honig umwandeln. Anschließend bereiten sie sich wieder auf den Winter vor“, erklärt Markus Themel. Der größte Feind der Biene sei die eingeschleppte Varroamilbe. „Man hat versucht, heimische Bienen mit asiatischen Arten zu kreuzen, um höhere Erträge zu erzielen. Das hat nicht funktioniert. Geblieben ist der Schädling.“
Wirksam unterstützen können die Bienen alle, die gewillt sind, sich vom englischen Rasen zu verabschieden. „Am besten den Garten einfach Garten sein lassen. Da ein bisschen Holz, dort ein paar Steine und sogar im Sand finden Wildbienen, die solitär leben, Nistplätze.“ Den Honigbienen zu helfen sei schon schwieriger. „Es gibt kaum einen Garten, der den Bedarf zur Gänze abdeckt, aber einen kleinen Anteil kann man leisten. Besonders Obstbäume sind beliebt bei den Bienen.“ Wichtig sei es auch, heimische Pflanzen zu setzen. „Bienen schauen, wo sie am meisten Pollen bekommen, fliegen zurück und kommunizieren das im Stock.“
Josef Pichler (l.) mit Erzbischof Franz Lackner bei den bischöflichen Bienenstöcken.
Mit der Königin auf Tuchfühlung
Markus Themel ist Obmann des Imkervereins Kitzbühel und Umgebung
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