Salzburg/Syrien. Seit 13 Jahren Bürgerkrieg; 90 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze; Löhne, von denen man sich kaum noch das Brot leisten, geschweige denn eine Familie ernähren kann; nur ein mühsamer Zugang zu sauberem Trinkwasser; zwei bis drei Millionen Kinder, die nicht zur Schule gehen; eine medizinische Versorgung, die völlig im Argen liegt – die wirtschaftliche, soziale und humanitäre Lage in Syrien ist desaströs. 95 Prozent aller Schulabgänger wollen ins Ausland.
Dass der 22-jährige Syrer Moath, der vor zwei Jahren nach Österreich geflüchtet ist, alles lieber macht, als an seine Heimat zu denken, verwundert da nicht. Er lernt Deutsch – nach absolviertem A2-Kurs ab Herbst auf dem höheren B1-Niveau – und will später eine Ausbildung zum Krankenpfleger machen. Aber am allerliebsten spielt er Fußball, teils mit ebenfalls geflüchteten Freunden, teils in heimischen Klubs wie Puch, Mattsee oder Eugendorf. Auf einen Spielerpass, um auch wettbewerbsmäßig zu kicken, wartet er freilich noch vergeblich. „Es gibt Probleme mit der Übersetzung der Geburtsurkunde“, sagt Moath.
Seine Lieblingsmannschaft ist Real Madrid. Bei der EM hielt er allerdings nicht den Spaniern, sondern den Portugiesen die Daumen. „Wegen Cristiano“, sagt der Fußballfan in Anspielung auf Superstar Ronaldo.
Auch Moath selbst geht mit dem Ball geschickt um, das ist auf den ersten Blick ersichtlich. Ein kleines Stückchen neue „Heimat“ hat er dementsprechend im Caritas-Projekt „streetfootbALL“ gefunden. Und mehr als das. Bei einem Sichtungstraining im Mai wusste er zu überzeugen. Ende September darf er deshalb als Spieler des Nationalkaders am Homeless World Cup 2024 im südkoreanischen Seoul teilnehmen. Es ist ein Projekt für Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben. Die Verantwortlichen betonen: „Fußball fördert unabhängig von Alter, Religion oder Herkunft die soziale Einbindung und Motivation.“ Das bestätigt auch Caritas-Salzburg-Direktor Johannes Dines: „Moath und das streetfootbALL-Projekt sind ein wunderbares Beispiel, wie geflüchtete Menschen in Salzburg integriert und aufgenommen werden.“
Die Menschen kämpfen ums Überleben
Die Caritas Salzburg warnt: „Die Krisenregionen im Nahen Osten kommen nicht zur Ruhe.“ Es sind Millionen Menschen, die in Syrien, Libanon und Ägypten täglich ums Überleben kämpfen. Syrien war neben dem Bürgerkrieg und der bereits zuvor dramatischen Lage (siehe links) auch noch vom schweren Erdbeben betroffen. Der Libanon ist selbst krisengebeutelt und Ziel zahlreicher Geflüchteter. In Ägypten hilft die Caritas Salzburg mittellosen Menschen beim Start in die Unabhängigkeit.
Generell versorgt die Caritas in diesen Ländern tausende Menschen, ermöglicht Bildung und unterstützt die Einheimischen beim Wiederaufbau ihrer Existenz, unter anderem durch das neue Projekt „KAMEH“. Dabei wird 1.200 Kleinbauern in ländlichen Regionen Syriens geholfen, sich vor Ort in ihrer Heimat wieder eine Lebensgrundlage zu schaffen – zumal die Landwirtschaft vor dem Krieg der größte Wirtschaftszweig des Landes war. Im Libanon liegt der Schwerpunkt auf Bildung in Form von Schulen, Kinderkrippen und Tageszentren. „Die Bevölkerung in diesen Ländern ist darauf angewiesen, dass viele Menschen ihre Hände helfend ausstrecken“, ruft Caritas-Salzburg-Direktor Johannes Dines zur Unterstützung auf.
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