Es sind dramatische Schilderungen, die Claudia Prantl, Leiterin der Auslandshilfe der Caritas Salzburg dieser Tage hört. Die Mitarbeitenden der Partnerorganisationen im Libanon berichten ihr von immer mehr Vertriebenen aus dem Süden und Menschen ohne Dach über dem Kopf. Es fehlt an Wasser, Decken und vielem mehr. „Die Helfer sind am Rande der Erschöpfung und selbst betroffen. Ein Mitarbeiter der Caritas Libanon erzählte mir, wie er gerade versucht, seine drei kleinen Kinder in Sicherheit zu bringen.“
Politik oder Religion spielen bei der Nothilfe keine Rolle. „Wir als Caritas konzentrieren uns mit aller Kraft auf die Menschen. Das Wichtigste momentan sind Spenden, damit wir mit den bestehenden Partnern und Strukturen helfen können.“ Es brauche dringend Medikamente, Lebensmittel, Windeln für Babys und Matratzen. „Die Menschen haben oft nicht mehr als ihre Kleider am Leib.“ Mit diesen eindringlichen Worten bringt es Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg auf den Punkt, was momentan im Vordergrund stehen muss.
Dines erinnert auch daran, dass im Libanon, ein Land, so groß wie Tirol, 80 Prozent der Bevölkerung bereits vor dem aktuellen Krieg in Armut lebten. Seit Jahren folgte eine Krise auf die andere. „Wir hoffen, dass sich der Konflikt nicht weiter ausbreitet und die Waffen bald schweigen.“ Ansonsten, befürchtet Dines, „kommt es für die ganze Bevölkerung, die in den letzten Jahrzehnten schon so viel durchgemacht haben, noch dramatischer“. Es seien bereits mehr als eine Million Menschen innerhalb des Landes vetrieben worden und 100.000 ins benachbarte Syrien geflüchtet, ein Land das vom Bürgerkrieg gezeichnet ist. „Das können wir uns in Österreich in keiner Form vorstellen.“ Johannes Dines appelliert in dieser Situation an die Solidarität mit den Schwächsten: „Eine Gesellschaft ist nur dort stark, wo wir zusammenhalten. Lassen wir jene nicht alleine, die gerade ums Überleben kämpfen. Unterstützen Sie uns, damit wir den Menschen im Libanon helfen können. Wir werden einen langen Atem brauchen.“
Die Caritas Salzburg (www.caritas-salzburg.at) ist seit Jahrzehnten im Libanon tätig und unterstützt ihre Partnerorganisationen bei der aktuellen Nothilfe.
Im Libanon präsent sind die Salesianer Don Boscos. Sie haben ihre Schulen für Geflüchtete geöffnet. www.donboscomissionaustria.at
Hilfe vor Ort unterstützt auch ICO, die Initiative Christlicher Orient (www.christlicher-orient.at)
Im Gespräch
Claudia Prantl, Leiterin Auslandshilfe, Caritas Salzburg
RB: Welche Nachrichten erreichen Sie aus dem Libanon?
Claudia Prantl: Jeden Tag kommen neue Hiobsbotschaften. Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Partnerorganisationen. Die erste Frage ist stets: Seid ihr ok? Es herrscht eine große Verunsicherung. Eine Kollegin der Caritas Libanon sagte: „Wir wissen nicht, was ist, wenn wir am nächsten Tag aufwachen.“ Es ist extrem herausfordernd. Vor allem aus dem Süden fliehen die Menschen, es sind schon rund eine Million Vertriebene im Land. Die Notunterkünfte können nicht alle aufnehmen, Menschen schlafen im Freien. Momentan geht es darum, Matratzen oder Lebensmittelpakete zu verteilen. Eine Planung ist schwer möglich. Wir blicken aber bereits mit Sorge auf den Winter. Beeindruckend ist die Solidarität innerhalb der Bevölkerung und der Einsatz unserer Partnerorganisationen. Sie leisten Unglaubliches.
RB: Wie kann die Caritas Salzburg im Libanon helfen?
Claudia Prantl: Seit den 90er Jahren ist die Caritas Salzburg mit ihrer Auslandshilfe im Libanon tätig. Die Bindung ist stark. Umso mehr schmerzt es jetzt, diese dramatische Entwicklung mitzuverfolgen. Es ist die schlimmste Eskalation seit dem Krieg 2006. Wir tun alles, von Salzburg aus die Mitarbeitenden vor Ort zu unterstützen. Dabei hilft uns jede Spende.
Caritasverband der ED Salzburg
IBAN: AT11 3500 0000 0004 1533
Verwendungszweck: Naher Osten
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