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Salzburg. Das Grubenunglück von Lassing (1998), die Lawine in Galtür (1999), der Brand im Tunnel der Gletscherbahn von Kaprun (2000) – die Geschichte der Krisenintervention in Österreich fußt auf der schmerzhaften Erfahrung mehrerer Krisen in kurzer Zeit, wobei quasi jedes Bundesland sein „Gründungstrauma“ zu bewältigen hatte. Für die Geschichte der Salzburger Notfallseelsorge gilt besonders der Brand in Kaprun als „Katalysator der Teambildung“. Dass nach dieser Katastrophe wesentliche Hilfe aus anderen Bundesländern kommen musste, schärfte das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines eigenen Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes, das Salzburg erst im Dezember 2007 als letztes Bundesland bekam.
Heute engagieren sich in vier nach Regionen aufgeteilten Teams der Salzburger Krisenintervention rund 100 Ehrenamtliche und zwei Hauptamtliche. Sie begleiten Menschen vor Ort in Notfällen, Krisen und Trauerfällen. Auch Harald Mattel, neuer Generalvikar der Erzdiözese Salzburg, ist in solchen Extremsituationen als Notfallseelsorger im Einsatz. Die Grundmotivation, Menschen in herausfordernden Situationen zu begleiten, gehöre zu jeder Seelsorgerin und jedem Seelsorger dazu, betont der Geistliche. Notfallseelsorge ist für Mattel somit „eine logische Konsequenz, wenn man Seelsorge ernst nimmt“. An keiner Lebenssituation vorbeizugehen sei nicht nur ein sinnvoller Aufgabenbereich, sondern auch etwas, „das wir uns von Jesus abschauen können. Dass er an der Not der Menschen nicht vorbeigegangen ist“.
Das Spektrum der Krisenintervention, die in ihren Reihen Mitarbeitende aus unterschiedlichen Berufsgruppen vereint, reicht von Gewalt über lebensbedrohliche Situationen bis zu Todesfällen. „Wenn wir in den Einsatz gehen, wissen wir meistens den Ort, einen Namen und ganz grob die Situation. Wir bauen auf den Blaulichtmeldungen auf. Je besser der erste Notruf war, umso mehr Daten haben wir“, schildert Mattel (im Bild unten) den Alltag im Bereitschaftsdienst.
Was danach kommt und wie man dabei den Menschen zur Seite steht? „Reden und Dasein hilft den allermeisten“, sagt der Seelsorger. „Ein erstes kleines Zwischenziel kann sein, etwas mehr vom jeweiligen Geschehen zu erzählen.“ Beim Thema „über den Tod sprechen“ ist es für ihn am wichtigsten, ehrlich zu sein und sich von den Fragen der Menschen leiten zu lassen. Zudem gelte es, je nach Altersgruppe „die richtige Sprache und Erklärung zu finden“.
In erster Linie gehe es bei der Notfallseelsorge und Krisenintervention darum, sich mit den Betroffenen auf die Suche zu machen, was jetzt hilfreich sein könnte. Neben Erfahrungen, was vielen Menschen guttut, sei es wichtig, zu informieren und zu erklären, warum sich manches so oder anders anfühlt, erklärt Mattel. Um bestmöglich auf die Sorgen der Menschen eingehen zu können, helfe natürlich eine gute Gesprächsausbildung, denn: „Was wir tun, ist so einzigartig wie die Situation.“
mig/tom
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