Salzburg. An Möglichkeiten, den Alltag für blinde Menschen zu verbessern und ihre Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu fördern, mangelt es nicht. Das gilt auch für die Kirche. „Wir arbeiten daran, dass sich Menschen mit einer Sehbehinderung noch mehr eingeladen fühlen, in die Pfarren zu kommen. Dass sich die Barrierefreiheit verbessert und Gottesdienste auch für jene Menschen einladend sind, die eine besondere Unterstützung brauchen“, sagt Katharina Spitzer. Sie arbeitet in der Erzdiözese Salzburg seit 2021 als Projektassistentin im Seelsorgeamt. Gemeinsam mit ihrem ebenfalls blinden Ehemann Raphael leitet sie seit gut einem Jahr das zwei Jahrzehnte lang unbesetzte Blindenapostolat Salzburg.
„Schön wäre es, wenn sich die Pfarren und die sehbehinderten Menschen mit ihren Bedürfnissen direkt bei uns melden“, wünscht sich Spitzer, die selbst in der Salzburger Stadtpfarre St. Paul aktiv ist. „Da es so lange keine Institution gab, versuchen wir erst einmal, am Bekanntheitsgrad des Blindenapostolats zu arbeiten. Als wir etwa im Oktober zur Woche des Sehens und dem Tag des weißen Stocks eine Andacht in der Pfarre Gneis veranstaltet haben, sind nur sehende Personen gekommen“, erzählt Katharina Spitzer.
Erleichtert wird die Teilnahme von Sehbehinderten an kirchlichen Ereignissen zum Beispiel durch Texte in größerer Schrift oder Literatur in Brailleschrift (Blindenschrift). Ganz wichtig ist Spitzer dabei der inklusive Charakter der Veranstaltungen: „Dadurch kann es uns vielleicht gelingen, dass es nichts besonderes mehr ist, wenn Menschen mit Blindheit oder einer Sehbehinderung an den Veranstaltungen teilnehmen. Dass aber trotzdem darauf geschaut wird, dass die Rahmenbedingungen so sind, dass sie ohne Barrieren an den Aktivitäten teilnehmen können und/oder in liturgische Dienste mit eingebunden sind. Wir erhoffen uns, bei Menschen mit einer Sehbehinderung durch eine größere Öffentlichkeit bekannter zu werden und vielleicht so ihr Interesse an gemeinsamen Aktivitäten zu steigern – durch Angebote, bei denen sich Nichtbehinderte und Behinderte gleichermaßen denken: Da gehe ich gerne hin.“
An negativen Erfahrungen mangelte es im Leben der 38-Jährigen nicht. „Menschen mit einer Behinderung wird häufig sehr wenig zugetraut und sie werden oft nicht respektiert. Als ich früher mit meiner Mutter unterwegs war, wurde ich häufig wie ein kleines Kind angesprochen oder ungefragt geduzt, obwohl ich längst erwachsen war“, nennt Spitzer ein Beispiel. Auch deshalb engagiert sie sich heute dafür, den Alltag für alle blinden Menschen zu verbessern. „Ob beim Studium an der Uni oder in anderen Bereichen – ich war oft die Person, die etwas zum ersten Mal gemacht hat. Wenn das später einen Mehrwert für andere Sehbehinderte hatte und dadurch Berührungsängste abgebaut wurden, hat mich das natürlich gefreut.“ Ihr abschließender Wunsch an Politik und Gesellschaft: „Das Bewusstsein und die Wahrnehmung, dass Barrierefreiheit nicht nur für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer wichtig ist, sondern dass es verschiedene Arten von Behinderungen gibt, die alle einen individuelen Unterstützungsbedarf haben.“
Kontakt: Tel. 0662/8047-2066 oder per Mail: katharina.spitzer@eds.at
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