Salzburg. Allein in der Stadt Salzburg leben 27.000 Menschen an und unter der Armutsgrenze. Aber man kann noch so viele Statistiken zitieren, letztendlich sind es vor allem die Erzählungen der Helferinnen und Helfer an vorderster Front, die betroffen machen. Wie jene über eine alleinerziehende Frau, die zuerst in Mülln und danach in Parsch von der pfarrcaritativen Salzburger Initiative „ArMut teilen“ unterstützt wurde.
„Sie durchlebte in ihrer Ehe furchtbare Sachen. Als sie sich endlich lösen konnte, stand sie mit vier Kindern da und war völlig am Boden. Sie hat dann in unserem Bereich eine Wohnung bekommen und mittlerweile das Ärgste überstanden“, erzählt Herta Limoser von „Parscher für Parscher“ (eine 2011 gegründete „ArMut teilen“-Initiative von Pfarre und Stadtteilverein Parsch). „Wenn ich euch nicht gehabt hätte ...“, sagt die Betroffene heute voller Dankbarkeit, ohne den Satz zu vollenden. Man kann sich denken, was sie zwischen den Zeilen ausdrücken möchte.
Unser Sozialsystem ist grundsätzlich gut, hat aber immer wieder Lücken, wo sich niemand mehr zuständig fühlt.
Sehr oft sind es Alleinerziehende, ein anderes Mal Mindestpensionistinnen und -pensionisten, die an horrenden Betriebskosten-Nachzahlungen verzweifeln, ein kaputter Kühlschrank, die Wartung der Gastherme oder andere Sonderausgaben, die über den Kopf wachsen. Oder eine hilfsbedürftige Mutter, deren behindertes Kind so sehr gemobbt wird, dass es auf eine Privatschule wechseln muss – inklusive der damit verbundenen Mehrkosten. „Trotz unseres insgesamt guten Sozialsystems gibt es immer wieder Lücken, wo sich niemand mehr zuständig fühlt“, beschreibt „ArMut teilen“-Projektleiter Thomas Neureiter die Sorgen, die ihm tagtäglich begegnen.
Menschen in Not, die sich am „Umverteilungssonntag“ (siehe Kasten) an „ArMut teilen“ wenden, bekommen als Symbol der Hilfe und Hoffnung eine Rose geschenkt – aber vor allem Aufmerksamkeit und konkrete Unterstützung. Armut existiert auch inmitten unseres Wohlstands, vielfach versteckt und schambehaftet, aber nicht weniger existenzbedrohend. Jede Spende hilft.
wissenswert
Sa., 16. 11.: Umverteilungstag
Hilfesuchende können sich mit ihren Anliegen von 9 bis 12 Uhr in folgenden Salzburger Stadtpfarren an Mitarbeitende von „ArMut teilen“ wenden: Mülln (Augustinerg. 4), Herrnau (Erentrudisstr. 5), Parsch (Geißmayerstr. 6), Liefering St. Martin (Triebenbachstr. 26) und Peter und Paul (Lexeng. 1) – sowie am Di., 26. 11. in Itzling (Kirchenstr. 34). Infos und Spendenkonten unter: www.armut-teilen.at
So., 17. 11.: Elisabethsonntag und Welttag der Armen
Gottesdienst mit Bischofsvikar Gerhard Viehhauser um 10 Uhr im Dom. Österreichweite Elisabethsammlung zugunsten der Caritas-Inlandshilfe für Menschen in Not in den Pfarren. Infos unter: www.caritas-salzburg.at
Infos zum Solidaritätsfonds der Erzdiözese Salzburg (gespeist u. a. aus der Zweckwidmung des Kirchenbeitrags) unter: www.eds.at/mut
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