Der Name bei „mitgehn“ ist Programm. „Freiwillige begleiten Menschen zu einem Termin bei einem Amt, der Bank, im Krankenhaus oder zu einer Wohnungsbesichtigung“, beschreibt Herta Liko-Kirchmayr von der Caritas Salzburg die verschiedenen „Schauplätze“. Warum dieses Dasein bei einem Gespräch für manche Menschen Gold wert ist, macht folgende Aussage deutlich: „Die Begleitperson hat viel Ruhe und Zuversicht ausgestrahlt, sodass ich schon im Vorgespräch ruhiger wurde. Und ich hatte das Gefühl, dass mein Anliegen ernst genommen und ich respektvoll behandelt wurde.“
Behördengänge, Anträge auf Sozialunterstützung oder ein Termin bei einer Gesundheitseinrichtung ... das sind Situationen, die für Betroffene nicht selten mit Angst, Belas-tungen und mit Beschämung verbunden sind. „Der Rucksack kann ganz schön schwer wiegen“, weiß Liko-Kirchmayr und ihr Caritas-Kollege Stefan Lechner pflichtet ihr bei. Er erzählt vom ersten erfolgreichen Durchgang von „mitgehn“ im Jahr 2015 unter der Trägerschaft der Österreichischen Armutskonferenz. „Damals lag unser Fokus auf Alleinerziehenden. Bei der jetzigen Wiederauflage des Projekts haben wir alle im Blick, die in irgendeiner Form Benachteiligung und Ausgrenzung erfahren oder von Armut betroffen sind. Fest steht: Der Bedarf ist da.“
Die Freiwilligen bestärken, beruhigen und ermutigen.
Sie sind aber kein Ersatz für hauptamtliche Sozialarbeit.
Die Projektkoordinatorin möchte auch ältere Menschen ansprechen. Angehörige leben häufig weit entfernt und das eigene soziale Netz ist wie man selbst „in die Jahre gekommen“. Wenn dann zum Beispiel ein Termin im Krankenhaus ansteht, bräuchte es jemanden, der mitkommt. „Die Person kommt vielleicht noch ohne Probleme ins Spital, aber dann haut es mit der Orientierung nicht mehr hin. Das alleine macht schon Stress“, beschreibt Liko-Kirchmayr ein mögliches Szenario, in dem „mitgehn“ leicht Abhilfe schaffen kann.
Es macht einen Unterschied, ob zwei Menschen miteinander sprechen oder ob eine dritte Person im Raum ist. Unterstützend, im Hintergrund wirkend – das ist die Aufgabe der Freiwilligen. Momentan steht in der Stadt Salzburg ein sechsköpfiges Team parat. „Wir haben eine Studentin, eine ehemalige Sozialarbeiterin oder einen pensionierten Polizisten.“ Letzterer habe eine junge Frau zu einer Behörde begleitet. Sie sei so unter Spannung gewesen, dass sie beinahe in Tränen ausgebrochen war. Er habe dann mit ihr das anstehende Gespräch durchgespielt. Nach dem Termin habe sie gemeint: „Jetzt bin ich stark genug. Das nächste Mal schaffe ich es alleine.“
Für das Zusammenbringen, also das Matching von Betroffenen und Freiwilligen ist Herta Liko-Kirchmayr zuständig. „Ich schaue, wer passt in welcher Situation am besten zu wem.“ Mitbringen sollten die Begleiterinnen und Begleiter Offenheit, zeitliche Flexibilität und die Bereitschaft, für mindestens acht Termine im Jahr zur Verfügung zu stehen.
Sie haben Fragen zu „mitgehn“?
0676/848210-215 (H. Liko-Kirchmayr) oder www.caritas-salzburg.at/mitgehn
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