RB: Sie haben zwanzig Jahre lang als Mönch in der Benediktinerabtei Seckau gelebt und dann das Kloster verlassen. Heute leiten Sie das Sinnzentrum in Salzburg. Dank Ihrer Ausbildung zur Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor Frankl begleiten Sie Menschen.
Was begeistert Sie an dieser Therapieform?
Christoph Schlick: Ich habe Viktor Frankl mehrere Male getroffen. Seine Persönlichkeit, seine Ausstrahlung haben mich fasziniert und auch wie nahe er dem biblischen Menschenbild ist. So spricht er etwa vom gesunden Kern, der in jedem Menschen ist.
RB: Beim dritten Friedensfest sind Sie als Sprecher auf der Bühne zum Thema „Trotzdem Frieden feiern“. Wie sollen wir den Frieden feiern?
Schlick: Ein Zitat von Viktor Frankl lautet: „Die Welt ist nicht heil, aber sie ist heilbar“ und sein bekanntester Buchtitel lautet „Trotzdem Ja zum Leben sagen“. Er schreibt, dass unser gesunder Kern die Fähigkeit hat zu trotzen. Damit ist nicht das Trotzen eines Kindes gemeint, sondern das Sich-Aufrichten trotz aller schwierigen Um- und Zustände. Wir können für den Frieden beten, um den Frieden ringen und, wie Mahatma Gandhi und Nelson Mandela sagten, muss man manchmal sogar für den Frieden kämpfen.
RB: Wenn Sie davon sprechen, dem Frieden zu trotzen. Wie kann man das im praktischen Leben umsetzen?
Schlick: Wir trotzen nicht dem Frieden. Wir feiern trotz allem Frieden. Dazu gehört auch, dass man zu seinen Ängsten sagt: „Jetzt ist genug. Das ist nur ein Hirngespinst und nicht wahr. Das gaukelt mir mein Verstand vor. Ich lasse mir nicht alles von mir gefallen.“ Viktor Frankl sagte, dass wir nur stark sind, wenn wir für etwas sind. Wenn jemand weiß, wofür, erträgt er fast jedes Wie. Wofür sind wir? Wofür stehe ich auf? Es geht um eine Positivformulierung. Wir sind für den Frieden und trotzen allem anderen. Nun bekommt dieser Begriff Facetten: Frieden heißt dann Geborgenheit, Ruhe, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit, Liebe! Die Hoffnung besteht darin, zu beginnen, diese Liebe zu spüren und diesen Frieden zu spüren. So wirkt das auch auf andere.
RB: Sie sagen, dass Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg ist, sondern ein innerer Zustand. Wie können wir diesen in unser Leben holen?
Schlick: Es fängt immer im Inneren an. Bin ich in einer inneren Balance zwischen all den Auseinandersetzungen, die es gibt, meinen Zweifeln, meiner Freude, meiner Kreativität oder meiner Scham, dass ich nicht so gut genug bin. Wenn ich da in eine Balance komme, dann herrscht Frieden. Ich glaube, die Herausforderung ist, dass wir zwischen unseren inneren Bedürfnissen, Sehnsüchten, Impulsen und dem Äußeren, der Familie, der Gesellschaft, unseren Aufgaben Balance finden. Es wäre vermessen, zu sagen, wir hätten ein Rezept, weder als Religion noch als Psychologie noch sonst irgendwo. Wir können begleiten, Wege anbieten, aber ständig an sich arbeiten, das ist die Herausforderung für jeden Menschen selbst.
teil
nehmen
3. Friedensfest, Kollegienkirche Salzburg: 4. Februar, 19 Uhr, Eintritt frei.
Melodien für den Frieden mit Bettine Clemen, fünf Flöten und Friedensfilmen. Durch den Abend begleiten Verwaltungsdirektor Christian Wallisch-Breitsching, Kurt Bauer, Initiator Friedensfest und Obmann Verein Friedenswerkstatt, Christoph Schlick, Leiter des Sinnzentrums und Tom Stuppner, Peace Keeper.
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