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Zwölf von rund 5.300 Schülerinnen und Schülern der Katholischen Privatschulen in der Erzdiözese Salzburg sind nicht zum Schulstart erschienen. Ein Grund: die verpflichtenden Coronatests. Wie die Schulleitung damit umgeht. von Michaela Hessenberger Im September bleiben etliche Sessel leer: Von rund 7.200 Mädchen und Burschen, die österreichweit ab sofort zu Hause unterrichtet werden, ist von offizieller Seite die Rede. Und die Gründe? „Testverweigerung ist als Motiv für eine Abmeldung vom Unterricht definitiv auf dem Tisch“, sagt Erwin Konjecic. Als Direktor im Amt für Schule und Bildung der Erzdiözese Salzburg hat er sich einen Überblick über die aktuellen Zahlen verschafft. Rund 5.300 Kinder und Jugendliche sind in den Schulen; zwölf Mädchen und Burschen sind von ihren Eltern vom Schulunterricht abgemeldet worden. Die Inhalte vermitteln ihnen Mütter und Väter also zu Hause. Am Ende des Schuljahres oder bereits zum Semester werden die Leistungen in so genannten Externistenprüfungen gemessen. Wie erklärt Konjecic sich die vergleichsweise geringe Zahl der Abmeldungen an den insgesamt zwölf Schulen in der Erzdiözese? „Ein Grund dafür ist wohl, dass das ganze Jahr über viel miteinander gesprochen und dass die Meinung der Eltern immer wertschätzend aufgenommen wird.“ Wer zurückmöchte, ist willkommen „Wer abgemeldet ist, ist vorerst weg“, sagt Konjecic. Der Weg in Schule und Klasse stehe aber offen, betont etwa Winfried Penninger. Er ist Direktor im erzbischöflichen Gymnasium Borromäum und berichtet: „eine Familie, die sehr mit der derzeitigen Situation kämpft, hat sich dazu entschlossen, ihr Kind in den häuslichen Unterricht zu geben“. Penninger habe zu allererst Verständnis gezeigt. Daraufhin habe der Vater sich darüber gefreut, dass der Direktor ihm zusicherte, „dass unsere Türen jederzeit für sein Kind offen sind und dass es nach wie vor Teil unserer Schulgemeinschaft ist“. Penninger sei wichtig, sich in Zeiten wie diesen gegenseitig zu unterstützen, zu verstehen und gemeinsam gute Wege und Lösungen zu finden.
„Jede Abmeldung ist ein Alarmsignal“ Angststörungen, Rückzug, Isolation, fehlende Routine – über die Folgen von Schulabmeldungen hat Andrea Holz-Dahrenstaedt in den vergangenen Wochen viel gesprochen. Die Leiterin der Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg spricht sich prinzipiell dagegen aus, dass Kinder von Eltern zu Hause unterrichtet werden. Kinder brauchen Gleichaltrige zum Lernen und um Kompetenzen, etwa bei Meinungsverschiedenheiten, zu trainieren. Viel wichtiger ist ihr allerdings eine umfassende Schulreform, die bald kommen soll. Längst bekannte Probleme wie Mobbing dürften nicht aufgrund der Pandemie in den Hintergrund rücken, mahnt sie. „Jede Abmeldung ist ein Alarmsignal. Und die Tendenz, Kinder zu Hause zu behalten – eben weil es ungelöste Themen an Schulen gibt – ist keine neue Entwicklung“, sagt Holz-Dahrenstaedt. Freilich wiegt sie ab: Für manche passe Heimunterricht kurzfristig gut. „Aber es ist keine langfris-tige Lösung, dass sich unsere Gesellschaft vereinzelt und Kindern ohne Pädagogik, Didaktik und Kontakt zu anderen Wissen beibringt.“„Kinder haben Rechte“, betont die Juristin. Die Mädchen und Burschen hätten jedoch wenig Informationen darüber, wie sie zu dem kommen, was ihnen zusteht. Kinderrechte kennt das Team der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Die Experten beraten und helfen unter www.kija.at.
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