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In seiner Rede zum 75. Jahrestag der Gründung der Zweiten Republik sagte Kanzler Sebastian Kurz: Wer die Gesellschaft am Laufen halte, solle künftig mehr zum Leben haben. Er erwähnte dabei Supermarktmitarbeitende genauso wie Pflegepersonal. Sind es Lea, Christine, Jovana, Elana oder Rodan, von denen der Kanzler spricht? Die jungen Leute besuchen die Startklasse der „caritas.schule“. Einige von ihnen orientieren sich schon jetzt klar in Richtung Pflege, wie sie bei einem Rupertusblatt-Besuch – noch vor Corona – unterstrichen. Wenn in diesen Wochen von Pflegekräften die Rede ist, dann oft von Helden und Heldinnen. Die Coronakrise hat ihnen eine Welle öffentlicher Wertschätzung beschert. Doch was wird von der Anerkennung und dem Applaus übrig bleiben? „Ich hoffe schon, dass es langfristige Auswirkungen hat und es ein Umdenken gibt. Diese wichtigen Berufe in der Pflege müssen stärker vor den Vorhang. Es braucht bessere Rahmenbedingungen, damit die Leute auf Dauer in dem Bereich bleiben. Jetzt steigen viele wieder aus“, weiß Helmut Bitschnau. Er ist Direktor an der „caritas.schule für Wirtschaft und Soziales“ in der Stadt Salzburg. Nicht wenige seiner Schülerinnen und Schüler arbeiten später in einem Sozial- oder Pflegeberuf. Gerade ist es am Schulstandort in der Eduard-Heinrich-Straße so ruhig wie sonst nur in den Ferien. Wie überall im Land hat das Coronavirus das Lernen nach Hause verlegt. Lernplattformen, E-Mails und Videokonferenzen bestimmen den virtuellen Stundenplan. Fernunterricht kann freilich nur dort funktionieren, wo es Zugriff auf einen Computer gibt. Einige der Jugendlichen, bei denen es an der Ausstattung haperte, konnten sich deshalb einen Schul-Laptop ausborgen. „Es läuft mittlerweile sehr gut“, fällt Bitschnaus Resümee positiv aus. Trotzdem sei die Freude, wenn sich alle wiedersehen, groß. Schule sei eben nicht nur die Vermittlung von Wissen. „Die Gemeinschaft geht jetzt allen ab.“ Kleine Klasse, große Erfolge Eine kleine, fast eingeschworene Einheit, sind die Schülerinnen und Schüler der Startklasse. Noch vor den Ausgangsbeschränkungen öffneten sie ihren Klassenraum für einen Besuch und verrieten ihre Berufspläne:Lea Dominkovic ist zwar erst 15 Jahre alt. Dass sie beruflich einmal in die Pflege gehen möchte, steht für sie schon fest. Eigentlich hatte sie die Fachschule für Sozialberufe angepeilt. „In Englisch passte es mit der Note nicht.“ Das eine Jahr in der Übergangsstufe nutze sie, um Lücken aufzufüllen, und das funktioniere bisher reibungslos. Die sozialen Praxisstunden haben sie zudem noch einmal in ihrem angestrebten Berufsweg bestätigt. Ihren Arbeitsplatz sieht sie entweder in einem Krankenhaus oder Se-niorenheim. Berührungsängste habe sie keine. „Ich höre gerne Geschichten und alte Menschen haben ja schon einiges erlebt.“ Ihre Hauptmotivation sei es aber, anderen zu helfen. Das, so betont, Jovana Stanic (16) aus Kuchl, sei auch ihre Stärke. Irgendwie liege das in der Familie. „Meine ältere Schwester ist Altenpflegerin“, erzählt die junge Frau, die am liebsten den Weg zur Hebamme einschlagen möchte. Dass sie dafür noch einiges leisten müsse, sei ihr klar. „Auf jeden Fall will ich etwas mit Menschen machen. Im Büro sitzen kann ich mir gar nicht vorstellen.“ Ganz so konkrete Vorstellungen wie ihre Kolleginnen hat die 16-jährige Christine Dean aus Lamprechtshausen nicht. In der Startklasse fühle sie sich aber wohl. „Ich habe den Druck an einer anderen Schule erlebt. Wenn du mit 30 anderen in der Klasse bist, wird nicht wirklich Rücksicht genommen. Wir sind hier um die Hälfte weniger, die Lehrer kennen uns besser und gehen auf uns ein, sie erklären Aufgaben mehrmals.“ Das Resultat spiegelt sich in ihren Noten wider. „Früher war Mathematik meine Schwäche.“ Jetzt ist das kein Angstfach mehr. Im Herbst wechselt sie sogar in die Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe. Stefanie Manhart hört den Erzählungen ihrer Schützlinge lächelnd zu. Sie ist ihre Klassenvorständin und erlebte in den vergangenen Monaten die positiven Entwicklungen mit. Ein wesentlicher Erfolgsbaustein ist für sie die Gruppengröße. „Es ist eine überschaubare Klasse mit 13 Jugendlichen. In den Hauptfächern unterrichten außerdem zwei Lehrer. Beides sind optimale Voraussetzungen, um die Schüler zu fördern.“ Schule mit drei Standbeinen Die Startklasse legt dieses Schuljahr ihre Premiere hin. Für einen Großteil der Schüler ist es eine einjährige Übergangsstufe zur Fachschule für Sozialberufe. „Wir hatten immer wieder junge Leute, bei denen der Wunsch, einen Sozialberuf zu ergreifen, nicht mit ihrem Zeugnis zusammenpasste“, berichtet Bitschnau. Er habe sich nach Modellen umgeschaut, damit diese Schüler nicht durch den Rost fielen. Die Lösung war die Startklasse. „Für die nächste Auflage sind schon mehr als 20 Anmeldungen da.“ Über mangelndes Interesse könne er sich auch bei seinen zwei weiteren Bildungsangeboten nicht beklagen. Für die dreijährige Fachschule wie für die fünfjährige höhere Lehranstalt gab es eine rege Nachfrage. Der Höchststand von 235 Schülerinnen und Schülern werde im Herbst wohl noch einmal getoppt. Berufe mit Zukunft Die Zukunfts- und Jobaussichten für die Absolventinnen und Absolventen sowohl an der „caritas.schule“ wie an der SOB – der zweiten Schule der Caritas in Salzburg – sind sehr gut. Das belegen alleine die Zahlen für den Bereich Pflege: Bis zum Jahr 2050 ist laut Österreichischer Wirtschaftsforschung (WIFO) mit einem Anstieg pflegebedürftiger Menschen von derzeit 450.000 auf 750.000 Menschen im Land zu rechnen. Mehr als 50.000 zusätzliche Pflegekräfte werden benötigt, sagen Experten. Ingrid Burgstaller Zwei Schulstandorte caritas.schule für Wirtschaft und Soziales: Der Standort in der Salzburger Eduard-Heinrich-Straße bietet Jugendlichen ab 14 Jahren zukunftsweisende Ausbildungsmöglichkeiten an. Zur Auswahl stehen die dreijährige Fachschule für Sozialberufe und die fünfjährige Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe, Sozialmanagement. Seit diesem Schuljahr gibt es die einjährige Startklasse für Schülerinnen und Schüler, die die Aufnahmekriterien für die Fachschule noch nicht erfüllen. caritas.schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB): Am Standort in der Salzburger Schießstandstraße können sich Jugendliche ab 17 Jahren und Berufstätige ab 19 Jahren zum/zur Pflegeassistent/in, zum/zur Fach- oder Diplomsozialbetreuer/in ausbilden lassen. Die Studierenden haben die Wahl zwischen den Schwerpunkten Familienarbeit, Altenarbeit und Behindertenarbeit. Dazu kommt ein einjähriger Vorbereitungslehrgang ab 16 Jahren. Seit 2015 bietet der Standort auch ein Kolleg für Sozialpädagogik für Berufstätige ab 19 Jahren an. Weitere Infos: www.caritas.schule und www.sob-caritas.at
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