Salzburg. „Nein, ich selbst bin keine auffallend mutige Frau“, sagt Maria Wimmer-Schausberger. Wenn sie aus einer gewissen Höhe hinunterspringen soll, traut sie sich nicht. Und doch ist die Frau, die als Mädchen mit dem Zug in halb Europa unterwegs war und in den 1980er-Jahren in Ecuador benachteiligten Frauen Bildung und Ausbildung ermöglicht hat, ein mutiger Mensch. Neuerdings sogar verbrieft. Denn gemeinsam mit anderen Frauen und Männern aus ihrer Pfarre Salzburg-St. Paul konnte sie gerade erst die „Rose der Menschenrechte“ entgegennehmen. Dieser Preis für ihren Einsatz unterstreicht, dass Wimmer-Schausberger – auch Dank ihres Netzwerks „Engagement für Vertriebene“ –
genau weiß, wie Mut geht.
Müsste sie ein Rezept erstellen, dann würde eine Dosis Mut aus sehr viel Zutrauen und Vertrauen bestehen. Diese Sicherheit kann sie Frauen und Männern aus vielen Ländern geben. Ob Notreisende aus Rumänien und Bulgarien oder geflüchtete Menschen aus Afghanistan und Syrien – Wimmer-Schausberger lenkt den Blick stets auf die positiven Seiten und Talente jedes Einzelnen.
Als die Salzburgerin zum Interview mit dem Rupertusblatt erscheint, holt sie zuerst einen Becher heißen Kaffee für Olympia, eine Bettlerin, die vor dem Café im Schnee am Boden sitzt und auf ein paar Münzen hofft. Erst dann setzt sich Wimmer-Schausberger und beginnt zu erzählen.
„Schon meine Mama hat anderen geholfen und diese Eigenschaft auch bei mir gefördert. Ich war Kindergärtnerin und habe immer wieder gespürt, dass ich andere Menschen einfach unterstützen muss.“ Dieser Drang habe sie schließlich nach Südamerika gebracht, wo sie Frauen in einer Nähschule gefördert hat. Zurück zu Hause in Salzburg hat sie sich immer wieder bei Projekten eingesetzt. Besonders dann, wenn es um Kinder und deren Rechte sowie Bedürfnisse geht.
Was sie sich von der Gesellschaft in ihrer Heimat Österreich wünscht? „Den Mut, sich in Diskussionen gegen unmenschliche Standpunkte zu stemmen. Ich will niemand sein, der nur schimpft. Mir geht es um konstruktives Mitdenken und die Suche nach echten Lösungen.“ Daher wünscht sie sich von den Politikerinnen und Politikern eine christliche oder zumindest eine menschliche Sicht auf Migration und Asyl.
In all den Jahren, in denen Maria Wimmer-Schausberger mit Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern aus zahlreichen Ländern gesprochen und gearbeitet hat, ist schließlich (auch) sie diejenige gewesen, die immer von dem regen Austausch profitieren durfte. „So viele Menschen zu kennen ist so ein Reichtum! Ich lerne andere Sprachen, kenne mich in anderen Kulturen aus und darf Platz nehmen, wenn ich eingeladen bin.“
„Mutig wird man durch das Ausprobieren“, sagt sie. Neues zu wagen mache das Leben immer reicher. Deshalb rät sie den Jugendlichen heute, aus ihren Zimmern und Wohnungen hinauszugehen in die Welt, um eine Ahnung davon zu bekommen, was alles möglich ist. Und wenn jemand zweifelt, dann ist sie gerne als Rückenstärkerin da und erinnert daran, welche Talente jemand hat.
Die „Rose der Menschenrechte“ – verliehen von der Plattform für Menschenrechte – trocknet indes bei Wimmer-Schausberger daheim. Die Urkunde wird einen Rahmen bekommen und besondere Menschen immer wieder einen Becher mit heißem Kaffee an kalten Tagen.
TIPP: Gottesdienstzeiten und Angebote für Weihnachten in der Erzdiözese Salzburg, Impulstexte zu den christlichen Haltungen Mut, Vertrauen, Freude und Friede sowie Feier- und Basteltipps genauso wie alternative Geschenksideen auf den letzten Drücker gibt es gesammelt auf www.eds.at/weihnachten.
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