Salzburg. An die Bombeneinschläge am 24. Februar 2022, dem ersten Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, erinnert sich Olha Zholnina noch gut. „Ich habe in Kiew gelebt und gearbeitet und bin am frühen Morgen von den Explosionen wach geworden. Ich weiß noch, dass ich danach zum ersten Mal in meinem Leben depressiv war. Ich dachte, mein Leben sei zu Ende“, erzählt die wenige Wochen später nach Österreich geflüchtete Lehrerin.
In Wien trifft sie ihre Mutter – sie hatte die Ukraine bereits einige Tage zuvor verlassen. Gemeinsam reisen die beiden Frauen weiter nach Salzburg, „weil die Stadt ein Thema in meinem Schulbuch als Deutsch-Lehrerin in der Ukraine war und ich schon einiges über sie gelesen hatte“. Seit dem Sommer wohnt auch der Neffe bei ihr. „Seine Heimatstadt ist besetzt. Da kann er nicht mehr zur Schule gehen“, sagt Olha Zholnina.
Ihre Ankunft in Salzburg war letztlich ein Zufall, der für die Lehrerin zum Glücksfall wurde. Nach wenigen Wochen erhält sie im Privatgymnasium der Herz-Jesu-Missionare die Möglichkeit, in einer Deutsch-Förderklasse die aus der Ukraine geflüchteten Kinder zu unterrichten – zwischenzeitlich bis zu 23 Jugendliche. Mit der Arbeit ist sie bis heute „sehr zufrieden“, doch die Gedanken schweifen auch immer wieder ab: „Ich lebe parallel in zwei Welten. Hier bin ich glücklich, aber ich lese außerdem ständig die Nachrichten aus der Heimat, wo Verwandte, Freundinnen und Freunde sind.“
Olhas Hoffnung auf eine Rückkehr ist geschwunden: „Als ich aus der Ukraine geflüchtet bin, dachte ich noch, ich komme in zwei Wochen zurück – doch ich habe rasch verstanden, dass das unmöglich ist. Niemand weiß, wann der Krieg zu Ende geht.“
Aktuelles E-Paper