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Salzburg. Aus kleinen Belastungen können im Lauf der Zeit schwere Krisen werden. Zuspruch und Trost leistet in solchen Situationen die Telefonseelsorge. Vor 25 Jahren erhielt sie den Status als amtlicher Notruf 142. Die Gleichstellung mit den Blaulichtorganisationen war 1998 ein richtungsweisender Schritt für den „psychosozialen Notruf“.
Zuhören, ohne gleich von sich selbst zu reden oder alles besser zu wissen. Einfühlsamkeit, Aufmerksamkeit und Zuwendung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Diese Eigenschaften zeichnen seit mehr als 50 Jahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge aus. Die „142“ ist quasi ein „Notruf für die Seele“, der rund um die Uhr anonym und gebührenfrei ereichbar ist. Von 16 bis 23 Uhr wird darüber hinaus eine Chatberatung angeboten – sowie unter 0800/234123 eine eigene kids-line. Jederzeit möglich ist die Kontaktaufnahme per Mail.
Die Anfänge der Telefonseelsorge galten vor allem der Suizidprävention, doch heute umfasst das Themenspektrum ein weites Feld an Krisenintervention und Lebenshilfe. „Einsamkeit und Isolation, das Leiden an psychischen Erkrankungen sowie Konflikte im Zusammenleben sind Topthemen. Die Anrufer wünschen sich ein Gegenüber, das sich einfühlsam zuwendet, ohne zu bewerten oder die Situation schönzureden“, sagt Gerhard Darmann, Leiter der Telefonseelsorge Salzburg und ergänzt: „Bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Suizidgedanken ist wichtig, dass ihr Zustand anerkannt und nicht angezweifelt wird. Nicht selten wird gerade diesen Menschen ‚mangelndes Wollen‘ vorgehalten. Dieses Gefühl, nicht verstanden zu werden, tue besonders weh.“
Wie viel in schwierigen Situationen und Krisen schon ein Gespräch bewirken kann, betont Silvia Breitwieser von der Telefonseelsorge Oberösterreich: „Menschen in einer Krise suchen jemanden, der sie versteht und ihre Verzweiflung akzeptieren und ertragen kann. Wer redet, findet zu sich selbst. Durch das Benennen der eigenen Gefühle ordnen sich Gedanken und Emotionen, beginnen sich erste kleine Perspektiven abzuzeichnen.“
Ehrenamtliche dringend gesucht
Rund 800 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind österreichweit für die Telefonseelsorge tätig – mit zuletzt 181.000 Beratungen im Jahr 2022. In Salzburg startet im Herbst 2023 eine zweijährige fachliche Ausbildung, die bis Juni 2025 auf die Arbeit in der Telefon- und Onlineberatung vorbereitet (einmal pro Monat am Freitag/Samstag). „Die Tätigkeit für Telefonseelsorge und kids-line ist herausfordernd, vielfältig und erfüllend in gleicher Weise. ,Das hat mir auch persönlich sehr viel gebracht‘ ist ein Satz, den wir oft von den Mitarbeitenden hören. Wir freuen uns auf alle, die ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen haben und unser Team in Salzburg verstärken möchten“, sagt Gerhard Darmann.
Infos und Bewerbungen für die Telefonseelsorge-Seminare (Bewerbung bis 31. Mai) unter: www.ts142.at
eds
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