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Graz. Der Gründer der VinziWerke, Pfarrer Wolfgang Pucher, ist nach einem medizinischen Notfall im Urlaub verstorben. Die Hilfsorganisation trauert um ihren „Gründer und Wegweiser, Seelsorger und Freund“. Pucher habe im Laufe der Jahrzehnte hunderten haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Wegbegleitern als Inspiration gedient, betonen die VinziWerke. Tausenden Menschen habe er eine Stimme gegeben und sich für sie „mit unerbittlichem Willen kompromisslos eingesetzt“.
Der Grazer „Armenpfarrer“ verrichtete 60 Jahre lang seinen priesterlichen Dienst unter dem Motto „Armendienst ist Gottesdienst“. Die von Wolfgang Pucher gegründeten VinziWerke unterstützten ab den 90er-Jahren Menschen, „die aus der Bahn geraten sind und deshalb in Armut leben“, wie er selbst in mehreren Interviews erklärte. Zielgruppe waren und sind unter anderem Drogen- und Alkoholabhängige, Obdachlose, Haftentlassene, Bettlerinnen und Bettler. In den mittlerweile 40 Institutionen der VinziWerke in Österreich finden täglich bis zu 450 Personen Unterkunft, 1.400 Personen werden mit Essen und Lebensmitteln versorgt.
Pucher wurde am 31. März 1939 in Hausmannstätten bei Graz als erstes von drei Kindern der Schneiderin Theresia und des Schuhmachers Karl Pucher geboren. Nachdem sein Vater im Krieg gefallen war, musste die Mutter ihre Kinder mit einer kleinen Waisenrente großziehen. Die Familie lebte in einem ungenügend geheizten Haus, ohne Bad, Toilette oder fließend Wasser. Pucher hat laut eigener Angaben Armut und Hunger gekannt: So sei er im bischöflichen Knabenseminar in Graz einer der wenigen Schüler gewesen, die kein Jausenpaket hatten. „Vor Hunger habe ich manchmal in der Vormittagspause aus dem Speisesaal Brot gestohlen“, so Pucher, der nach dem Eintritt in das Klerikat der „Kongregation der Mission“ (Lazaristen) in Graz im Jahr 1963 in der Wallfahrtskirche Mariatrost zum Priester geweiht wurde.
Bei seinen Aktionen für die Ärmsten sei ihm „mitunter menschenverachtender Widerstand“ entgegengebracht worden, erkärte Pucher. Das habe ihn aber nie ans Aufhören denken lassen. Für sein Engagement erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter das silberne Ehrenzeichen für seine Verdienste um die Republik Österreich sowie den Humanitätspreis des Österreichischen Roten Kreuzes.
Stimmen: „Anwalt der Armen“
Von Seiten der Kirche und Gesellschaft wurde auf den Tod von Wolfgang Pucher mit tiefer Betroffenheit und zahlreichen Würdigungen reagiert. Eine Auswahl:
„Die Leistungen von Wolfgang Pucher für die Menschen am Rande kann man nicht hoch genug einschätzen. In den 60 Jahren seines Wirkens als Priester in der Ordensgemeinschaft der Lazaristen und während 50 Jahren als Pfarrer von Graz-St. Vinzenz ist er ein unermüdlich laufender Motor in unserer Diözese gewesen, dessen Bestimmung es war, Not zu lindern.“ (Bischof Wilhelm Krautwaschl, Graz)
„Ein großer Sozialpionier und Freund der Armen, weit über die Grenzen der Steiermark hinaus. Er wird unvergessen bleiben, nicht zuletzt als mutige kirchliche Stimme für Menschen an den Rändern der Gesellschaft. Sein Werk bleibt Zeugnis und Auftrag auch für die Zukunft.“ (Caritas-Präsident Michael Landau)
„Pfarrer Wolfgang Pucher hat jahrzehntelang für die Würde von wohnungslosen Menschen gekämpft und damit Großes bewirkt. Mit seinem Ableben verlieren wir einen Fürsprecher der Humanität.“ (Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer)
„In meiner Zeit als Weihbischof von Graz bin ich oft mit ihm zusammengetroffen und durfte so Zeuge seiner Werke sein. Wolfgang Pucher war ein unerschütterlicher Anwalt der Armen. Er hat das Evangelium nicht nur im Wort, sondern besonders auch in der Tat gepredigt. Sein unermüdliches und unbeirrbares Wirken hat über Jahrzehnte unzähligen Menschen Hoffnung gegeben, die bisweilen alles verloren glaubten. Der Himmel möge ihm lohnen und reich vergelten, was er auf Erden seinen Nächsten an Gutem getan hat.“ (Erzbischof Franz Lackner, Salzburg)
Trauerfeier
Am Samstag, den 12. August 2023, findet um 14 Uhr in der Pfarrkirche Graz-St. Vinzenz das Requiem für Pfarrer Wolfgang Pucher statt.
Infos unter: www.stvinzenz.at
kap
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