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Salzburg. Der erste von drei Schwerpunkten der Österreichischen Pastoraltagung zum Verhältnis von Kirche und Wirtschaft galt dem „christlichen Anspruch“ in der Wirtschaft. „Schöpfungsverantwortung macht eine andere Wirtschaft notwendig“, betonte dazu Bernhard Ungericht. Der Grazer Wirtschaftsethiker führte die Auswüchse von Konsum und lebensbedrohlichem Ressourcenverbrauch ins Treffen – die Ursache von vielen Krisen und Bedrohungsszenarien. Insofern habe der Papst mit seiner Aussage „Diese Wirtschaft tötet“ recht.
Das Dogma vom permanenten Wirtschaftswachstums sei mehrfach gescheitert – eine „Plünderökonomie“, die auf „Raubbau“ beruhe und kein menschenwürdiges Leben für alle garantiere. Kriege um natürliche Ressourcen wie Wasser, Land, Nahrung und Bodenschätze würden zunehmen, prophezeit Ungericht. Ein Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit sei zwar extrem schwierig, aber mit entsprechendem politischem Willen machbar: „Wirtschaft folgt keiner Naturgesetzlichkeit. Ökonomische Fragen sind immer auch politische und ethische Fragen. Wessen Interessen werden auf wessen Kosten durchgesetzt?“ Auftrag der Kirche sei es, als geistiges und spirituelles Zentrum die Stimme für ein verantwortungsvolles Wirtschaften zu erheben.
„Kirche als Unternehmerin/Arbeitgeberin“ – zu diesem zweiten Schwerpunkt erklärten die Experten, dass aufgrund zunehmend problematischer Finanzierung immer mehr Rücklagen aufgebraucht werden und in Zukunft wohl verstärkt hauptamtliche Aufgaben von Ehrenamtlichen übernommen werden müssen. Gelder müssten verstärkt „sozialpflichtig“ und nicht zur „Selbstdarstellung“ eingesetzt, Gewohnheiten hinterfragt werden. Die Kirche sollte aber weiter ein relevanter „Player“ im Gesundheits- und Bildungswesen bleiben. Wichtig seien außerdem die Richtlinien für „ethische Geldveranlagungen“. Ein Workshop war der Frage „Kirchenbeitrag – quo vadis?“ gewidmet (siehe unten).
Zum Schwerpunkt kirchliche Arbeitswelt betonte P. Christian Marte, Rektor des Innsbrucker Jesuitenkollegs, die christliche Perspektive der „Sinnorientierung statt einer Gewinnmaximierung“. Es spreche nichts gegen Leistung, aber viel gegen überzogene Leistungsbegriffe: „Christlich sein bedeutet Maß halten.“ Zudem bräuchten Führungskräfte eine Mentalität, wie sie Jesus gegenüber den Jüngern mit der „Fußwaschung“ symbolisiert hat – wer ab und zu eine demütige, knieende Perspektive einnimmt, macht die Mitarbeitenden groß statt klein.
P. Christian Marte, Rektor des Innsbrucker Jesuitenkollegs.
Kirchenbeitrag – Quo Vadis
Optimierung statt völlig neuem Modell
Die katholische Kirche in Österreich hat mit knapper werdenden Mitteln zu kämpfen. Viele Überlegungen kreisen daher um Möglichkeiten, die Zahl der Kirchenaustritte zu reduzieren. Der Kirchenbeitrag – so die Expertenmeinung – sei zwar ein oft genannter, aber nicht der einzige Grund. „Das Thema ist komplexer. Oft ist der Austritt ,wegen‘ des Kirchenbeitrags nur das formale Nachziehen einer Entscheidung, die schon viel früher erfolgt ist“, sagt Wolfgang Paset, Leiter des Kirchenbeitragsdienstes der Erzdiözese Wien (im Bild).
Gegenmodelle reichen vom Ausbau der Mitgliedervorteile (Mitgliederkarten, die auch anderswo Ermäßigungen bieten) bis hin zu gänzlich neuen Konzepten der Finanzierung. Oft genannt wird dabei ein Steuerwidmungsmodell über eine Kultursteuer (wie in Italien). Dabei entscheidet der Steuerzahler, ob er seinen Pflichtbeitrag der Kirche oder einer anderen Institution widmen will. Vorteil: Es gibt keinen Anreiz für den Kirchenaustritt aus finanziellen Gründen. Nachteil: Man muss aktiv für seine Institution werben und die Einnahmen würden drastisch schrumpfen. Aktuell ist dieses System daher für Österreich keine Überlegung.
Ziel ist demzufolge die Optimierung innerhalb der bestehenden Vorgaben. Dass nunmehr 600 statt bisher 400 Euro Kirchenbeitrag steuerlich absetzbar sind, ist für Paset eine „wichtige Motivation“. Auch dass man den Kirchenbeitrag in Österreich zu 50 Prozent für eine bestimmte Institution (zum Beispiel die Caritas) zweckwidmen kann, wird beworben. Außerdem müsse mit der „richtigen Haltung“ mit Beschwerden und Austrittswilligen umgegangen werden: „Wir sind kein kirchliches Finanzamt, sondern eine Servicestelle.“ Oft reiche ein verständnisvolles Gespräch, dass jemand, der sich über die Kirche oder eine bestimmte Person geärgert hat, am Ende doch nicht austritt.
kap/tom
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