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Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts in Gesellschaft und Kirche sind für Sr. Franziska Madl, die stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, nicht mehr argumentierbar. Sie fordert bei der Besetzung wichtiger Positionen mehr Transparenz, Vertrauen in die Fähigkeiten aller, eine faire, geschlechtsunabhängige Bezahlung und die Umsetzung des Gleichbehandlungsgesetzes.
Aufgrund des fehlenden Priesternachwuchses und der immer größer werdenden Pfarrkonstrukte sei die Kirche gezwungen, eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen sowie Frauen und Männern zu fördern.
„Ein 20-Jähriger, der das Priestertum in Erwägung zieht, erhält andere Chancen als eine Frau, die Theologie studiert“, ist die Priorin der Gemeinschaft der Dominikanerinnen Wien-Hacking überzeugt. Ändert sich nichts, würden sich immer mehr junge Frauen von der Kirche verabschieden oder sich weniger engagieren.
Die Ordensfrau nimmt auch Feindseligkeiten gegenüber Religionen wahr, die sie auf fehlendes Wissen zurückführt. In ihrer Ordenstracht ist sie als gläubige Frau sichtbar. „Mich schockiert der mangelnde Respekt im zwischenmenschlichen Umgang. Kleidung ist eine Projektionsfläche für Vorurteile“, sagt Madl.
Auf Unverständnis stoße ihre be-wusste Entscheidung für ein Leben in Gemeinschaft: „Die Entscheidung für einen Orden ist keine Ablehnung von Familie und Kindern“, betonte die Dominikanerin, die gleichzeitig kritisiert, dass kinderlose Frauen klischeehaft bemitleidet oder verurteilt würden. Da sich die aktuelle Tendenz für extreme Meinungen auch in der Kirche abzeichnet, plädiert sie für einen Weg der Mitte zwischen Bewahrungsbemühen und Erneuerungsbestrebungen.
kap
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