Salzburg. Gut 60 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965), aus dem die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ hervorgegangen ist, hat das Thema des Dialogs zwischen Theorie und Pastoral nichts an Aktualität verloren. Zum Jubiläum treffen sich Expertinnen und Experten demnächst im Salzburger Bildungszentrum St. Virgil sowie Anfang 2025 in Deutschland zu zwei Tagungen. „Pastoraltheologie und Pastoral sind gefordert, Antworten zu geben, die noch stärker an den Lebenswelten der Menschen andocken. Entsprechend ist dies nicht nur eine akademische Tagung, sie holt die Praktikerinnen und Praktiker, Pastoralassistentinnen und -assistenten dazu. Wir hoffen auf fruchtbaren Austausch mit Impulsen und Praxisprojekten“, erklärt Jakob Reichenberger, Direktor von St. Virgil.
„Es ist der Versuch, die Theologie, wie sie an den Hochschulen gelehrt wird, wieder stärker ins Gespräch mit der pastoralen Praxis zu bringen, weil wir das Gefühl haben, das läuft ein bisschen nebeneinander her, und es wäre doch schön, voneinander zu lernen“, konkretisiert Michael Quisinsky, Professor für Systematische Theologie und einer der Tagungs-Verantwortlichen. Eine entscheidende Bedeutung komme dabei dem Wort „gemeinsam“ zu. „Also nicht ,die Praxis lernt von uns Theologen‘ oder ,mal schauen, was man pragmatisch macht‘, sondern wirklich ein gemeinsames Überlegen“, wünscht sich Quisinsky.
Im Fokus der Tagung stehen eine Verschränkung der Bereiche und das gemeinsame Weiterdenken. „Gaudium et spes“ sei nach wie vor inspirierend und beinhalte hilfreiche und wichtige Impulse, „aber wir möchten nicht nur zurückblicken und eine Bestandsaufnahme machen, sondern den Weg in die Zukunft weitergestalten“, sagt Quisinsky.
Leben und Lehre, Praxis und Theorie, Pastoral und Dogma befruchten sich wechselseitig in einem nie abgeschlossenen Lernprozess.
Der Grundgedanke: „Leben und Lehre, Praxis und Theorie, Pastoral und Dogma befruchten sich wechselseitig in einem nie abgeschlossenen Lernprozess. Wir müssen Kirche von der Welt her denken – im Sinne einer nie beendeten Kirchenreform. Kirche ist von daher immer in Bewegung und muss sich immer fragen: Ist sie auf der Höhe dieser Botschaft, die sie in die Welt sendet? Das geht nur, wenn man im Dialog ist. Man ist nicht das Gegenüber, sondern Teil dieser Welt.“
Ob man es kirchlich „Aggiornamento“ oder weltlich „update“ nennt, die tägliche Anpassung an die Gegenwart sei unerlässlich. Quisinskys Fazit: „Kirche kann eigentlich nur ihre Aufgabe erfüllen, wenn sie den Blick von außen zu ihrem eigenen macht. Sie muss lernen, sich mit den Augen der anderen zu sehen – und zu verstehen. Das heißt nicht, dass ihr Glaube dadurch weniger intensiv wird, er wird im Gegenteil intensiver, denn auch Jesus ist ja letztlich dialogisch mit Menschen umgegangen.“
Michael Quisinsky, Professor für Systematische Theologie und ihre Didaktik (PH Karlsruhe)
teilnehmen
Mit Gaudium et spes in die Zukunft. Lernräume zwischen Dogma und Pastoral (23. bis 25. September).
Tagung mit namhaften Theologinnen und Theologen aus dem deutschsprachigen Raum im Bildungszentrum St. Virgil. Tagungsverantwortliche: Bernd Hillebrand (Uni Graz), Michael Quisinsky (PH Karlsruhe), Österreichisches Pastoralinstitut und St. Virgil Salzburg.
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