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Wien. Sie kamen in den Stephansdom, feierten in der Wiener Jesuitenkirche und der Dominikanerkirche mit oder verfolgten die Rundfunk-Übertragung – es war eine Welle der Dankbarkeit, mit der vergangenen Samstag live vor Ort und in den heimischen Wohnzimmern der scheidende Kardinal und Wiener Erzbischof Christoph Schönborn gewürdigt wurde.
Die Gruppe der rund 4.000 in den Kirchen Mitfeiernden war bunt gemischt: Familie und Freunde, Gratulanten aus den Pfarren und Ordensgemeinschaften – mit den Vorsitzenden Erzabt Korbinian Birnbacher und Sr. Franziska Madl –, Bischöfe aus dem In- und Ausland, Haupt- und Ehrenamtliche, Vertreter der Ökumene und des öffentlichen Lebens. Für spontanen Applaus sorgte die von Bundespräsident Alexander Van der Bellen gewählte Bezeichnung „Pontifex austriacus“ für Kardinal Schönborn. Wörtlich erklärte das heimische Staatsoberhaupt: „Sie sind ein Mann des Zuhörens, ein Mann des Dialogs, ein Mann des Friedens.“ Während seines rund 30-jährigen Wirkens sei der Wiener Erzbischof „wann immer nötig auf Seiten der Schwachen, der Ausgegrenzten, der Benachteiligten“ gestanden. „Nicht immer zur Freude der politisch Mächtigen“, so Van der Bellen.
Sie sind ein Mann des Zuhörens, ein Mann des Dialogs, ein Mann des Friedens – und wann immer nötig auf Seiten der Schwachen.
Der Geehrte selbst richtete in seiner Predigt „einen dankbaren Blick auf unser Land, auf Österreich“, aber auch auf die „tieferen Quellen der Hoffnung“ anhand der biblischen Texte der Feier. „Ohne das gute, gelebte Miteinander hätte ich nie meinen Dienst tun, mein Amt aktiv ausüben können, aus dem ich mich nun bald verabschiede“, sagte Kardinal Schönborn rückblickend und plädierte einmal mehr für ein „Gelingen des gesellschaftlichen Miteinanders von Eingesessenen und Dazugekommenen“.
Auf seine persönliche Lebensgeschichte als Flüchtlingskind verweisend, sagte Schönborn: „Ein Herz für Flüchtlinge zu haben, gehört zur Menschlichkeit. Mitgefühl ist das, was erst eine Gesellschaft menschlich macht. Unbarmherzigkeit vergiftet die Gesellschaft und uns selbst.“ Sein größter Wunsch zum Abschied: „Das gegenseitige Wohlwollen soll nie verloren gehen, auch wenn wir Konflikte haben.“
Erzbischof Franz Lackner, Schönborns Nachfolger als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, würdigte die Verdienste des Kardinals im Vorfeld mit den Worten: „An der Schwelle zum 21. Jahrhundert hat er alle großen Entwicklungen, alle Weichenstellungen der Kirche in Österreich und auch in der Welt entscheidend mitbestimmt und mitgestaltet.“
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