Michaelbeuern. Heute herrscht geschäftiges Treiben an der Privaten Mittelschule (PMS) in Michaelbeuern. Kein Wunder, die Aufregung steigt, je näher der große Tag kommt. Nur alle vier Jahre wird hier nämlich ein Musical „erfunden“ und aufgeführt. Von der ersten Idee, über die Texte, die Musik, den Tanz, die Kostüme, das Bühnenbild – einfach alles für eine professionelle Darbietung, nehmen Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen selbst in die Hand. „Ich habe mir in den Kopf gesetzt, heuer wieder eine derartige Veranstaltung auf die Beine zu stellen“, sagt Pädagoge Josef Huber. Er ist hauptverantwortlich für das Musical mit dem viel versprechenden Titel „Timerunner – oder wies an Ötzi fost vertrogn hätt...“.
Alle, die mittun, seien gleich wichtig, sagt Huber und gibt das Wort an Franka Hangler. Sie war selbst Schülerin in Michaelbeuern und unterrichtet nun seit einem Jahr Deutsch und Physik. Die junge Lehrerin hat mit Frater Gregor die Texte geschrieben. „Eine Nacht lang habe ich getextet. Frater Gregor hat dem ganzen dann den Feinschliff gegeben.“ Für die musikalischen Noten zu den Musicalliedern sind Josef Huber und Christian Giglmayr verantwortlich.
Was das Autorenteam auf Pa-pier gebracht hat, klingt spannend. Herausgekommen ist eine aufregende Zeitreise von Ötzi und einer Schamanenpraktikantin wie ein Blick ins Drehbuch zeigt: Die beiden leben im Jahr 3.250 vor Christus in der Jungsteinzeit. Weil Ötzi mit seiner Erbtante noch eine Rechnung offen hat, möchte er in die Vergangenheit reisen. Doch da passiert das Missgeschick mit dem Zaubertrank und die Schamanenpraktikantin tanzt auch noch in die falsche Richtung. Sie landen im Jahr 2023. Die Reise zurück gestaltet sich voll mit Stolpersteinen, ein Zwischenstopp im Mittelalter kostet ihnen fast Kopf und Kragen. Nicht einmal Getränke wie Wein oder das berühmte Augustinerbier bringen die gewünschte Wirkung. Ob die zwei es letztendlich doch schaffen, bleibt ein Geheimnis. Nur soviel sei verraten: Das Publikum darf sich auf 17 verschiedene Rollen und dank Frater Gregors Wortgewandtheit auf zahlreiche Gags freuen. So kommt eine Henkerin ebenso vor wie ein König und eine Kellnerin.Auch über gesellschaftskritische Pointen wie die Feinstaubbelastung des Scheiterhaufens, den veganen Löwen im Amphitheater und den Fachkräftemangel darf gelacht werden.
Was Josef Huber und seine kreativen Köpfe gerne preisgeben, ist alles, was rund um das Musical passiert. „Zu den Castings meldeten sich 120 Kinder. Damit haben wir niemals gerechnet. Ich habe die Nacht vorher nicht geschlafen, weil ich dachte, es kommen nicht mal zehn Leute. Deshalb haben wir mehrere Rollen auf ein Kind verteilt. Nach dem Casting mussten wir das ganze wieder neu gestaltet und sogar neue Lieder dazu schreiben“, erzählt der Pädagoge schmunzelnd.
Seine Kollegin Diana Wimmer, die sich in der Regie einbringt, ergänzt: „Wir haben Kinder zwischen 10 und 14 aus allen Jahrgängen gecastet. Interessierte mussten eine Szene aus dem Stück einstudieren und vor einem Publikum vortragen. Da war schnell klar, wer sich gut eignet. Proben sind nun immer Montag nachmittags, außerhalb des regulären Stundenplanes.“ An unzählige Dinge müsse man denken, meint Diana Wimmer: „Für die Gestaltung des Plakates haben wir sogar einen Schülerwettbewerb veranstaltet.“
Neben den 70 Darstellenden und den 38 Musikern, die bei jeder Aufführung auf der Bühne stehen, sind noch weitere fleißige Helferlein am Werk. Sei es bei der Technik, bei den Requisiten oder Kostümen. Das Bühnenbild malten Kinder gemeinsam mit Lehrpersonen auf eine dünne, fünfeinhalb Meter breite Holzplatte. „Man muss sich vorstellen: Alles soll ganz schnell gehen, wenn die Szenerie wechselt. Das üben wir, damit dann nichts schief geht“, sagt Frater Gregor. Auch die Instrumentalisten überlassen nichts dem Zufall: „Wir proben seit Oktober, damit die Töne sitzen“, meint Huber.
Um das Musical perfekt auf die Bühne zu bringen, ist jede Rolle gleich doppelt besetzt. Die zwei Ötzis, Florian Berschl und David Wimmer, finden es richtig klasse, dass sie mitspielen dürfen. Beide haben ihre Rollen schon gut gelernt. Ebenso wie die zwei Schamanenpraktikantinnen. „Ich bin trotzdem ein bisschen aufgeregt“, gesteht Jasmin Werdecker-Davies und Mia Uhlir freut sich, dass sie ein Talent in sich entdeckt hat: „Das hätte ich nie geglaubt, dass soviel in mir steckt“, freut sich die Erstklasslerin. „Talente und Fähigkeit werden zu Tage gebracht und gefördert. Wann haben die Kinder die Gelegenheit ihre Gaben vor so vielen Leuten zu zeigen? Es geht dabei auch um Verantwortung, Sie müssen bei den Proben dabei sein, die Texte lernen, sich in die Gruppe einfügen. Die kleinste Sache fehlt dann bei der Aufführung, wenn zum Beispiel kein Glas da steht“, erklärt Frater Gregor.
Die Vorstellungen finden vom 14. bis zum 17. Juni im Turnsaal mit dem royalen Namen „Königsberger Halle“ statt. Zuschauen dürfen nicht nur Blaublütige, sondern alle, die dieses großartige Musical live erleben möchten.
Termine: Mittwoch, 14. Juni, Do.,15. Juni, Fr., 16. Juni, jeweils 19 Uhr sowie Samstag, 17. Juni, 14 und 19 Uhr.
Aufgeführt wird das Musical in der Königsberger Halle (Turnhalle).
Karten (5 Euro) gibt es bei den Schülerinnen und Schülern der PMS Michaelbeuern, der Raika Michaelbeuern und bei Sport Rinnerthaler in Schalchen.
Infos: musical-michaelbeuern.jimdosite.com
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