Salzburg. Es ziert jede Titelseite des „Rupertusblattes“, Briefköpfe, Websites und Visitenkarten der Erzdiözese und vieles mehr: das im Salzburger Dommuseum zu bestaunende Rupertuskreuz. „Geprägt von der angelsächsischen Kunst und jener des Mittelmeerraums, könnte dieses größte erhaltene Metallkreuz des Frühmittelalters auch auf Salzburger Boden entstanden sein“, bleibt der Ausstellungstext bewusst vage, denn um das kunsthistorisch wertvollste Objekt des Dommuseums – eine Leihgabe der Pfarrkirche Bischofshofen – ranken sich mehr Spekulationen als Fakten.
„Es ist zugleich eines unserer rätselhaftesten Exponate, weil dazu fast nichts dokumentiert ist. Wer hat es in Auftrag gegeben, wann und wo ist es entstanden? Eine jüngere These hinterfragt sogar, ob es überhaupt in liturgischer Verwendung oder ursprünglich vielmehr ein Siegeskreuz war“, erklärt Reinhard Gratz, Direktor des heuer vor 50 Jahren gegründeten Salzburger Dommuseums. Aber: Zumindest der genauen Datierung könnte man demnächst einen Schritt näher kommen. „Spätestens Anfang März wird das Rupertuskreuz anlässlich des Jubiläums zur Restaurierung nach Wien gebracht. Davon erhoffen wir uns auch neue Erkenntnisse, insbesondere durch eine Isotopenuntersucheung des Holzkerns“, sagt Gratz. Einzige Ungewissheit: „Das Holz könnte im Laufe des Mittelalters auch einmal ausgetauscht worden sein.“
Das Salzburger Dommuseum zählt übrigens zu den jüngsten seiner Art, obwohl es bereits seit 1890 mehrere Anläufe gab. Einmal zerschlugen sich die Standortpläne, ein anderes Mal verschwanden in den Wirren des Zweiten Weltkries die bereits gesammelten und archivierten 81 Exponate spurlos. Sogar die Vision des heutigen DomQuartiers gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon einmal, doch erst unter Prälat Johannes Neuhardt wurde 1974 aus den gelegentlich genutzten Ausstellungsorten ein dauerhaft bespieltes Museum, das der Gründungsdirektor in der Folge zwei Jahrzehnte lang leitete. „Unter ihm hat sich das Dommuseum mit interessanten Sonderausstellungen einen Namen gemacht“, erinnert sich der heutige Direktor Reinhard Gratz.
Den Kernbestand des Museums bildet der Domschatz. Ein Objekt, das dem Namen „Schatz“ dabei alle Ehre macht, ist die mit Diamanten, Smaragden, Rubinen und Saphiren „von vorzüglicher Qualität“ sowie vielen weiteren Edelsteinen besetzte Pretiosenmonstranz (1697) von Ferdinand Sigmund Amende. Sie ist ein einzigartiges und auf den Materialwert bezogen wohl das wertvollste Exponat des Dommuseums.
„Das ist sicher so und viele möchten gerne wissen, wie viel die Pretiosenmonstranz (im Bild) wert ist, aber das können und wollen wir nicht sagen – zumal es sich dabei nicht um ein reines ,Museumsstück‘ handelt. Die Monstranz ist nach wie vor zweimal im Jahr in der Liturgie im Einsatz, obwohl einer meiner Vorgänger versucht hat, es dem Domkapitel auszureden“, liefert Gratz gleich die Erklärung für seine Zurückhaltung bei der Wertbestimmung und eine ständige Angst um die wertvollen Edelsteine mit.
Schon in der Vergangenheit weckte der Domschatz stets Begehrlichkeiten, vor allem die Erzbischöfe und weltlichen Herrscher legten immer wieder Hand an. Wolf Dietrich ließ einen vier Meter breiten Hochaltar aus Silber einschmelzen (schaffte aber auch neue Werke an), die Objekte der ursprünglichen „Kunst- und Wunderkammer“ verschwanden nach Wien und Florenz. Und ein wertvolles Ausstellungsstück fiel einem äußerst unglücklichen Unfall zum Opfer. 2002 fiel durch einen Materialfehler der Vitrine ausgerechnet jene edle Schale zu Boden, die auf dem Werbeplakat für die Bergkristall-Ausstellung im Dommuseum abgebildet war. „Furchtbar. Die Leihgabe aus dem Kunsthistorischen Museum zersprang dabei in tausend Scherben“, erinnert sich Gratz an „den größten Schock in meiner Laufbahn“.
Mit einem Aktionstag am 6. April und Sonderausstellungen werden heuer die Jubiläen „50 Jahre Dommuseum“ und „10 Jahre DomQuartier“ gefeiert, siehe: www.domquartier.at
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