Salzburg. An der Karriere als Reisemaler führte für den jungen Hubert Sattler (1817–1904) wohl kein Weg vorbei. Vater Johann Michael schuf 1825 bis 1829 das berühmte „Sattler-Panorama“ und ging danach mit diesem einzigartigen Salzburg-Rundgemälde zehn Jahre lang auf eine Art Europa-Tournee. Wo man auch hinkam, war das Panorama eine Attraktion und der Eintrittspreis die Haupteinnahmequelle der Familie Sattler. Der anfangs 13-jährige Hubert war immer mit dabei, lernte dabei das Handwerk von seinem Vater und fertigte in dieser Zeit selbst erste Skizzen an. Nach der Rückkehr folgten dann die eigenen Reisen zu exotischen Orten – von Europa aus über den Vorderen Orient bis nach Amerika.
Aus den unterwegs gezeichneten Skizzen fertigte Hubert Sattler in der Heimat großformatige, in Öl ausgeführte Kosmoramen an. Zusammengesetzt aus den griechischen Worten „cosmos“ (Welt) und „orama“ (Ansicht), handelte es sich dabei um besagte Ansichten der Welt, die – oft unter Zuhilfenahme spezieller Guckkästen – öffentlich gegen Entgelt präsentiert wurden. Um das alles zu verstehen, muss man sich ein wenig in die damalige Zeit hineinversetzen. Der Massentourismus war noch unbekannt. Orte, die wir heute selbstverständlich bereisen, waren für die meisten Menschen unerreichbar, optische und mündliche Reiseberichte von Sehnsuchtsorten entsprechend gefragt.
Was auffällt, ist die Detailverliebtheit. Es war das Zeitalter der aufkommenden Fotografie.
„Was an den Gemälden von Hubert Sattler auffällt, ist – wie beim Salzburg-Panorama seines Vaters – die Detailverliebtheit. Man darf nicht vergessen, dass es das Zeitalter der aufkommenden Fotografie war“, sagt Katja Mittendorfer-Oppolzer, Kuratorin der bis Jänner 2025 laufenden Hubert-Sattler-Ausstellung „Heilige Orte“ in Salzburg (im Bild unten). Daraus erkläre sich ein gewisses Konkurrenzdenken, aus dem die Reisemaler dieser Zeit um ihres Profits willen „noch das Maximum herausholen wollten“.
Nomen est omen widmet sich die Ausstellung „Heilige Orte“ im Nordoratorium des DomQuartiers mit 19 Kosmoramen und dazugehörigen Zeichnungen den weltweit vom Künstler bereisten Kultstätten verschiedener Religionen. In Kooperation mit dem Salzburg Museum wurden für die Auswahl der Exponate mehr als 1.000 Skizzen und 137 Kosmoramen gesichtet. Rasterungen auf den Zeichnungen verraten, wie Hubert Sattler die Motive vom Kleinformat auf die großen Gemälde übertragen hat.
Die Kaaba in Mekka ist dabei ebenso zu sehen wie Ruinen eines Venus-Tempels im Libanon oder der an der Karibikküste gelegene Maya-Tempel im mexikanischen Tulum. Ein Kosmorama aus Österreich zeigt die Idylle der Pfarrkirche Heiligenblut noch vor dem Bau der Großglockner-Hochalpenstraße (großes Bild oben). Einziges Ausstellungsstück aus der Hand des Vaters Johann Michael Sattler ist eine Ansicht des Salzburger Doms – eine Reverenz an den Ausstellungsort.
Hubert Sattler
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