RB: Glückwunsch! Ihr Buch „sieben. die Schöpfung“ wurde mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis der Deutschen Bischofskonferenz und dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Haben Sie damit gerechnet?
Linda Wolfsgruber: Gerechnet? Nein, das würde ich nicht sagen. Ich freue mich sehr über die beiden Preise und bin auch überrascht, dass ich den Buchpreis der Deutschen Bischofskonferenz ein zweites Mal erhalte. 2010 bekamen ihn Heinz Janisch und ich bereits für unser Buch „Wie das am Anfang war“.
RB: Wie lange arbeiteten Sie an Ihrer Interpretation der Schöpfungsgeschichte?
Wolfsgruber: Vor zehn Jahren habe ich bereits das Storyboard dazu für einen kanadischen Verlag gezeichnet. Dann ging meine Verlegerin in Pension und ich packte die Entwürfe in meine Schublade: Da ich so gut wie nichts wegwerfe, finden sich dort all meine Arbeiten. Dann kam die Pandemie und ich erzählte einer guten Freundin von meiner Sehnsucht, einmal länger an einem Thema dranzubleiben und mich zu vertiefen.
RB: Wie schnell fanden Sie wieder ins Thema zurück?
Wolfsgruber: Es war ja nie weg. Ich hatte auf einmal viel Zeit, alle Lesereisen waren wegen der Pandemie storniert und so arbeitete ich einfach weiter: mindestens zwölf Monate lang, sehr intensiv und mit großer Freude. Anfangs wollte ich eigentlich ein silent-book, also ein textloses Buch, gestalten. Aber dann wurde mir bewusst, dass nicht mehr alle die Abfolge der Tage der Schöpfungsgeschichte präsent haben. Ich entschied mich daher den Text der Einheitsübersetzung an den Rand zu setzen, das gibt den Illustrationen auch einen Rahmen.
RB: Sie sind in Südtirol geboren und aufgewachsen, haben kürzlich Ihren 60. Geburtstag gefeiert. Ist Ihr Buch eine Hommage an Ihre Kindheit?
Wolfsgruber: Biblische Themen zu bearbeiten ist für mich keine Alters-, sondern eine Jugendfrage: Schon als Kind haben mich die biblischen Geschichten fasziniert, die ich vorgelesen oder erzählt bekam. Dann las ich sie selber, später dann in der Pubertät verstand ich die Evolution, was aber der Faszination der Geschichten keinen Abbruch tat. Diese Verbindung entdeckt man auch in meinen Illustrationen.
RB: Mit welchem Tag haben Sie begonnen?
Wolfsgruber: Mit dem ersten Tag. Das Bild ist eigentlich ein Recycling-Bild: Ich entdeckte die Illustrationen in meiner Schublade. Für den ersten Tag, an dem es noch finster ist, habe ich eine Collage gestaltet: Man erkennt in den dunklen Steinen aber bereits einen rötlich-grünlichen Schimmer. So fing es an.
Buchtipp:
In starken Bildern „zeichnet“ Linda Wolfsgruber die Schöpfungsgeschichte. Und mit der schlicht formulierten und dennoch zentralen Erkenntnis „Weil sie uns anvertraut ist …“ leitet die Künstlerin in den Schöpfungshymnus ein.
Linda Wolfsgruber, sieben. die schöpfung, durchgehend farbig illustriert, gebunden, Innsbruck–Wien 2023, Tyrolia-Verlag, 120 S., 26 €, ISBN 978-3-7022-4150-6.
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