Salzburg. Das fast 800 Jahre alte Offizium „Franciscus vir catholicus“ (Franziskus, der katholische Mann) ist ein in Reimen geschriebenes mittelalterliches Choralwerk der Spätgregorianik zu Ehren des gleichnamigen Heiligen – daher auch die Bezeichnung „Reimoffizium“. Es wurde im Auftrag von Papst Gregor IX. in großen Teilen von Julian von Speyer (gest. 1250) komponiert und zusammengestellt. Dieser war Hofkapellmeister der französischen Könige und trat danach als Minderbruder in den Franziskanerorden ein. Eine Musikwissenschaftlerin bezeichnete ihn als den „Richard Wagner des 13. Jahrhunderts“. Auch begabte Kardinäle und Papst Gregor selbst sollen einige Hymnen und Antiphonen beigesteuert haben.
„In den Reimen beschreibt Julian von Speyer das Leben des Franziskus und kommentiert es. Die Brüder in den größeren Konventen sangen dieses Offizium, in den kleineren Gemeinschaften wurde es bis zur letzten Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil rezitiert“, erklärt Bruder Johannes M. Pfister aus der Schweizer Franziskanerkustodie. Er hat anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten in der franziskanischen Ordensfamilie (2023 bis 2026) drei Aufführungen des Werks in Österreich und eine CD-Einspielung organisiert. Gesungen wird dabei nicht in einer modernen Übersetzung, sondern wie ursprünglich auf Latein. Die Konzerte der Grazer Choralschola, zu der auch drei Franziskanerbrüder zählen, finden in den Franziskanerkirchen Graz (20. 9. um 19 Uhr), Wien (21. 9. um 19 Uhr) und Salzburg (22. 9. um 20 Uhr) statt.
„Die Aufführung versteht sich auch als Versuch, das zu singen, was über Jahrhunderte lang in unseren Klöstern gesungen wurde“, beschreibt Bruder Johannes M. Pfister die weit zurückreichende Tradition. Und nicht nur das. Julian von Speyer habe pointierte Aussagen zur Bedeutung des Franziskus getroffen und damit das Bild geprägt, das die Menschen vom Ordensgründer haben. „Im Grunde lernten ihn in den fast 800 Jahren viele Franziskanerbrüder nur über die Liturgie und diese Texte kennen.“
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