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Salzburg. Wie der Psalmist im Psalm acht fragt „Was ist der Mensch?“ und seine Fühler nach Gott ausstreckt, so sucht auch die slowenisch-amerikanische Künstlerin Eva Petric nach einer transzendenten Antwort auf die Fragen des Menschseins. Mit ihrer Installation „Ich bin ein Erdling – was bist du?“ in der Kollegienkirche stellt sie zur Fastenzeit vor dem Hintergrund alltäglicher Bedrohungen existenzielle Fragen. „Es geht um die Dualität im Menschen: er kann böse und gut sein, hell und dunkel, beides ist in ihm. Die Frage ist: was aktiviert er“, sagt Christian Wallisch-Breitsching, Leiter der Universitätspfarre zur über den Köpfen der Kirchengemeinde schwebenden Installation.
Zur Konturierung der riesigen Figur hat Eva Petric Schablonen ihres eigenen Schattens verwendet. Das zwölfteilige, in die Kuppel der Kollegienkirche gehängte Objekt besteht aus Alu-Dibond. Der Steinboden darunter ist mit einer Spiegelfläche, die einen Durchmesser von zwölf Metern hat, verkleidet. Damit steht die Kunstinstallation für die fragwürdige Stabilität und Identität des menschlichen Lebens – nicht nur in unsicheren Zeiten. Aber mehr noch als um eine rein individuelle Identitätsfrage geht es der Künstlerin um die menschliche Sehnsucht nach dem Ewigen: „Es ist scheinbar in der DNA des Menschen, nach einer Sicherheit, nach einer Identität zu fragen, die über das Irdische und Materielle hinaus geht. Wir sehnen uns nach einer transzendenten Stabilität – das scheint mir eine anthropologische Konstante zu sein“, erklärt Petric (im Bild).
Die durchbrochene, hell-dunkle Metallfläche in Form von Kopf, Torso und Armen schwebt wie ein durchlässiges Abziehbild im Raum. Oder wie ein Fastentuch. „Blickt man vom Hauptportal auf die Installation so wirkt sie auch wie ein Fastentuch, das den Hauptaltar verdeckt und durch dessen Gewebe schon das Licht der Auferstehung blitzt“, bestätigt Wallisch-Breitsching diese Interpretation. Das nüchterne Licht durchdringt den Körper an mehreren Stellen: Kopf, Herz und Unterleib.
Die Raum- und Lichterfahrung ist es auch, die den Kunstort Kirche für Eva Petric so attraktiv macht: „Die Kollegienkirche bietet unvergleichbare Inspiration für das Nachdenken über unser Leben als Netz vom Raum, Licht und Zeit: Wo stehe ich?“
Das im Kirchenraum schwebende Objekt definiert die Künstlerin übrigens nicht zufällig als „Erdling“, also als Bewohner des Planeten Erde. Ein weiterer Gedanke hinter der Installation ist unsere Verantwortung für die Schöpfung und die Frage, wie der Mensch diese in der Zukunft interpretieren will.
teilnehmen
Die Installation „Ich bin ein Erdling – was bist du?“ ist in der Salzburger Kollegienkirche während der Fastenzeit und danach noch bis 28. April zu sehen. Zu jeder vollen Stunde ist begleitend eine 17-minütige Klanginstallation zu hören.
dap/tom
Impressionen von einer Live-Performance zur Installation.
Hier kommen Sie zur Bildergalerie.
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