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100 Frauen in einem Jahrhundert Salzburger Festspiele stellt die gebürtige Bischofshofnerin Martina Stock ins Zentrum ihrer Ausstellung „100 FEMALE VOICES“ in der Kollegienkirche. „Frauen erzählen eine ganz eigene Geschichte dieses Festivals“, sagt die Malerin und Harfinistin, die aber lachend hinzufügt, ihr Zugang sei kein männerfeindlicher. Die visionären Gründervater, berühmte Dirigenten oder unvergessene Jedermann-Darsteller. Sie alle prägten die 1920 gegründeten Festspiele – aber nicht alleine. Von Beginn an haben Frauen auf und hinter der Bühne Charakter und Erfolg mitbestimmt. „Ihnen möchte ich eine Plattform geben“, betont Martina Stock. Die Auswahl sei nicht einfach gewesen und geht nun von Anna Netrebko bis Xenia Hausner. „Es gab so viele Persönlichkeiten mit beeindruckenden Lebensgeschichten. Eigentlich sind 100 zu wenig, ich hätte noch eine 0 dranhängen können. Wichtig war mir, neben etablierten Künstlerinnen die junge Generation zu berücksichtigen.“ Eintritt in eine Bild- und Klangwelt Die Recherche und Auseinandersetzung mit den Biografien sei für sie schon der Beginn des künstlerischen Prozesses, der bei ihr in zwei Ausdrucksformen eingebettet ist. Stock führt bildende Kunst und Musik zusammen. In der Kollegienkirche stellen Serigrafien den einen und ein Harfenwerk den anderen Teil ihrer begehbaren audiovisuellen Installation „100 FEMALE VOICES“ dar. Die Porträts bringt sie mittels Serigrafien, also der künstlerischen Form des Siebdruckes auf die Leinwand und erschafft so mehrschichtige Bildwelten. Die auf Edelstahlrahmen befestigten Kunstwerke sind dann im Kirchenraum freistehend angeordnet – auf Augenhöhe mit den Betrachtenden. „Es ist mit einem Wald voller Bäume vergleichbar. Jede und jeder kann durchgehen, stehenbleiben und individuell verweilen, wie es den Leuten eben gefällt. Sie werden selbst Teil der Ausstellung.“ Zu hören ist dabei ein eigens entstandenes Harfenstück in Form einer Toninstallation. Die Komposition unterstreicht die Motive und die Klänge lotsen die Menschen durch die Ausstellung. Was ist zuerst da, Musik oder Bilder? „Das ist unterschiedlich“, antwortet die Künstlerin. Im konkreten Fall sei es ein parallelles Schaffen gewesen. „Es gab Phasen, wo ich mich intensiver um die Musik kümmerte und Zeiten, in denen die Bilder mehr Aufmerksamkeit brauchten. Am Ende muss alles zusammenfinden.“ Kollegienkirche heißt Kunst willkommen Stocks FEMALE VOICES sind großartige Frauen, die eine einzigartige Bühne bekommen: Die Kollegienkirche. Sie ist schon alleine ihrer Festspielgeschichte wegen prädestiniert. „1922 war sie erster überdachter Aufführungsort für das Schauspiel“, berichtet Verwaltungsdirektor Christian Wallisch-Breitsching. Er verweist darauf, dass Johann Fischer von Erlach die Kollegienkirche als einen Tempel der Weisheit geschaffen hat – mit Maria als Sitz der Weisheit und Patronin der Künste in der Mitte des Hochaltars. In der aktuellen Ausstellung sei Maria quasi die Beschützerin der 100 Protagonistinnen, meint Wallisch-Breitsching. Er hält fest: „Die Kollegienkirche ist keine Galerie, jedes Kunstwerk fügt sich ein.“ Immer bleibe Salzburgs Notre Dame ein Ort des Glaubens – und eben auch ein Ort der Wissenschaft und der Kunst. „Das ist eine Einheit.“ Martina Stock ist in Bischofshofen aufgewachsen, in Salzburg studierte sie. Jetzt hat sie in der Mozartstadt nach der coronabedingten Pause wieder eine große Einzelausstellung. Die Monate danach sind schon verplant mit einem Projekt in Frankreich und einer Chinatour. „Ich hoffe, es hält.“ In der Kunst und vor allem als Solo-Selbstständige müsse sie zwar stets mit der Unsicherheit leben. Doch jetzt stehe erst einmal Salzburg vor der Tür. Einen Vorgeschmack auf die Ausstellung in Form eines kurzen Video-Interviews mit der Künstlerin gibt es hier TIPP: „100 FEMALE VOICES“ – Porträts bedeutender Künstlerinnen aus 100 Jahren Salzburger Festspiele, Kollegienkirche. Vernissage am Sa., 21. August, 11 Uhr. Die Ausstellung ist bis So., 12. September (Finissage mit Katalogpräsentation um 11 Uhr) zu sehen und zu hören. Öffnungszeiten: Mo. – So., 10 – 19 Uhr, Eintritt frei. Es gelten die aktuellen COVID-19-Schutzmaßnahmen.
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