Salzburg. Routiniert nimmt Anni Pfisterer vier Klöppel in die Hände und beginnt paarweise die Klöppel und damit das Garn nach bestimmten Regeln zu drehen und zu kreuzen. Heraus kommt dabei eine feine Spitze.
Das Klöppelhandwerk ist Jahrhunderte alt. Früher wurden Spitzen für feine Gewänder, und edle Tischwäsche – auch Altarwäsche – ausschließlich durch das Bewegen des auf Holzstücke aufgewickelten Garns nach einem vorgegebenen Muster hergestellt. Heute ist Klöppeln ein Hobby. „Die Zeit, die man investiert, ist unbezahlbar“, sagt Anni Pfisterer und dreht ein mit Spitze verziertes Osterei in den Händen. „Allein dafür braucht man etwa zehn Stunden.“
Gemeinsam mit Maria Riegler hält sie Kurse für die Salzburger Heimatvereine. Wer sich das Handwerk einmal genauer anschaut, bleibt meistens dabei. Sie selbst mit eingeschlossen. Vor etwa 20 Jahren hat sie selbst Klöppeln in einem Kurs erlernt. Seit 15 Jahren gibt sie ihr Wissen weiter. Was sie daran fasziniert? „Es ist beruhigend, meditativ und es entsteht mit wenig Material etwas Wunderschönes.“ Zudem wird die Beweglichkeit der Finger gefördert. „Wir haben Leute, die Probleme mit den Gelenken hatten, durch das Klöppeln hat sich das gebessert.“ Genau diese Erfahrung machen seit einigen Jahren immer mehr Menschen, hauptsächlich Frauen, in ihren Kursen. Der Andrang ist groß, die Kurse im Frühjahr und im Herbst sind immer binnen kurzer Zeit ausgebucht.
Die Grundausstattung ist denkbar einfach: eine mit Sägespänen gefüllte Klöppelrolle oder ein Kissen, etwa 20 Klöppel, ein Klöppelkamm, in den man die Klöppel einhängt, damit sie nicht durcheinander kommen. Unzählige Stecknadeln und feines Garn. Dazu kommt noch der Klöppelbrief, die Mustervorlage, nach der gearbeitet wird. „Klöppeln ist kein teures Hobby, der Wareneinsatz ist gering“, sagt Pfisterer, während sie dreht und kreuzt und nach jedem Richtungswechsel eine Stecknadel steckt.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: In ihrem Kurs entstehen Ostereier, Christbaumschmuck, Schmetterlinge, Bluseneinsätze oder Spitzen fürs Dirndl, Fächer für die Oper und Spitzen für das bestickte Tuch zur Speisenweihe.
„Klöppeln lernen kann wirklich jede und jeder. Vom einfachen Muster in der ersten Kursstunde weg entstehen nach ein paar Einheiten schon wahre Kunstwerke“, ermuntert Anni Pfisterer Interessierte. Und: „Man lernt dabei nie aus.“
Angelika Reichl erstellt das Bildungsprogramm für die Salzburger Heimatvereine.
Die Salzburger Heimatvereine bieten eine Vielzahl an Kursen, in denen alte Traditionen und Techniken weitergegeben werden. So sollen sie lebendig bleiben und nicht in Vergessenheit geraten.
In unseren Kursen können Interessierte nicht nur Klöppeln, sondern auch Goldhaubensticken und Dirndl, Herrengilet oder Tellerrock nähen lernen. Wer passende Stutzen dazu braucht, kann sie in einem unserer Kurse nach alten Mustern stricken. Alle diese Handarbeitstechniken fördern die Fingerfertigkeit und Feinmotorik. Ich habe einen Kurs für Klosterarbeiten gemacht, da braucht man wirklich Fingerspitzengefühl. Beliebt sind auch die Metzgertaschenkurse und der Stoffdruck. Was heute Upcycling heißt, ist eigentlich altes Wissen: nämlich was man aus Stoffresten machen kann.
Wir erhalten auch Volkstänze und Volksmusik: heuer findet vom 16. bis 18. Juni zum ersten Mal der „Tanz am Berg“ auf der Schmittenhöhe in Zell am See statt. Wer gerne singt oder ein Instrument spielt ist bei unseren Musizierwochen oder den Almsingtagen richtig.
Mehr zu den Kursen und Veranstaltungen der Salzburger Heimatvereine finden Sie auf www.heimatvereine.at.
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