Ebenau. Maria Ausweger strahlt übers ganze Gesicht.
Gerade hat sie wieder eines ihrer Werke vollendet: „Diesmal ist es ein modernes Blumenbild“, sagt sie und verrät, dass sie sich seit fünf Jahren intensiv mit Acryltechnik beschäftigt. Schon immer schlägt ihr Herz für die Kunst. Und für die Mode. Doch ihr Weg führt sie vorerst in eine ganz andere Richtung. „Aus Liebe zu einem Bauern bin ich im Dorf Ebenau, in dem ich aufgewachsen bin, von der Sonnseit‘n auf die Schattseit‘n gezogen auf seinen Hof. Mit allem Drum und dran und drei Kindern“, erzählt sie schmunzelnd. Doch auch wenn sie heute darüber lächeln kann, war der Alltag als Bäuerin oft nicht leicht. Die viele Arbeit und eine psychische Krankheit zeigten ihr die Härte des Lebens.
Die Wende kam vor 15 Jahren. „Meine Schwägerin hat mich zu einem Malkurs für Bäuerinnen mitgenommen. Dort habe ich angefangen mich dafür zu begeistern. Obwohl ich das gar nicht konnte, war ich davon fasziniert“, schwärmt sie. Zu dieser Zeit war Maria Ausweger noch sehr in die Landwirtschaft eingebunden. Doch in ihrer knappen Freizeit hatte sie nur eines im Kopf. „Ich versuchte zu malen, wann immer ich ein wenig Zeit dazu fand. Das tat mir so gut und mir ging es viel besser.“ Im Jahr 2018 war es soweit: Nach dreißig Jahren ging sie in ihren wohlverdienten Ruhestand – als Bäuerin.
Sie hängte ihren Beruf an den Nagel und folgte nun ihrer Berufung. Als Malerin nutzte sie jede Gelegenheit, um zu Pinsel und Farbe zu greifen. Und ihr Schicksal nahm seinen Lauf, auch wenn sie das nicht auf Anhieb erkennen wollte: „Die Wirtin von einer Gastwirtschaft in Faistenau hat mich gefragt, ob ich Jesus und Maria am Wegkreuz, nahe der Einkehr, restaurieren möchte. Es war derart abgewettert und brauchte eine Rundum-Erneuerung“, erinnert sich die Künstlerin.
Doch diese Aufgabe habe sie sich nicht zugetraut und lehnte ab. Die Wirtsfrau ließ nicht locker und konnte sie schließlich überreden. „Ich habe drei Monate gebraucht. Das war die schwierigste Aufgabe in meinem Dasein, aber auch die Schönste“, entsinnt sich die inzwischen siebenfache Großmutter. Während des Malens erlebte sie intensive Gefühle und ihr ganzes Leben sei in ihrem Inneren abgelaufen. „Ich glaube, Jesus und Maria haben mir geholfen und ich empfand eine unbeschreibliche Freude, als ich fertig war.“ Dieser Auftrag sei wohl deshalb in ihr Leben gekommen, weil sie zu diesem Zeitpunkt Jesus und Maria ein wenig vergessen hatte. Und es sei für sie eine große Hilfe gewesen, um ihre Krankheit besser zu bewältigen. Und die Erkenntnis kam, dass sie dort, wo sie lebt, der beste Ort für sie ist. „Die Stille hier heroben ist sehr inspirierend und ich weiß jetzt, dass ich hierher gehöre.“
Inzwischen hat die talentierte Malerin an die 500 Bilder gemalt. Im „alten Holzhäusl“ beim Hof stellt sie im privaten Rahmen aus. Ihr nächstes Projekt, ein Acrylbildband, wartet nun auf seine Vollendung.
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