Salzburg. Wenn Andrea Fournier, die erste Domkapellmeisterin der Salzburger Geschichte, von Chorarbeit und Kirchenmusik erzählt, dann leuchten ihre Augen. Hier lebt jemand nicht nur einen Beruf, sondern seine Berufung. „Singen macht einfach Spaß und ist eines der schönsten Hobbies, die es gibt“, sagt die gebürtige Allgäuerin. Ein wichtiges Anliegen der Dommusik-Chefin: „Dass die Sängerinnen und Sänger nach der Probe glücklicher nach Hause gehen, als sie gekommen sind.“
Wer schon einmal Mitglied in einem Chor war, weiß um die positive Energie, die das Singen und die Gemeinschaft auslösen. Da entstehen Freundschaften, die oft Jahrzehnte überdauern. Da treffen sich Menschen quer durch alle Generationen und gesellschaftlichen Schichten, um gemeinsam etwas zu erschaffen. Da braucht es zwar individuelle Qualitäten, aber ebenso eine ausgeprägte Teamfähigkeit.
Als dienstältestes Domchormitglied zählt Robert Faust bereits seit der Ära von Domkapellmeister Anton Dawidowicz in den 1970er- und 1980er-Jahren zum Stamm des Gesangsensembles – und ist immer noch dabei. Im Herbst begeht der Bass sein 50-Jahre-Jubiläum im Domchor. Im Petersdom hat er in dieser Zeit ebenso gesungen wie auf Konzertreisen in New York und Montreal – für Päpste, aber auch für den damaligen US-Präsidenten George Bush senior.
„Das war für mich eines der größten Erlebnisse. Die ganze Gegend war abgesperrt und der Petersdom während der Probe komplett leer, fast ein bisschen unheimlich – bis die 10.000 Stühle für den Staatsbesuch aufgestellt wurden“, erinnert sich Faust. Auch manch Hoppala kommt ihm ins Gedächtnis, etwa als ein Solist aufgrund der Namensgleichheit zwischen Haydns Nikolaimesse und der Messe des Komponisten Otto Nicolai das falsche Stück einstudiert hatte. Sein Highlight in Salzburg ist nach wie vor das sonntägliche 10-Uhr-Hochamt: „Das freut mich immer, denn da hat die Musik neben der Liturgie eine wichtige Rolle.“
Ein Beleg für die eingangs erwähnte Generationengemeinschaft ist das aktuell jüngste Mitglied des Salzburger Domchores: Stephanie Fournier, die 15-jährige Tochter der Domkapellmeisterin. „Ich singe, seit ich zwei Jahre alt bin“, erzählt die Schülerin des Musischen Gymnasiums, die mit ihrer Mutter aus Graz nach Salzburg übersiedelt ist. Trotz der Umstellung sei es „eine coole Erfahrung“, im Salzburger Dom zu singen. Mit Domchor-Urgestein Robert Faust teilt sie die Freude am vielfältigen Repertoire: „Man lernt so viele verschiedene Messen, klassische von Mozart und Haydn, aber auch moderne. Das finde ich toll.“
„Man bekommt die Möglichkeit, regelmäßig im Salzburger Dom zu singen. Das ist eine coole Erfahrung.“ - Stephanie Fournier
„Ich bin seit fast 50 Jahren im Domchor, seit Oktober 1973. Ich mag die Gemeinschaft und das vielfältige Repertoire.“ - Robert Faust
„Geht man nach der Probe glücklicher nach Hause, hat es sich ausgezahlt.“ - Andrea Fournier, Domkapellmeisterin
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