Das Schlimmste war für mich nicht die materielle Entbehrung, sondern der Entzug der Gedanken- und Meinungsfreiheit. Religion war für das System ein rotes Tuch, weil die gläubigen Menschen nicht manipulierbar waren. Jeder hat jemanden gekannt, der vom kommunistischen Staat verfolgt, verhaftet wurde oder lange Jahre in Arbeitslagern im Gulag verbracht hat. Aus dem Westen kamen ermutigende Zurufe und es war gut zu wissen, dass ein Teil Europas unsere Werte verteidigt.
Nach dem Plan der Kommunisten hätte die religiöse Weltanschauung nach zwei Generationen aus dem Gedächtnis der Menschen ausgelöscht werden sollen. Um dies zu erreichen, benützte der Staat alle Mittel: Enteignung des kirchlichen Besitzes, der kirchlichen Schulen, der Krankenhäuser und anderer Institutionen. Die Auflösung der Orden, die politischen Prozesse gegen Priester und Laien sollten alle Gläubigen einschüchtern. Jeder vierte Priester und Ordensmann wurde zur Gefängnisstrafe verurteilt.
Lenin handelte noch radikaler. Unter dem Vorwand die Hungersnot 1922 in der Sowjetunion mildern zu wollen, kam es zur Enteignung vieler kirchlichen Güter. Die dagegen protestierenden Priester wurden erschossen. Lenin verlangte Tagesmeldungen über die Liquidierung der Geistlichen. Im Jahre 1922 wurden allein bis 19. März 2.691 Priester, 1.362 Ordensmänner und 3.447 Klosterfrauen umgebracht. Weltweit Hundertmillionen Menschenleben forderte das Regime dieses Gedankengutes.
Seit Anfang der 80-ziger Jahre lebe ich in Salzburg, in dieser schönen und traditionsreichen Stadt, die eine leuchtende Festung der abendländischen Kultur ist, welche ich als Kirchenmusiker gerne mitgestalte. Es ist ein Albtraum, wenn nun auch hier der Kommunismus - scheint er noch so arglos daherzukommen - aus geschichtlichem Unwissen heraus salonfähig gemacht wird!