Ein deutscher Kardinal in der Reihe 20, der nach der Aufführung von Mozarts Oper „La Clemenza di Tito“ bei den Standing Ovations in den hinteren Reihen bei den Salzburger Festspielen mitmacht, hat mir zu denken gegeben und mich veranlasst, diese Zeilen zu schreiben. Denn die diesjährige Inszenierung ist versehen von zwei eindeutigen Liebesszenen zwischen Frauen. So richte ich folgende Frage an uns Katholikinnen und Katholiken, die wir ja immer noch mehr als 50 Prozent in Österreich ausmachen: Könnten wir uns die Salzburger Festspiele nicht so gestalten, dass das Gute gezeigt wird und nicht, dass der Glaubens- und Werteverlust weiter gefördert wird?
Als Publikum werden wir immer mehr schleichend zu moralischer Gleichgültigkeit erzogen, unterstützt von hervorragender Musik und hochstehenden künstlerischen Leistungen. Dem gilt gegenzusteuern, indem die Intendanz, die Regie, aber auch die Sponsoren und die Politik ethische Grenzen zulassen, eingedenk unserer abendländischen Kultur mit unseren jüdisch-christlichen Wurzeln. Unternehmen wir nichts, werden andere Gedankengüter unsere Werte immer mehr löschen und überschreiben. Möge jede einzelne Person ihre jeweilige Verantwortung zum Tragen bringen, achtsam sein und die Stirn bieten gegen Inszenierungen, die immer unzumutbarer werden, gerade auch für Kinder und Enkelkinder, unserer gesellschaftlichen und kulturellen Zukunft. Und mögen die Salzburger Festspiele zu einer Plattform all jener Werte werden, die den Erfolg und den Segen dieses Landes immer ausgemacht haben und diese auf Politik und Wirtschaft ausstrahlen, wo es mehr denn je nötig ist.