Ich denke, ich liege richtig, zu behaupten, wenn es ein Paradies für Romantiker:innen gibt, dann ist es das Mittelrheintal. Hier finden sie ihr Glück. Den perfekten Mix aus Kultur, Geschichte, lieblichen Landschaften, urigen Orten und erlesenen Weinen zu traditionellen Gerichten. Für die kfbö sind Mittelpunkt solcher Reisen immer Frauen, die zu ihrer Zeit, auf ihrem Gebiet, zu beeindrucken wussten. Für 2024 fiel die Entscheidung auf Hildegard von Bingen. Ohne Frage die bedeutendste Frau des Mittelalters. Umfassend gebildet, Ratgeberin und Ansprechperson kirchlicher und weltlicher Würdenträger aus ganz Europa. Darunter Papst Eugen III. und Kaiser Friedrich Barbarossa! Aber auch für Menschen ohne Ansehen des Standes war sie stets leicht zu erreichen und präsent in ihren alltäglichen Sorgen und Nöten.
Sie war gleichsam der Inbegriff einer Universalgelehrten (Theologin, Dichterin, Komponistin, Heilkundige, Forscherin, Klostergründerin, Visionärin, Predigerin, Seelsorgerin, Schriftstellerin, Äbtissin, Benediktinerin), die bis heute sehr viele Menschen, auch außerhalb kirchlicher Kreise, in ihren Bann zieht. Eine Ikone der Verehrung schon zu Lebzeiten.
Der ideale Startpunkt für unsere „Hildegard Reise“ war dann auch die rheinland-pfälzische Stadt Bingen. An der Mündung des Flusses Nahe in den Rhein gelegen, ist sie herrlich überschaubar. Ihre Sehenswürdigkeiten wie die Burg Klopp und die Basilika Sankt Martin sind nicht zu verfehlen. Mit der Kirche Rupertsberg, übrigens der erste stimmungsvolle Ort für unsere inspirierenden kfb-Frauenliturgien und dem absolut faszinierenden Rupertsberger Hildegard-Gewölbe (Tipp bitte ansehen und einsteigen in den dortigen „Fahrstuhl in die Vergangenheit“, eine beeindruckende Klostervisualisierung), ist Bingen auch reich gesegnet mit Hildegard Historie. Auch schön und als Fotomotiv sehr beliebt, war der imposante Mäuseturm, gelegen auf einer kleinen Insel im Rhein. Er ist eines der Wahrzeichen des Städtchens und Fundgrube zahlreicher Legenden. Kein Märchen und doch “märchenhaft“ erfolgreich ist der Werdegang der Heiligen Hildegard von Bingen, die überraschenderweise erst im Jahr 2012 von Papst Benedikt XVI zur Kirchenlehrerin ernannt und heiliggesprochen wurde. Tag für Tag durften wir mit Expert:innen, darunter die mitreißende Benediktinerin Sr. Philippa Rath, mehr eintauchen in das Leben dieser so faszinierenden Frau. Rund um Bingen finden sich zudem zahlreiche Orte, denen sie ihren Stempel aufgedrückt hat und die bis heute ihr Andenken bewahren und mehren wie das Hildegardforum, die Abtei St. Hildegard und das der Heiligen Hildegard von Bingen gewidmete absolut sehenswerte Museum am Strom, das in einem schmucken historischen E-Werk aus dem Jahr 1898 untergebracht ist.
Daneben zu finden ist auch ein liebevoll angelegter Hildegard Garten. Wenn wir ehrlich sind, sind es auch die Kräuter und Gewürze, die die meisten von uns mit der vielseitigen Klosterfrau in Verbindung bringen. Hat sie doch in ihren natur- und heilkundlichen Werken wie „Physica“ (Heilkraft der Natur) und „Causae et curae (Ursachen und Behandlungen der Krankheiten - Heilwissen) sich eingehend mit der Wirkung von Kräutern und Gewürzen auseinandergesetzt und so einen medizinischen Ansatz etabliert, der den Menschen als Ganzes in den Blick nahm und bis heute von grosser Bedeutung ist. Einfach nur bewundernswert wie sie als Frau „ihrer Zeit“ geschickt, schlau und erfolgreich in der mittelalterlichen Welt der mächtigen Männer navigierte, wohl wissend wie schmal der Grat zwischen Wohlergehen und Verderben oft war. Mit dem von ihr geprägten Begriff der „Grünkraft“ (lat. viriditas) etablierte sie ein Wort mit Strahlkraft bis in unsere heutige Zeit hinein. Was Hildegard von Bingen schon vor über 1000 Jahren wusste, ist eine ihrer wichtigsten Botschaften an uns alle. Die Grünkraft ist unsere Lebensenergie, die uns durchdringt, wann immer wir uns in der Natur bewegen.
Ohne Natur also keine Lebensenergie. Unser Auftrag und ihre Botschaft: Bewahren und schützen wir die Schöpfung, so bewahren und schützen wir auch uns und all die, die nach uns kommen. Wir wissen es längst! Eigene Wege zu gehen - „fest verwurzelt in der Erde, offen für die Schätze des Himmels“ - auch darin ist Hildegard ein Vorbild und am Ende ist sie uns allen in den Ruinen des Disibodenberges - ein Ort, wo sie jahrzehntelang gelebt und ihr berühmtes Werk „liber scivias“ (Wisse die Wege) begonnen hat, ganz besonders nah. Denn, wer Hildegards Spuren sucht, findet sie am Disibodenberg, rund um Bingen, in ihren Werken, im Glauben und in der Schöpfung. Apropos Rheinromantik: Wer an den Mittelrhein reist, kommt an einer Schifffahrt und der berühmten Loreley nicht vorbei, so auch wir nicht - einfach ein Traum!
Interessant und kurzweilig war auch das abschließenden Hildegard Quiz auf der Bus Heimreise! Herzlichen Dank an alle, die zum großartigen Erfolg dieser einmaligen, sehr gut organisierten und unvergesslichen Reise beigetragen haben. Stellvertretend für alle an die großartige Organisatorin Anna Rosenberger und das super Team von Kerschner Reisen. Wir alle freuen uns jetzt schon auf die nächste kfbö-Sommerreise! Wenn es wieder heißen wird: „Auf den Spuren von ...?"; wir sind gespannt!