In Neukirchen am Großvenediger wurde kürzlich der 1. Oberpinzgauer Frauensalon aus der Taufe gehoben. Der wunderschöne Kammerlanderstall des Vereins Tauriska platzte sprichwörtlich aus allen Nähten, so überwältigend groß war das Interesse an diesem neuen, regionalen Veranstaltungsformat der kfb Salzburg.
Das Thema „Frauen-Kirche-Ehrenamt“ mit dem so passenden Untertitel „Gnuag is nia und zvü scho go nid”, der dereinst der kfb Mittersill Ortsleiterin Marianne Egger von ihrer Vorgängerin Gretl Scharler ins „Stammbuch“ geschrieben worden war, hat auch nach mehr als 30 Jahren nicht an Aktualität verloren. Ebenso die Einschätzung, dass die Kirche zum Großteil vom Engagement der Frauen lebt. Bestätigt dies doch auch die letzte Studie der Statistik Austria, die das Bundeministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz im Jahr 2022 in Auftrag gegeben hatte. Wo es heißt, dass 60 Prozent der Ehrenamtlichen in den Kirchen Frauen sind! Bei den Leitungsfunktionen haben aber mit 69 Prozent zu 31 Prozent nach wie vor die Männer die Nase vorn. Umso schöner war es, dass wir von der Katholischen Frauenbewegung mit Birgit Knapp die Pfarrgemeinderats Obfrau von Neukirchen als Gesprächspartnerin begrüßen konnten. Zusammen mit der Mittersiller Stadträtin und langjährigen kfb-Salzburg Leitungsfrau Susanne Hirschbichler entspann sich schnell ein Salongespräch, das tief in die Seele von zwei verdienten Ehrenamtlichen blicken ließ. Nicht zu vergessen, die wichtige Dritte in diese Frauenrunde: die Moderatorin Sonja Ottenbacher. Die ehemalige Bürgermeisterin von Stuhlfelden verstand es vortrefflich mit den richtigen Fragen neue und spannende Diskussionsimpulse zu setzen, die auch abseits des Podiums – wie beim Frauensalon gewünscht - bei den Salon Gästen für eine rege Gesprächsbeteiligung sorgten. Nach wie vor unschöne Realität sei leider, dass sich Frauen auch im Ehrenamt extrem kritisch betrachten würden; ihre selbst gesteckten Messlatten hingen sehr oft unerreichbar hoch. „Deshalb trauten sie sich vielmals nicht zu sog. Kümmerinnen“ zu werden“, erklärte Frau Hirschbichler. Und die brauche es heute mehr denn je in der Kirche. Eine „Kümmerin“ sei für sie ein Frau, die Verantwortung – ganz besonders in einer Leitungsfunktion übernehme und auch dadurch Haltung zeige, nach innen und nach außen! Auch wenn nicht alles gleich auf Anhieb gelänge, sei dies nicht weiter tragisch, schließlich würden wir alle an Herausforderungen, denen wir uns stellten, wachsen, das propagierte auch Frau Knapp. Und zur weitverbreiteten Meinung: „Nicht geschimpft, sei gelobt genug“, postulierte die Stadträtin, „Frauen müssten einüben sich selber, ganz besonders auch in Anwesenheit anderer wegen ihrer Erfolge zu loben“.
Diese positive Einstellung gegenüber der eigenen Leistung könne man nämlich trainieren wie einen Muskel! Pfarrgemeinderatsobfrau Birgit Knapp legte in ihrem abschließenden Statement unter viel Beifall noch Folgendes dazu, einen Aspekt, der im Kontext des Themas „Frauen-Kirche-Ehrenamt“ leicht übersehen werde. Zu welcher Ehre würden wir Frauen in der Kirche denn Ämter übernehmen? Zur Ehre Gottes gab sie die Antwort selbst; im bunten Garten Gottes zu arbeiten, sei ihr eine Ehre. Dort ist Vielfalt – auch die der Meinungen - angesagt, denn das stärke eine Gemeinschaft. Wie auch das Gebet, das für sie in allen Lebenslagen und -fragen ein steter Quell der Inspiration und Motivation sei. Zudem mache sie nichts lieber als „Altes mit Neuem“ zu verbinden!
Zusammengefasst, was nehmen wir mit: Einhelliger Tenor, wer etwas für andere tut, tut etwas für sich selbst. Wie das Ehrenamt in der Kirche von den nächsten Generationen gelebt werden wird, können wir nicht voraussagen, sicher anders als heute, aber wir sehen in den eigenen Familien, dass unser Vorbild Früchte trägt. Frauen wollen und sollen Verantwortung in der Kirche übernehmen. In dem Wort VerANTWORTung „versteckt“ sich ja sogar das Wort Antwort. Auf die brennenden Fragen unserer Zeit in Kirche und Gesellschaft müssen Antworten gesucht und auch gefunden werden, dafür eignet sich der Oberpinzgauer Frauensalon perfekt, zumal er in der ländlichen Region ein neuer, für uns Frauen so wertvoller Ort des Austausches, der Vernetzung und des Wissens ist. In der Zukunft werden wir uns einmal im Jahr, im November im Kammerlanderstall treffen. Fakt ist, dass es kein Patentrezept für die Herausforderungen unserer Zeit für Frauen und ihren Ehrenamtsweg in der Kirche gibt, das braucht es auch gar nicht. Aber den Dreiklang „Frauen-Kirche-Ehrenamt“ zum Klingen bringen werden Worte wie Verantwortung als „Kümmerin“ übernehmen - andere (vor allem Frauen) in Worten und Taten wertschätzen und – ganz wichtig Frau soll und muss Haltung zeigen. Die Klammer ist das Gebet. Denn, was ist, das ist! Aber wie ich es beurteile, das bestimmt mein Denken und Erleben. Übrigens unser Gastgeber Christian Vötter, Geschäftsführer des Vereins Tauriska, ist hellauf begeistert vom Format des Oberpinzgauer Frauensalons, das sein vielfältiges Kultur- Jahresprogramm überaus ideal ergänze, wie er in seinen Grußworten betonte. Frauen seinen laut seiner 38-jährigen Berufserfahrung in Sachen Kultur zu fast 100% seine Ansprechpartnerinnen gewesen. Und noch etwas, das vielfach gewünschte mehr an Solidarität unter Frauen ist und bleibt ein Dauerbrenner. Zum Glück nicht beim Team Oberpinzgauer Frauensalon, das harmonisch Hand in Hand arbeitend diese große Veranstaltung mit viel Herzblut „auf die Beine“ gestellt hat. Zu guter, guter Letzt, ich kann es mir einfach nicht verkneifen … Wäre Wilhelm Busch zu Gast in unserem Oberpinzgauer Frauensalon gewesen, dann hätte er vielleicht die erste Zeile seines Gedichtes über das Ehrenamt wie folgt formuliert: „Willst du froh und glücklich leben, dann lass dir bloß ein Ehrenamt geben!“
65 ambitionierte (kfb) Frauen aus dem ganzen Oberpinzgau kommend (Piesendorf, Stuhlfelden, Uttendorf, Niedernsill, Mittersill, Hollersbach, Bramberg, Neukirchen a. Großvenediger und Wald im Pinzgau) sind es nämlich – in ihrer Kirche! In diesem Sinne: Frau sieht, vernetzt, stärkt und bereichert sich im und beim Oberpinzgauer Frauensalon!