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Weniger als 24 Stunden vor seinem Tod spendete der Papst noch den wichtigen Segen „Urbi et Orbi“ (im Bild) und ließ seine hochpolitische Osteransprache verlesen. Ein letztes Mal mahnte er darin Dialog und Frieden an und erinnerte an Kriege und Konflikte weltweit. Einen legendären Auftritt hatte sich der gebürtige Argentinier auch bis kurz vor seinem Tod aufgespart: Bedeckt mit einem weiß-grün gestreiften Poncho, ließ er sich vor anderthalb Wochen für ein kurzes Gebet in den Petersdom schieben. Dort begrüßte er überraschte Besucher und segnete Kinder – genauso wie bei seinem letzten öffentlichen Auftritt am Ostersonntag. Einen Tag darauf verstarb er an den Folgen eines Schlaganfalls.
Franziskus war willensstark. Ärzte oder Mitarbeiter hatten seinen Plänen nicht viel entgegenzusetzen. Trotz aller Strapazen machte er sich noch vergangenen September zur längsten Auslandsreise seiner Amtszeit nach Südostasien und Ozeanien auf – und meisterte sie mit Bravour. Ausbremsen ließ sich Franziskus von seinen Krankheiten nie. Ging es ihm nicht gut, empfing er seine Gäste in Santa Marta statt im Apostolischen Palast. War seine Stimme angeschlagen, verlasen Mitarbeiter die Reden in seiner Anwesenheit. An Rücktritt dachte einer der ältesten Päpste der Kirchengeschichte nicht.
Die von den Ärzten angeordnete strikte Ruhe in der zweimonatigen Genesungsphase nach dem Klinikaufenthalt unterbrach er immer wieder. Noch am Gründonnerstag besuchte er überraschend die große römische Haftanstalt „Regina Coeli“ und machte den Gefangenen dort Mut. Bis zuletzt wollte er insbesondere benachteiligten und ausgegrenzten Menschen seine Nähe zeigen und für eine gerechtere Welt kämpfen. Das hat er geschafft.
Papst Franziskus leitete die Weltkirche mit ihren rund 1,4 Milliarden Katholiken zwölf Jahre lang. Der aus Argentinien stammende frühere Erzbischof von Buenos Aires war seit März 2013 der erste Lateinamerikaner im Papstamt. In 2.000 Jahren Kirchengeschichte war er der erste Papst, der sich Franziskus nannte und auch der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri.
In der Zeit der Sedisvakanz liegt die Leitung der Kirche beim Kardinalskollegium, das derzeit 252 Mitglieder zählt. Von ihnen können jedoch nur 135 an der Wahl des nächsten Papstes teilnehmen, da sie ihr 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
kap
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