Hallein. Sein soziales Engagement wurde durch eine besondere Begegnung in seiner Jugend wachgerufen: „Ich habe Pater Ritz in Köln getroffen. Er war als Priester in Indien tätig. Seine Erzählungen von seinen vielen Hilfsprojekten haben mich sehr beeindruckt. Dies hat der Grazer Maschinenbauer auch nicht vergessen, als er aus beruflichen Gründen mit seiner Familie nach Hallein zog. Hier sucht er sich Gleichgesinnte und ruft im Jahr 1972 den Arbeitskreis „Wir in der EINEN Welt “ der Pfarre Hallein ins Leben.
Aus diesem ist ein großes Projekt erwachsen. Die Gründung einer Schule in Vadipatty in Indien bewirkt Unglaubliches: Seit der Entstehung vor 25 Jahren hat sich die Schüleranzahl von anfangs 350 auf 3.500 gesteigert. „Drei Gebäude mit allen was dazu gehört, haben wir dank Spenden finanzieren können“, sagt Roman Anlanger.
25 Jahre lang hat er mit dem Arbeitskreis in Hallein einen Weihnachtsmarkt initiiert. Durch die Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern, die ihre Werke zur Verfügung gestellt haben, seien ebenfalls Spenden gesammelt worden. Mit diesem Geld wird den Kindern in Indien ein besseres und menschenwürdiges Leben ermöglicht. Ebenso waren es Anlangers organisierte Reisen nach Indien, die Mitreisende zum Spenden motivierten: „Ich war fast auf allen Kontinenten der Welt. Das ist eine Leidenschaft von mir. Dadurch habe ich sehr viele Leute kennen gelernt, die uns dann unabhängig von den Reisen unterstützt haben.“
Auch in Bolivien war der Arbeitskreis sozial im Einsatz. Über die Halleiner Schulschwestern konnte Hilfestellung für den Bau und den Betrieb eines Kinderspitals in San Ignacio finanziert werden. Zudem wurde für ein Haus zur Betreuung von Straßenkindern und für die Ausstattung einer Zahnarztpraxis gespendet.
Mit seinem nunmehr letzten Projekt hat der Arbeitskreis ein aktuelles Thema gewählt: Die Coronakrise hat in Indien ganz besonders die untersten Gesellschaftsschichten hart getroffen. Mit „women projekt“ überwies der Verein 14.500 Euro. Das Geld wird in Ziegen und Hühner investiert, um vor allem bedürftigen Frauen, Familien und Klassenlosen eine Starthilfe zu schaffen.
Dieses Projekt ist abgeschlossen und auch der Arbeitskreis hat im vergangenen Jahr offiziell seine Tätigkeit beendet. „Das Spendenkonto führen wir noch weiter. So können wir noch allfällige kleine Anliegen finanzieren“, sagt Roman Anlanger.
Im Jänner dieses Jahres besuchte der nun 87-jährige Roman Anlanger die indische Schule, um bei der 25-Jahr-Feier dabei zu sein. Spricht er von seiner letzten Indienreise, spürt man seine tiefe Bewegtheit. Zum einen sind es die freudigen Bilder, die hochkommen, wenn er an die Jubiläumsfeier seines Schulprojektes denkt. Zum anderen ist es seine ernste Erkrankung, die einen längeren Krankenhausaufenthalt im fernen Indien erforderte.
„Bei der letzten Reise hatte ich ein Meeting mit vierzig Lehrpersonen. Plötzlich haben sich alle vor mir niedergekniet und wollten gesegnet werden. Dafür fühle ich mich nicht würdig“, erzählt er sichtlich berührt. Die Einheimischen sprechen von der „Anlanger-Schule“, wenn man auf der Suche danach ist. So wie damals vor 15 Jahren, als der Neualmer Pfarrer Schwarzenauer eine Studienreise nach Indien gemacht und die Schule nicht gleich gefunden hat.
Zurück in der Heimat wünscht sich Roman Anlanger vor allem eines: „Es war mir immer Anliegen, das was ich erlebt habe, an andere weiterzugeben, sei es durch die Reisen oder über Bücher. Ich wollte es nie alleine für mich bewahren.“
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