Salzburg. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Katholische Bildungswerk seit dem Jahr 2000 zu einem der größten Anbieter für Erwachsenenbildung im Bundesland Salzburg und im Tiroler Teil der Erzdiözese. Seit 1. September ist Andreas Gutenthaler nun offiziell im „Bildungs“-Ruhestand – freilich nicht, ohne sich weiter leidenschaftlich in anderen Bereichen zu engagiern.
RB: Es war ein Abschied, bei dem Ihnen noch einmal Wertschätzung und Dankbarkeit entgegengebracht wurden. Wie ist aktuell Ihre Gemütsverfassung?
Andreas Gutenthaler: Die ist ganz gut, weil es der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt war. Mein Nachfolger Andreas Weiß ist schon länger dabei, es gibt ein tolles Team, das Katholische Bildungswerk ist insgesamt gut aufgestellt – ich konnte also gut abschließen und übergeben.
RB: Sie haben ein halbes Leben – 31 von 62 Jahren – für das Katholische Bildungswerk gearbeitet. Wie hat eigentlich alles begonnen?
Gutenthaler: Ich hatte Theologie und Geschichte studiert, mich aber eigentlich mehr meiner musikalischen Leidenschaft gewidmet. Mit dem auf mittelalterliche Musik spezialisierten Ensemble „Dulamans Vröudenton“ waren wir sehr professionell unterwegs – mit mehr als 1.000 Auftritten in drei Jahrzehnten. Aber es war auch ein Leben auf Achse, bei dem wir fast alles selbst organisiert haben. Mit 30 Jahren hatte ich dann eine erste kleine Lebenskrise und dachte: Das kann nicht alles sein. Also bewarb ich mich auf ein Inserat beim Katholischen Bildungswerk und begann dort halbtags im Bereich Werbung und Öffentlichkeitsarbeit zu arbeiten. Ich war damals übrigens auch journalistisch interessiert und freier Mitarbeiter beim „Rupertusblatt“ – ich glaube sogar, dass ich das Inserat dort gelesen habe. (lacht)
RB: Wie engagiert und erfolgreich es danach weiterging, ist bekannt. Können Sie da überhaupt komplett „loslassen“ oder was sind Ihre Pläne für die unmittelbare Zukunft?
Gutenthaler: Die gesamten Bildungsämter, in denen ich noch aktiv bin, gebe ich schrittweise bis November ab. Ich bin keiner der alten, weißen Männer, die nicht aufhören können. Aber ich wechsle quasi die Seiten, sprich vom Haupt- ins Ehrenamt, das ich in den drei Jahrzehnten als Direktor des Katholischen Bildungswerkes sehr zu schätzen gelernt habe. Ich werde ehrenamtlich allerdings bewusst nicht im Bildungsbereich tätig sein.
RB: Welche Aufgaben sind es dann, die Sie im „Ruhestand“ reizen?
Gutenthaler: Ich bin seit Juli Präsident des Salzburger Pressvereins, der ja ebenfalls Kirchennähe hat. Da haben wir viel Neues vor. Wir verwalten zwei Immobilien – das gehört nachhaltig gut bewahrt und entwickelt – sowie den Verlag Anton Pustet und den Salzburger Schulbuchverlag, über den die ganzen Religionsbücher für das Bundesland laufen. Da geht es auch in Richtung einer Konsolidierung und Professionalisierung, da der Buchmarkt schon sehr herausfordernd ist. Wir wollen hier in Zukunft verstärkt kirchlich-humanistische Wegmarken einbringen – und dafür stehe ich auch. Weil mir die Kirche total wichtig ist. Ich habe 31 wunderschöne Berufsjahre in der Erzdiözese Salzburg hinter mir.
Ich habe 31 wunderschöne Berufsjahre in der Erzdiözese hinter mir.
RB: Ihnen war also auch das Wort „Katholisch“ vor dem Bildungswerk immer wichtig.
Gutenthaler: Ja sehr, deshalb war ich auch nie ein Freund des Kürzels kbw – noch dazu kleingeschrieben, als ob man sich verstecken müsste oder das Wort „katholisch“ abschrecken würde. Deshalb ist mir die Abkürzung kbw vor diesem Gespräch auch seit 1996 nicht mehr über die Lippen gekommen. Wir sind selbstbewusst das Katholische Bildungswerk und die Leute sehen das mittlerweile auch als Qualitätsmerkmal und klare Deklarierung. Ich habe uns dabei immer auch als allumfassend verstanden. Unsere Definition von katholisch war nicht links, nicht rechts, sondern alles. Darum haben wir auch mit allen Strömungen der Kirche gekonnt. Es steht auch in unserem Leitbild, dass man nicht katholisch sein muss, um zu uns zu kommen.
RB: An welche Meilensteine und wichtigen Schritte erinnern Sie sich im Katholischen Bildungswerk zurück?
Gutenthaler: Wir haben eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit aufgebaut und die Erzdiözese Salzburg war 1998 eine der ersten Diözesen mit einer eigenen Website. Die hab ich mit einem Mitstudenten ehrenamtlich hochgezogen, weil das die Zukunft war – und auch gleich die Papst-Messe von Johannes Paul II. in Salzburg live aus dem Dom ins Internet übertragen. Wir hatten spannende Veranstaltungen im Kapitelsaal, mit vielen prägenden Persönlichkeiten, und bald einen eigenen Standort in Elsbethen, wodurch wir mit unseren Veranstaltungsräumen sichtbarer wurden. Wir haben ein ISO-zertifiziertes Qualitätsmanagement eingeführt und uns letztlich vom „Familienbetrieb“ zum professionellen Bildungsanbieter entwickelt.
RB: Sie hatten die Leitung inne, waren aber auch viel selbst vor Ort?
Gutenthaler: Es war mir wichtig, präsent zu sein, und das wurde auch sehr geschätzt. Ich habe mir ausgerechnet, dass ich seit 2000 in Summe ein ganzes Jahr lang in den Regionen unterwegs war. Ich habe auch die so genannten „Ernennungen“ vor Ort eingeführt, weil die Wertschätzung und der Dank an die vielen Ehrenamtlichen so immens wichtig sind. Ich bin immer gerne auf die Menschen zugegangen – und es hat sich bewährt.
Mit einer bewegenden Feier in St. Virgil verabschiedeten Freunde und Weggefährten Andreas Gutenthaler, den langjährigen Direktor des Katholischen Bildungswerkes. Es organisiert mit mehr als 300 örtlichen Bildungswerken, Frauentreffs und Eltern-Kind-Zentren eine Vielzahl an Workshops, Vorträgen, Seminaren, Lehrgängen und anderen Formaten in der Erzdiözese. 1.300 Ehrenamtliche ermöglichen so jährlich mehr als 5.000 Veranstaltungen.
Das Land Salzburg – vertreten durch Landesrätin Daniela Gutschi – würdigte Gutenthaler mit dem Ehrenbecher des Landes.
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