Taizé. Während sich weiße Schäfchenwolken mit blauem Himmel und warmen Sonnenstrahlen abwechseln, liegen junge Menschen unterschiedlicher Nationen und Sprachen in kleinen Gruppen auf den ausgetrockneten Wiesen. Sie unterhalten sich über einen Bibeltext, vergnügen sich mit Spielen, spazieren zum kleinen Hofladen am Fuß des sanften Hügels, um sich ein Eis zu kaufen, oder reden über alles, was ihnen auf den Herzen liegt. Die Zeit vergeht wie im Flug und bald rufen die Glocken wieder alle zum Gebet in die große Kirche. Mehr als 2.500 Jugendliche, Begleitpersonen, Erwachsene, Familien und Brüder der Communauté kommen zusammen, um gemeinsam zu beten. Das ist Taizé.
Insgesamt 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Erzdiözese Salzburg durften im Juli diese Erfahrungen machen. Franziska Betz organisierte für die Katholische Jugend (KJ) Salzburg die Reise nach Taizé, der sich neben dem Bischofsvikar für Junge Kirche, Harald Mattel, zwölf Jugendliche und junge Erwachsene anschlossen, um eine Woche lang durchzuatmen und neue Leute aus aller Welt kennen zu lernen. Drei Theologie-Studierende waren mit Theologie-Professor Martin Dürnberger als Exkursionsgruppe dabei und versuchten, Taizé theologisch zu verstehen.
Die Salzburger Gruppe gliederte sich ein in eine Woche aus Einfachheit, Freiheit, Nächstenliebe und Freude. Die Communauté de Taizé (Gemeinschaft von Taizé) ist eine ökumenische Ordensgemeinschaft von Brüdern, die 1942 in einem kleinen Dorf im ostfranzösischen Burgund von Frère Roger gegründet wurde. Seit den 1960er-Jahren kommen regelmäßig Tausende junge Menschen dorthin, um eine Woche lang den einfachen Lebensstil der Brüder mitzuleben.
Wer an den Jugendtreffen teilnimmt, hat einen festen Tagesrhythmus: dreimal gemeinsam Beten, Bibelgespräche in Gruppen, die sich wie eingangs erwähnt aus allen Ländern und Sprachen zusammensetzen sowie einmal am Tag eine kurze praktische Arbeit. Die alltäglichen Aufgaben werden nämlich von den Jugendlichen übernommen – Angestellte gibt es fast keine.
Die Gebete aus Taizé sind bereits in vielen Teilen der Erde verbreitet und finden aufgrund ihrer Schlichtheit und der mantraartigen Gesänge Anklang. Worin liegt der Zauber von Taizé? Die Spiritualität der Gemeinschaft zeigt sich in der Freiheit und Einfachheit. Hier wird keine „wahre“ Lehre verbreitet, sondern die Menschen kommen zusammen und einigen sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Jesus Christus. Alles darüber hinaus ist Dialog und Austausch.
Auch die große Kirche in Taizé ist der Versöhnung gewidmet. Außerdem wirtschaftet die Gemeinschaft nicht gewinnmaximierend. Der Beitrag für eine Woche in Taizé deckt die Mahlzeiten und ist sozial nach den Herkunftsländern gestaffelt – für Österreicherinnen und Österreicher bedeutet das jeweils 70 Euro€für eine Woche Aufenthalt. Die Gemeinschaft selbst finanziert sich durch den Verkauf selbstproduzierter Töpfereiwaren und Halsketten.
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