Loiretal. Das „Tal der Loire“ wird auch der Garten Frankreichs genannt. Das zeigen die zahlreichen Märkte: Gemüse und Früchte, zahlreiche Käsesorten, Brote, Fleisch und vor allem Fisch, der aus der Loire gefischt wird oder auf direktem Weg vom Atlantik kommt, locken Einheimische und Touristen an. Es ist ein Genuss durch diese kleinen, südlich anmutenden Marktgassen zu gehen, in denen es nach Kräutern, Oliven und warmem Baguette duftet. Es erinnert an Erzählungen über alte Handelsrouten, die bereits zu römischen Zeiten und im tiefen Mittelalter ihre Güter über die Loire führten.
Berühmt sind auch die zahlreichen Weingüter entlang der Loire. Die Weinfelder erheben sich entlang weiter Sonnenblumenfelder und man ist erstaunt, wie hügelig die Gegend an der Loire ist. Besonders nennenswert ist der Crémant, ein Schaumwein, der ebenso wie der Champagner hergestellt wird. Man munkelt, dass der Loire-Crémant sogar besser sei, als sein berühmter Bruder aus der Champagne.
In diesem Garten Frankreichs ließen sich im 12. Jahrhundert die französischen Könige nieder. Sie ließen zahlreiche Schlösser entlang der Loire bauen: Chambord, Blois, Amboise, Chenonceau, oder Saumur, um nur einige zu nennen. Auf dafür eigens erbauten geraden und kilometerlangen Alleen durch große Wald- und ehemalige Jagdgebiete sind diese Schlösser immer noch mühelos zu erreichen.
Das Tal der Loire ist eine der geschichtsträchtigsten Gegenden Frankeichs. Die heilige Johanna von Orleans kämpfte hier an der Seite des französischen Königs Karls VII. im hundertjährigen Krieg gegen die Engländer: Nach einer Vision soll sie dem späteren König im Schloss Chinon einen Weg zum Sieg und zum Frieden eröffnet haben.
Der hl. Charles de Foucauld war als Soldat in der berühmten Loire Stadt Saumur stationiert, auch bekannt für ihre Reitschule (die cadre noir), von wo er einer Eingebung folgend in den Orient aufgebrochen ist, um später als Eremit und Mystiker in die Christenheit einzugehen.
Der heilige Martin kam auf seinem Pilgerweg auch nach Candes-Saint-Martin, einem malerischen Städtchen westlich von Saumur direkt an der Loire gelegen. Dort hatte er schon eine Kirche zu Ehren des Hl. Mauritius gegründet, um Ruhe und Entspannung zu suchen. Am 8. November 397, im Alter von 81 Jahren, starb der hl. Martin von Tours bei einer Visite in Candes. Wegen seiner Berühmtheit schon zu Lebzeiten wollte man ihn gerne dort begraben, doch seine Brüder in Tours waren damit nicht einverstanden. Sie holten ihn, wie eine Anekdote berichtet, bei Nacht und Nebel in einer Barke über die Loire zurück in seine Bischofsstadt. Dort wurde er schließlich beerdigt.
Die Stadt gehört heute zu einer der schönsten und romantischsten Städte an der Loire. Von hier aus genießt man einen wunderschönen Blick über das Tal, wo sich die Flüsse Vienne und Loire kreuzen. Zugvögel und eine wilde Fauna umranken die Ufer. Nach alter Kunst gefertigte Boote schwimmen auf dem Wasser, früher haben sie Handel und Reichtum in die Gegend gebracht.
Eingetaucht ist das Tal der Loire in das so genannte „Anjou-Licht“. Es wirkt mystisch und golden, warm und trotzdem flimmernd und wurde von Malern und Künstlern gleichermaßen in Bildern und Gedichten gepriesen. Die Häuser an der Loire korrespondieren mit diesem „Anjou-Licht“, denn sie bestehen aus einem hellen, fast weißen kalkartigen Stein, dem Tuffeau oder Tuffstein, der aus den Hügeln der Gegend geschlagen ist.
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