In Frankreich liegen viele bedeutsame Pilgerziele. Das wohl bekannteste ist Lourdes. Doch auch in Zentrum Frankreichs, im Centre-Val de Loire, kann man auf den Spuren großer Glaubenszeugen wandeln. Knapp 30 Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus der Erzdiözese Salzburg waren der Einladung von Weihbischof Hansjörg Hofer und dem Rupertusblatt gefolgt, dies eben dort zu tun.
Gleich zu Beginn war einer der Höhepunkte der Pilgerfahrt die Feier der heiligen Messe an der Grabstätte des heiligen Martin in der Basilika Saint-Martin in Tours. Obwohl Martin in Candes-sur-Martin verstorben ist, befindet sich sein Grab in Tours, das sich daraufhin zu einer wichtigen Wallfahrtsstätte entwickelte.
„Der heilige Martin soll uns nicht nur verehrtes Vorbild sein, sondern auch zum Tun und zur Nächstenliebe einladen“, predigte Weihbischof Hofer. Bei der Stadtbesichtigung gab es rund um die Kathedrale Saint Gatien prächtige Glasfenster aus dem 8. Jahrhundert zu entdecken, die die Geschichte des heiligen Martin erzählen.
Durch das romantische Loiretal ging es zur heiligen Johanna von Orleans. „Vieles bleibt in ihrem Leben und Wirken dunkel und ein Geheimnis – aber die Entschiedenheit für Gottes Liebe offen zu bleiben und dadurch seine Berufung zu finden, das können wir uns von der heiligen Johanna mitnehmen“, so Hofer in seiner Predigt in der Kathedrale von Orleans. Auch dort bestaunte die Pilgergruppe Glasfenster, die Johannas Glaubens- und Leidensgeschichte erzählen.
Der Besuch in dem Haus, wo sie während der Belagerung von 1429 lebte, vertiefte die Auseinandersetzung mit ihrem Leben und ihrem Zeugnis. „Dieu fait ma route“ soll die Heilige angesichts ihrer drohenden Verurteilung als Ketzerin gesagt haben. Gott bereitet meinen Weg. Dieses Wort der Heiligen berührte viele auch in unserer Gemeinschaft. Darin liegt ein großes Vertrauen, aber auch eine tiefgehende Sicherheit.
Zwischen Orléans und Saumur gibt es aber auch touristische Gustostückchen zu erleben: reizvolle Landschaften und romantische Schlossarchitekturen wie Chenonceau. Das „Schloss der Damen“, ist nach Versailles das meistbesuchte Schloss Frankreichs. Bei einem Rundgang durch die ehrwürdigen Gemäuer wurde die Geschichte rund um das Drama von Liebe, Eifersucht und Selbstbestimmung lebendig und spürbar.
Poitiers ist ein Ort, den viele auf ihrer Fahrt durch das Nouvelle Aquitaine vernachlässigen. Zu Unrecht. Hoch oben auf einem Felsvorsprung thront die Stadt. Die Einheimischen nennen sie Le Plateau. Der Ort gehört zu den ältesten christlichen Zentren Frankreichs. Poitiers erster Bischof, der hl. Hilarius († 368), war der Lehrer des heiligen Martin von Tours. Während seiner Amtszeit erhielt Poitiers das Baptisterium Saint-Jean, Frankreichs ältesten christlichen Sakralbau.
„Glauben um zu verstehen“ war das Motto von Weihbischof Hofers Predigt und Ausführungen zum Leben und Werk des heiligen Kirchenlehrers und dem Glaubensbekenntnis. Hilarius zählt zu den großen Verteidigern des Glaubens an die Gottheit Jesu Christi im vierten Jahrhundert.
In den engen Gassen Poitiers mischen sich Herrenhäuser aus der Renaissance mit Fachwerkhäusern aus dem Mittelalter. Neben der Kirche des heiligen Hilarius wird die gotische Kirche Notre Dame La Grande mit ihrer imposanten Fassade und einzigartigem Figurenprogramm in Erinnerung bleiben. Schließlich konnten wir noch am Grab der heiligen Radegunde aus dem 7. Jahrhundert der Frage nach der Entschiedenheit der Lebensentscheidung für Gott nachspüren.
Ein geistlicher Höhepunkt war bestimmt die Fahrt nach Nevers. Besonders beeindruckend war das Glauenszeugnis über die heilige Bernadette Soubirou, das die dort arbeitende und lebende Schwester Susanne vom Orden der Schwestern der Nächstenliebe mit der Salzburger Gruppe teilte. „Jesus wachse trotz meiner Widerstände“ – dieses Wort der heiligen Bernadette klang noch lange nach. Vielen ist die Seherin von Lourdes vor allem wegen ihrer marianischen Begegnungen bekannt, aber heilig gesprochen wurde sie für ihr beständiges Leben als Nonne in Nevers. Sie sollte nur 35 Jahre alt werden: 1879 starb Bernadette, von ihren vielen Krankheiten ausgezehrt, an Knochentuberkulose. Am Grab der Heiligen, wo ihr unverwester Leib zu sehen ist, hielten die Wallfahrer und Wallfahrerinnen noch eine berührende Andacht.
Die sieben Tage im Herzen Frankreichs auf den Spuren der Heiligen führten wieder auch tiefer ein, was das Geheimnis des Menschen auf dem Weg ausmacht: Einander über das Gute, Schöne und Wahre wieder näherkommen und auch zudem zu finden, was Gott mit dem Leben eines jeden und einer jeden vorhat und wo er uns festmachen will. An seinem Herzen.
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