Wien/Salzburg. Während vor dem Messestand die Käsekrainer brutzeln und Erholung-Suchende mit bunten Prospekten unter den Armen sich an den Biertischen niederlassen, laufen Hermann Signitzer und sein Team zur Hochform auf. Gemeinsam mit Pilgerbegleiterinnen, Experten fürs Wallfahren, Priestern und Ordensmännern ist er nach Wien gekommen, um vier Tage lang anzupreisen, welche Möglichkeiten die Kirche bietet, eine Auszeit zu nehmen. Denn das Pilgern ist nach wie vor im Trend, Urlaub im Kloster ebenso.
Rund 1.000 Menschen kamen zu dem Messestand, dessen Mitte ein in der ganzen Halle gut sichtbarer Kirchturm war. Einige steckten bloß Schokolade und andere kleine Gaben in ihre Taschen. Andere griffen nach Prospekten und Info-Material. „Es ist unglaublich, wie schnell tiefe Gespräche über den Glauben entstehen“, sagt Thomas Lackner, Franziskaner im Burgenland. Er hatte eine Position inne, die Zungen wohl schnell zu lockern vermag: Er gab kleine Becher mit Messwein-Proben aus.
Hermann Signitzer, der in der Erzdiözese Salzburg für die Tourismuspastoral zuständig ist, nickt. „Wir müssen auf Marktplätze wie diesen hier, damit die Menschen erfahren, was wir ihnen geben können“, sagt er und hebt den spirituellen Faktor hervor, der im Leben stets Gutes bewirke. Wie geht also „Urlaub auf Katholisch“? Signitzer betont, dass die Ferien „der Sonntag des Jahres“ sind, also eine Aufladezeit, die Kontraste für Körper, Geist und Seele braucht. „Unsere Spiritualität zu nähren ist ein inneres Bedürfnis“, ist er überzeugt. Ob das auf einer sonnigen Bank oder am Jakobsweg ist, lässt er offen.
Wer sich für das Pilgern im Urlaub entscheidet, verursacht in der Regel einen ge-ringen ökologischen Fußabdruck – vorausgesetzt, der anvisierte Weg ist nicht nur per Flugzeug erreichbar. Der Jakobsweg mit seinem Zielpunkt Santiago de Compostela ist als uralter Trendsetter im Pilgern Teil der „Big three“, also der drei großen Ziele – neben Rom und Jerusalem. „Dort zieht es die meisten hin, weil dort die meiste Göttlichkeit verortet wird.“
Doch neben diesen prominenten Routen gibt es freilich zahlreiche heimische Pilgerwege, die durch pittoreske Landschaften führen und echte „Filetstücke“ in unberührter Natur bereithalten. Signitzer: „Darüber hinaus ist die Kirche ein lokaler Anbieter für Kultur, Lebens- und Glaubensgeschichten. Es gibt sie in jedem Dorf und sie ist immer dann wichtig, wenn es um die besonderen Momente im Leben geht.“
Indes tummeln sich – je nach Tageszeit – einmal mehr und einmal weniger Menschen rund um den kirchlichen Messestand in der Halle in Wien. Ernst Wageneder, Pries-
ter und Teil der Missionarischen Pastoral in der Erzdiözese Salzburg, kommt kaum zu Rede-Pausen. Andauernd ist er angefragt. „Messen bin ich ja gewöhnt, aber eine solche ist schon eine besondere Herausforderung“, sagt er mit einem Schmunzeln und wendet sich mit einem offenen „Grüß Gott!“ auch schon an die nächsten interessierten Gäste.
Ebenso wie die Pilgerbegleiterinnen und -begleiter spricht er über Gottesgegenwart und Kulturlandschaft. Das zieht nicht nur die „Zivilbevölkerung“ an – auch zwei Mönche aus der niederösterreichischen Benediktinerabtei Göttweig sind immer wieder bei Signitzer und Wageneder zu sehen. „Erfahrungsaustausch“, raunen sie und lachen. Fest steht: Kirchliche Angebote machen die Messe-Besuchenden aus Wien und allen Bundesländern hoch neugierig.
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