Sizilien. „Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem“, sagte der große Meister Johann Wolfgang von Goethe nach einem Aufenthalt in Sizilien. Zwischen sizilianischem Barock und antiken Resten der „Magna Graecia“, zwischen Orient und Okzident, zwischen Wildschweinen und Agaven, zwischen sonnigen Badestränden und einem verschneiten Vulkan auf 3.000 Metern Seehöhe, zwischen Ablehnung der touristischen Ströme und uneingeschränkter Gastfreundschaft fand die Reisegruppe des Rupertusblattes gemeinsam mit Domkapitular Roland Kerschbaum ihren jeweils individuellen Schlüssel zur Insel.
Das Abenteuer begann in der buchstäblichen Mitte: Enna, der geografische Mittelpunkt Siziliens, war Zwischenstopp auf dem Weg über Land von Palermo an die Westküste nach Giardini Naxos, unserem ersten Quartier. Catania, Syrakus und Noto folgten als antike und barocke Höhepunkte der ersten Wochenhälfte.
Dann endlich der Ätna. „Eigentlich müsste es ,die‘ Ätna heißen“, erklärte Führerin Ursula. „Ätna ist auf Italienisch weiblich und der Vulkan benimmt sich auch so: wunderschön, schwer einzuschätzen und ein bisschen gefährlich.“
Die Ausbrüche des Ätna sind groß und spektakulär, gefährdeten in der Vergangenheit aber nur selten Menschenleben. Meistens betreffen sie die vulkanische Wüste in den oberen, unbewohnten Teilen des Bergmassivs. Doch hin und wieder dringen die Lavaströme auch bis in menschliche Siedlungen vor – 2002 fiel ihnen ein Schigebiet zum Opfer, eine komplette Ortschaft wurde zuletzt 1928 verschlungen.
In Taorminas antikem Theater verweilte die Gruppe wie Goethe während seiner Reise (1787). Seine Beschreibung entspricht wohl dem, was die Rupertusblatt-Leserinnen und -Leser erfahren haben: „Setzt man sich nun dahin, wo ehemals die obersten Zuschauer saßen, so muss man gestehen, dass wohl nie ein Publikum im Theater solche Gegenstände vor sich gehabt. Nun sieht man an dem ganzen langen Gebirgsrücken des Ätna hin, links das Meerufer bis nach Catania, ja Syrakus; dann schließt der ungeheure, dampfende Feuerberg das weite, breite Bild, aber nicht schrecklich.“
Schülerinnen und Schüler aus allen Teilen Siziliens schnattern wild durcheinander, in Busgruppen angereiste Franzosen, Niederländer, Briten und Deutsche lesen laut aus ihren Reiseführern vor – dazwischen die zwei Busse aus Salzburg mit ihren umsichtigen Reiseführerinnen Desire und Ursula. Agrigento – das „Tal der Tempel“ – stand auf dem Programm. Der Concordia-Tempel etwa mit seinen 34 Säulen gilt als einer der am besten erhaltenen griechischen Tempel im Mittelmeerraum überhaupt.
Schließlich ging es nach Cefalù mit seiner beeindruckenden Altstadt direkt am Meer und dem prächtigen Normannendom. Ein Tag in Palermo mit der Mosaikenwelt von Monreale und ein Abstecher ins Madonien-Gebirge, wo Bergwelt, Kultur und ein Marienheiligtum auf die Gruppen warteten, schlossen die Woche ab.
Neben den kulturellen und kulinarischen Höhepunkten waren es auch die Messen, Abend- und Morgenimpulse, die das Wahre, Gute und Schöne einer solchen Fahrt einfangen und aufblitzen lassen. Reisen wie diese sind auch eine Metapher für das Leben: die Sehnsucht ist der Beginn von vielem.
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