Viele Menschen sind enttäuscht von Erfahrungen mit Religion, Kirche und ähnlichen Institutionen, weil sie sich getäuscht und verletzt fühlen und die Glaubwürdigkeit all derer, die Religion vertreten und dauernd irgendwelche frommen und scheinheiligen Worte im Munde führen, berechtigt anzweifeln. Dass dabei Glaube und Vertrauen auf der Strecke bleiben oder zerstört werden, ist für mich eine sehr bedrückende Erfahrung.
Vor vielen Jahren durfte ich in einem österreichischen Stift die Jahresexerzitien halten. Ich war jung, ein wenig eingebildet und habe mir wirklich viel Mühe gegeben „gescheite“ Vorträge zu halten. Es war ein durchschnittlich katholisches Publikum. Ein Drittel der Zuhörer hat geschlafen. Ein Drittel war zwar körperlich anwesend, aber eigentlich gar nicht da. Und ein Drittel hat sich bemüht, halbwegs aufzupassen. Unter allen aber ist mir ein alter Mitbruder aufgefallen, der alle Vorträge mit größter Aufmerksamkeit verfolgt hat. Als er zu einem Gespräch kam, fragte ich ihn, warum er so achtsam, so wach war. Er erwiderte mir: „Du hast das gut gemacht. Du hast uns den heiligen Thomas und den heiligen Bonaventura auseinandergelegt und wieder zusammengebaut. Ich habe sehr genau zugehört. Aber, was nützt das alles für meine geschwollenen Füße?“
Seit dieser Zeit frage ich mich bei meinen vergangenen Fastenimpulsen, ob das, was ich sage und schreibe „etwas für die geschwollenen Füße“ ist.
Mit Heilkräutern versuche ich einen praktischen Weg zu gehen und Hilfe zu geben aus den überreichen Gaben der Schöpfung, die für mich das Leben und das Geheimnis Gottes vermitteln. Ich lerne aus den Worten Jesu:
Betrachtet die Lilien des Feldes. Sie säen nicht, sie ernten nicht. Und doch sorgt ein Vater im Himmel für sie alle.
Und ich erlebe es immer wieder, dass Gott mit seiner Schöpfung für uns alle sorgt. Umso mehr müssen wir uns darum bemühen diese Schöpfung zu bewahren.
Unser Leben und diese Schöpfung sind bedroht und werden zerstört durch Unachtsamkeit, Oberflächlichkeit und Unbewusstheit, durch Ignoranz, Interesselosigkeit, durch Ablehnung, durch Hass und Wut, die wir auch in uns kennen und die für mich oft die Ursachen von Erkrankungen des Leibes und der Seele sind.
Viele Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass Reduktion, in welcher Form auch immer, bei all diesen Ursachen helfen kann. Es kann uns helfen, unsere Mitte, unseren Wesenskern, unser Vertrauen und unseren Glauben wiederzufinden.
Ich weiß aber auch, dass der Weg dorthin für viele Menschen schwierig ist. Manche sagen sogar: ich habe meinen Glauben verloren, ich habe kein Vertrauen mehr, ich habe keine Mitte mehr.
Worte allein können in solchen Situationen nur selten helfen. Es müssen dazu auch andere, lebendige Erfahrungen und praktische Hilfen kommen.
Für mich sind Heilpflanzen solche lebendigen Erfahrungen und praktische Hilfen. Sie sind für mich Ausdruck der lebendigen Gegenwart Gottes in dieser Welt, seine Abbilder und unsere Geschwister.
Deshalb ist es sinnvoll, sich vor allem den Heilpflanzen zuzuwenden, die uns helfen, leibseelische Balance zu halten und neu Vertrauen zu finden.
Als eine dieser Heilpflanzen ist die schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum) mit ihren wunderbaren Kräften und Wirkungen zu nennen, die schon die erste und zuverlässigste Kronzeugin der Klosterheilkunde, die heilige Hildegard von Bingen, beschreibt.
Der Johannisbeerstrauch gehört zu den ältesten Heilpflanzen der traditionellen Europäischen Medizin und wurde bereits im Mittelalter in Klostergärten kultiviert.
Hildegard von Bingen lobte vor allem seine Fähigkeit, die Wirkung anderer Heilpflanzen und Heilungsansätze zu verstärken.
Zahlreiche Schriften aus dem 18. Jahrhundert berichten auch von der bemerkenswerten Eigenschaft der Johannisbeere als Gegenmittel bei Vergiftungen des Leibes und der Seele. Der bis zu zwei Meter hohe Strauch kommt in Europa und Asien vor und ist wegen seiner wohlschmeckenden, Vitamin-C-haltigen Früchte sehr beliebt.
"Pflanzliches Cortison" ohne Nebenwirkungen
Die schwarze Johannisbeere regt die Nebennierenrinde zur Produktion von Hormonen an, die eine schnelle entzündungshemmende Wirkung haben. Davon profitieren besonders die Schleimhäute im Mund- und Rachenraum, bei Halsweh und Heiserkeit, sowie unsere Gelenke.
Aufgrund dieser Eigenschaften wird die schwarze Johannisbeere auch oft als „pflanzliches Cortison“ bezeichnet – das erfreulicherweise ganz ohne Nebenwirkungen auskommt. Das machten sich die Menschen bereits zur Zeit Hildegard von Bingens zunutze, die den Strauch auch „Gichtbaum“ nannte.
Die Johannisbeere schützt unsere Zellen vor oxidativem Stress – dafür sorgen jene Stoffe, die ihr auch die schwarze Farbe geben: die Anthocyane. Diese fördern die Zellatmung und Zellreinigung und verjüngen gleichzeitig die Blutgefäße. So werden alle blockierten Energieflüsse im Körper wieder angeregt. Das aktiviert den kompletten Stoffwechsel und hilft dabei, Schad- und Giftstoffe im Körper abzubauen bzw. diese auszuscheiden. Das gilt nicht nur für physische und psychische, sondern auch für geistige und geistliche Vergiftungen.
Das Immunsystem unseres Körpers ist mit einer Waage vergleichbar, die viele Waagschalen hat. Diese sind miteinander verbunden und ständig in Bewegung.
Die Wirkstoffe der schwarzen Johannisbeere greifen ein, wenn es in diesem komplizierten System zu einer Fehlsteuerung kommt. Sie hilft dem Immunsystem dabei, sozusagen die falsch platzierten Gewichte wieder aus den Waagschalen zu nehmen. Diese Regulierungsfähigkeit verschafft uns Linderung bei verschiedenen körperlichen und seelischen Erkrankungen. Das sollten wir besonders in Zeiten, in denen unser Immunsystem gefährdet ist, bedenken.
Seit einiger Zeit wird das Gemmomazerat aus der frischen Pflanzenknospe als sehr hilfreich beschrieben. Es enthält die volle Kraft der frischen Pflanzenknospen.
Die für mich wichtigste Wirkung der Johannisbeer-Knospen ist vor allem ihre Fähigkeit, sowohl unser körperliches, als auch unser seelisches Gleichgewicht wiederzufinden.
Wer übertriebenes Schwarzweiß-Denken oder ein gesteigertes Harmoniebedürfnis hat, kann solche Herausforderungen mithilfe der Johannisbeere ausgleichen und innere Mitte und Vertrauen wieder finden.
Zutaten für das Mazerat:
Achtung:
Knospen in kleinsten Mengen sammeln, um den Strauch nicht zu schwächen oder zu zerstören.
So geht's:
Die Knospen sollten geerntet werden, bevor sich noch die ersten kleinen grünen Blätter zeigen. Sie sind winzig, aber ihre Kraft ist gewaltig. Die Knospen mit einem Keramikmesser schneiden und dann in die Extraktionsflüssigkeit legen. Am besten in einem Glas mit Schraubverschluss. Sie entfalten bereits nach wenigen Tagen einen unglaublichen Duft. Die Extraktionszeit beträgt drei bis vier Wochen. Dann kann sie abfiltriert werden. Gut verschlossen ist sie ein Jahr haltbar.
Das war die Fastenserie "Was Leib und Seele gut tut" mit einer Bonusfolge zur Osterzeit mit Benediktinermönch Pater Johannes Pausch aus dem Europakloster Gut Aich.
Im Kurz-Video erhalten Sie einen Einblick in die letzte Folge "Vertrauen finden - Balance halten":
Buchtipp: Johannes Pausch, Meine Kräuterschätze – Eine Schatztruhe voller Heilpflanzen, Servus, 2. Aufl., 2022, gebunden, 232 Seiten, ISBN 978-3-7104-0082-7.
Mehr Informationen und Angebote rund um Ostern finden Sie unter: www.eds.at/ostern.