Rupertusblatt: Was entspricht eher Ihrem persönlichen Naturell: etwas zu wagen oder auf Nummer sicher zu gehen?
P. Thomas Hrastnik: Ich bin wohl der Mutmacher-Typ, der motiviert und die Leute animiert – jemand, der nicht lange überlegt, sondern handelt.
RB: Wo wären Sie heute, wenn Sie in Ihrem bisherigen Leben weniger Mut gehabt hätten?
P. Thomas: Wahrscheinlich nicht im Franziskanerorden, sondern in meinem damaligen Beruf im Gastgewerbe, als Koch oder Kellner. Ich habe irgendwann gespürt, dass es in diese Richtung geht, aber dann tatsächlich in den Orden einzutreten, war ein mutiger Schritt. Da waren viele Faktoren entscheidend und es waren einige persönliche Begegnungen notwendig, die ich als Geschenk betrachte.
RB: Stichwort Franziskaner: Wie sehen Sie die Rolle Ihres Ordens im Herzen Salzburgs?
P. Thomas: Wir haben hauptsächlich die Stadt-Seelsorge inne – und das schon seit einigen Jahrhunderten. Die Franziskaner wurden ja bereits 1582 nach Salzburg geholt, um Seelsorge zu betreiben und für die Menschen da zu sein – und das ist eigentlich bis heute noch unsere Aufgabe. Wir sind für die Menschen da, von Jung bis Alt, von nah und fern – mit täglichen Gottesdiensten, Beichtmöglichkeiten oder auch persönlichen Aussprachen, die sehr gut wahrgenommen werden.
Die großen Fragen des Lebens bleiben immer gleich.
Uns ist wichtig, zu fragen: Was brauchen die Leute? Die Menschen kommen zu uns mit ihren Fragen, ihrer Bedürftigkeit und all dem, was ihren Alltag und ihr Leben ausmacht – und wir versuchen, soweit wir können, zu helfen und Rede und Antwort zu stehen. Die großen Fragen des Lebens bleiben immer gleich und ich denke, wir geben heute keine anderen oder klügeren Antworten als unsere Mitbrüder, die vor mehreren hundert Jahren hier begonnen haben.
RB: Was brauchen die Menschen, die zu Ihnen kommen?
P. Thomas: Sie brauchen vor allem, dass ihnen jemand zuhört. Das ist, was wir in der Seelsorge am häufigsten erfahren. Viele Menschen erwarten sich gar nicht großartig Antworten, sondern dass man ihnen einfach nur zuhört und für sie da ist. Offensichtlich ist das heute mehr denn je ein Problem: dass nur sehr wenige Menschen willens oder fähig sind, zuzuhören. Das sehe ich deshalb als unsere allererste Aufgabe als Seelsorger.
RB: Und die weiteren Aufgaben?
P. Thomas: Außerdem betreuen wir natürlich auch Obdachlose und Bedürftige. Das gehört
einfach zu unserer franziskanischen Spiritualität. Darüberhinaus sind wir auch für Menschen da, die bei uns Exerzitien oder Einkehrtage machen. Wir bieten ein breites Spektrum und wollen allen Menschen Mut machen, die mutlos geworden sind. Dass sie mehr Vertrauen haben – in sich selbst und vor allem in die himmlische „Regie“.
RB: Woraus schöpfen Sie selbst Mut und Kraft für Ihr Wirken?
P. Thomas: Ich habe kürzlich einen Einkehrtag gehalten und war überrascht, wie offen viele junge Leute für den Glauben sind. Das hat auch mich wieder motiviert. Es ist schön zu sehen, wenn gerade die jüngere Generation auch wieder auf Gott vertraut. Den Mut, den ich persönlich brauche, schöpfe ich vor allem aus meiner Gottesbeziehung, die ich bemüht bin, täglich zu pflegen – nicht nur durch mein Dasein als Priester und Ordensmann, sondern weil mir das grundlegend wichtig ist. Aus dieser Beziehung schöpfe ich nicht nur Mut, sondern auch Kraft für meinen Alltag. Ich spüre, dass das eine Kraftquelle darstellt, aus der heraus ich innerlich wachse.
RB: Was sind Ihre schönsten Erfahrungen mit Hilfe suchenden Menschen?
P. Thomas: Wenn jemand leichter und fröhlicher von mir weg geht, als er gekommen ist – das darf ich hin und wieder erleben.
...mehr unter www.eds.at/mut