„Ich befinde mich inmitten der Menge auf dem Petersplatz. Es ist der Moment von Engelbert Kollands Heiligsprechung – sehr erhebend – #gänsehaut und Freude.“
Solche und ähnliche Kurznachrichten erreichten die „Rupertusblatt“-Redaktion am 20. Oktober aus dem Kreis jener rund 300 Gläubigen, die sich aus Österreich auf den Weg nach Rom gemacht hatten – darunter die Tiroler Religionslehrerin Elisabeth Rafelsberger aus Engelbert Kollands Geburtsort Ramsau im Zillertal: „Ich durfte bei der Heiligsprechung eine der Fürbitten lesen. Weltkirche so nah zu erleben und ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein, hat mich mit großer Freude erfüllt. Mit Begeisterung werde ich meinen Kindern in der Schule von meinen Erfahrungen berichten. Ich bin sehr dankbar, dass ich mitfeiern durfte.“
Auch für Maturant Michael Berger aus Kufstein war die Heiligsprechung ein unvergessliches Erlebnis und ein Meilenstein seines Glaubenslebens: „Die Messe war wundervoll, die Eindrücke überwältigend. Das ist etwas, das man mit Worten kaum beschreiben kann.“
Vier Busse aus dem Zillertal
Die meisten Gläubigen reisten aus der Tiroler Pfarre Zell am Ziller an. Sie verbanden das besondere Ereignis mit einer gemeinsamen Wallfahrt nach Rom. Dekan Ignaz Steinwender setzte sich in den vergangenen Jahren intensiv für die Verehrung und Heiligsprechung ein, bereitete sich mit der Pfarre gut vor und plante die Abschlussmesse mit den Bischöfen und allen Engelbert-Verehrenden in Santa Maria Maggiore. So konnten vier Busse aus der Pfarre nach Rom pilgern. „Die Heiligsprechung ist ein Geschenk. Sie war ein Ereignis und Erlebnis des Heiligen Geistes. Man erlebte unmittelbar Früchte davon – wie Freude, Friede, Geduld und Liebe“, schilderte Steinwender seine Eindrücke.
Papst über „treue Diener“
Vor tausenden Menschen am Petersplatz würdigte Papst Franziskus die neuen Heiligen als „treue Diener“, die den Stil Jesu gelebt hätten: „Der Glaube und das Apostolat, das sie vorangebracht haben, hat in ihnen keine weltlichen Begierden und Machtgelüste geweckt, sondern sie haben sich im Gegenteil zu Dienern ihrer Brüder und Schwestern gemacht und waren kreativ darin, das Gute zu tun, sie waren standhaft in Schwierigkeiten und großherzig bis zum Ende.“ Er rief die Gläubigen auf, es ihnen gleichzutun: „Wenn wir lernen, zu dienen, wird jede unserer Gesten der Aufmerksamkeit und Fürsorge, jeder Ausdruck von Güte, jedes Werk der Barmherzigkeit zu einem Widerschein der Liebe Gottes. Und so führen wir alle das Werk Jesu in der Welt fort“, sagte Franziskus.
Sie waren Diener ihrer Brüder und Schwestern, taten Gutes, waren standhaft in Schwierigkeiten und großherzig bis zum Ende.
Bischöfe sagten Dank
Unter den nach Rom zur Heiligsprechung aufgebrochenen Gläubigen aus der Erzdiözese Salzburg und der Diözese Innsbruck befanden sich auch mehrere geistliche Würdenträger, darunter Weihbischöf Hansjörg Hofer, der selbst aus dem Zillertal stammt (links), Innsbrucks Bischof Hermann Glettler, der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl, der Wiltener Altabt Raimund Schreier und Vertreter des Franziskanerordens.
Vor Ort stieß Erzbischof Franz Lackner, der zur Weltsynode in Rom weilt, dazu – im Bild rechts mit dem ältesten Vertreter der Reisegruppe, Pfarrer Johann Ebster (89), der vor dem Ruhestand in der Stadt Salzburg und im Zillertal wirkte.
Dankgottesdienst in Santa Maria Maggiore
Am Montag nach der Heiligsprechung feierte die österreichische Abordnung in der päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore einen abschließenden Gottesdienst.„Unsere Heimat ist durch den heiligen Engelbert ein Stück weit mehr Heilsgeschichte geworden“, sagte Erzbischof Franz Lackner noch einmal Dank. Bischof Hermann Glettler erklärte zum Abschluss der Pilgerreise: „Wir wurden in diesen Tagen tief beschenkt. Die Fülle der Lebens- und Glaubenszeugnisse, die hier in Rom gestern der Weltkirche vorgestellt wurden, sind zutiefst bewegend. Der neue Tiroler Heilige aus dem Zillertal wird uns in Zukunft noch mehr eine Leitfigur sein.“
Weitere Feiern in Tirol
Engelbert Kollands Heiligsprechung wird auch in den nächsten Tagen weitergefeiert – so am kommenden Wochenende in der Pfarre Zell am Ziller, wo der neue Heilige getauft wurde, und im Geburtsort Ramsau im Zillertal. Die Höhepunkte der dreitägigen Feierlichkeiten vom 25. bis 27. Oktober sind Festmessen und eine Segensandacht mit der Reliquie des Heiligen, geleitet von Erzbischof Franz Lackner, Weihbischof Hansjörg Hofer und Franziskaner-Provinzial Fritz Wenigwieser.
Mehr Infos zum Engelbert Triduum unter: www.pfarre.zell.at
Wissenswert
Seltenes Ereignis für Österreich
Heiligsprechungen von Österreicherinnen und Österreichern sind äußerst selten. Zwar gibt es insgesamt knapp 100 Heilige und Selige mit Österreich-Bezug, in den vergangenen Jahrzehnten waren es jedoch fast ausschließlich Seligsprechungen. Die jüngsten Heiligsprechungen mit Österreich-Bezug waren im Jahr 2003 jene von Maria Ursula Ledochowska (österreich-polnische Ordensgründerin), Josef Freinademetz (Steylerpater und China-Missionar aus Südtirol) und Arnold Janssen (Gründer der Steyler Missionare), der aus politischen Gründen die österreichische Staatsbürgerschaft annahm.
Vielfach angebeteter Patron
Der 1926 selig gesprochene Engelbert Kolland ist bereits Zweiter Patron der Franziskanerprovinz Austria und Südtirol und gilt als Fürsprecher bei Nerven-, Hals-, Ohren- und Augenleiden sowie auch bei Prüfungen und Gerichtsverhandlungen.
„9 Plätze – 9 Schätze“
Die 2010 zum 150. Todestag von Engelbert Kolland errichtete „Granatkapelle zum seligen Engelbert Kolland“ am Zillertaler Penken (2.087 m) wurde heuer für die Vorrunde der ORF-Sendung „9 Plätze – 9 Schätze“ nominiert.
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