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Mein Schlüssel ist weg. Ich rufe spontan den hl. Antonius an. Am nächsten Tag – beim Rasenmähen, plötzlich glänzt mir etwas entgegen: Mein Schlüsselbund. Ich denke mir sofort: Antonius hat geholfen. Es mag zunächst ein Widerspruch sein: Der 1946 zum Kirchenlehrer erhobene Antonius von Padua (etwa 1195–1231) wurde ausgerechnet deshalb zum Volksheiligen, weil er unzähligen Menschen bis heute geholfen hat, verlorene Dinge wiederzufinden. Aber hat nicht gelehrtes Wissen meist auch mit Suchen und Finden zu tun? Schon im Leben des Antonius selbst geht es öfters um das Suchen und Finden des richtigen Weges. Zunächst wird er Augustinerchorherr in seiner portugiesischen Heimat, dann Franziskaner. Krankheit lässt seinen Traum als Missionar in Afrika platzen. Durch Mittelmeerstürme verschlägt es ihn auf der Rückreise nach Italien. Er lebt zunächst in einer Einsiedelei. Sein Predigttalent macht ihn aber bald weitum bekannt. Franz von Assisi ernennt ihn zum ersten theologischen Lehrer des Franziskanerordens. Er predigt in Oberitalien und Südfrankreich und wirkt erst am Schluss seines Lebens bis zu seinem Tod am 13. Juni 1231 in Padua. Ein Heiliger der ganzen Welt Gerade durch seine Predigten trug er dazu bei, verlorene Seelen zu retten. Durch ihn fanden viele wieder zu einem christlichen Leben zurück. In dieser Tatsache liegt vielleicht der Wurzelgrund für sein späteres Patronat, Helfer beim Suchen nach Verlorenem zu sein. Bereits ein liturgischer Text aus der Mitte des 13. Jahrhunderts preist unter seinen Wundertaten auch das Wiederbringen verlorener Gegenstände an. So half Antonius speziell seit der Barockzeit umfassend beim Suchen nach gestohlenen und verlorenen Sachen oder auch Tieren. Er wurde auch von Bergleuten beim Suchen nach edlen Metallen angerufen.Dazu war er im Zeitalter vor Internet und „Parship“ ein himmlischer Liebespatron zur Anbahnung von Beziehungen: „Heiliger Antonius, mach ma an Handl, i bet dir an Rosenkranz, und du schickst mir a Mandl.“ So heißt es in einem aus Tirol überlieferten Gebet. Antonius hilft aber auch Eheleuten, denn auch die Liebe sollte ja nicht verloren gehen. Wer die Gesundheit verloren hatte, fand in Antonius einen Fürsprecher bei Pest, Fieber, Beinleiden, Unfruchtbarkeit und vielfältigen anderen Krankheiten. Wer auf Reisen ging oder in Seenot geriet, der konnte mit Antonius vertrauen, den richtigen Weg zu finden und den Stürmen zu entkommen. Auch in Kriegsnot wurde der Heilige aus Padua angerufen, um den hilfesuchenden Menschen wieder einen Weg des Friedens zu ermöglichen. Der Helfer in aller Not wird bis heute auch in sozialen Anliegen angerufen. Das Antoniusbrot und viele Opferstöcke mit seinem Bild geben davon Zeugnis. Ein Heiliger der ganzen Welt, so kann man Antonius von Padua ohne Übertreibung bezeichnen. Ein Heiliger gegen die Gottvergessenheit, einer, der beim Suchen nach dem rechten Weg und vielem anderen helfen kann, damals genauso wie heute. Diözesankonservator Roland Kerschbaum
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