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Auch wenn es über die frühen Jahre ihres Tuns kaum Zeugnisse gibt, ist eines gewiss: Die hl. Erentrudis gestaltete ihr Leben beispielhaft im christlichen Sinne.
Ein Blick in die Historie bringt zum Vorschein, dass Herzog Theodo II. aus dem baierischen Geschlecht der Agilolfinger im Jahre 695 Bischof Rupert von Worms das ehemalige römische Verwaltungszentrum überließ. Er verband dies mit dem Auftrag, die Bevölkerung des ehemaligen Noricums nicht nur zum christlichen Glauben zu bekehren, sondern auch organisatorisch zu erfassen. Bischof Rupert wurde mit großzügigen Schenkungen und mit einer umfassenden Vollmacht zur Mission unter den Bayern ausgestattet.
Damals gab es in Bayern noch keine Nonnenklöster. So holte Bischof Rupert wenige Jahre später seine Nichte Erentrudis zusammen mit Gefährtinnen zur Unterstützung seiner Missionsarbeit nach Salzburg. Sie stammte aus fürstlichem Hause und hatte offenbar bereits in ihrer fränkischen Heimat als gottgeweihte Jungfrau gelebt. Es wird vermutet, dass es ihr unerschütterlicher Glaube war, der sie veranlasste, diese herausfordernde Aufgabe zu übernehmen. Einer Überlieferung nach hatte Erentrudis zeitlebens eine tiefe seelische Verbindung zu ihrem Onkel, dem heiligen Rupert. Aus diesem Grund sei sie ihm um 696 in das ihr unbekannte Land gefolgt. Was sie jedoch schlussendlich bewogen hat, lässt sich nicht sagen, da es kaum erhaltene schriftliche Zeugnisse aus den Anfängen ihres Wirkens gibt.
In den ältesten Dokumenten wird sie als „Deo sacrata, Christi famula, abbatissa“ (gottgeweiht, Dienerin Christi, Äbtissin) bezeichnet. Eigenschaften wie große seelische Kraft, ein hoher Bildungsgrad und Durchsetzungsvermögen, zeichneten sie in besonderer Weise aus. In der Gemeinschaft ihrer Mitschwestern kümmerte sie sich sowohl um die Mission und das Gebet als auch um die Pflege der Kranken, die Armenfürsorge und die Bildung der Erwachsenen. Dabei lagen ihr besonders die Frauen und die Kinder am Herzen.Es wird vermutet, dass die Lebensumstände auf der Nonnbergterrasse in den Überresten des römischen Kastells alles andere als einfach gewesen sind. Mit dem Stift Nonnberg wurde erst um 714 das erste und damit älteste noch bestehende Frauenklos-ter im deutschsprachigen Raum ins Leben gerufen. Erentrudis wurde von Rupert zur Äbtisstin ernannt. In der von Kalan Caesarius Anfang des 14. Jahrhunderts verfassten Biografie ist nachzulesen, dass sie vornehmlich apostolisch tätig war.
Erentrudis Todestag wird häufig auf den 30. Juni datiert. Nach mütterlichen Ermahnungen nahm sie Abschied von ihren Mitschwestern und verschied im Alter von etwa 55 Jahren. Kurze Zeit nach ihrem Tod begann die Verehrung als Heilige. Dies bezeugt eine Urkunde aus dem Jahr 788. Viele Pilger besuchten ihr Grab. Ihre sterblichen Überreste werden auch heute noch in einem Büstenreliquiar und einem Reliqienschrein im Klausurbereich des Stiftes aufbewahrt.
Am Erentrudisfest, dem 30. Juni, begehen die Schwestern der Benediktinerabtei Nonnberg das Gedenken mit einem feierlichen Gottesdienst am Abend (18.30 Uhr), dem Abtpräses Johannes Perkmann OSB von Stift Michaelbeuern vorstehen wird. Schon in der Früh (7.30 Uhr) gibt es die Kryptamesse mit rhythmischen Liedern, die in der Kirche gefeiert wird. Am Ende des Gottesdienstes besteht die Möglichkeit, einzeln den Segen mit den Reliquien der hl. Erentrudis zu empfangen.
pip
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