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Was haben wir im Katechismus alles von Gott ausgesagt?
Gott ist – allmächtig, allgegenwärtig, barmherzig und vieles andere mehr, aber wir haben niemals gelernt: Gott ist Licht.
Können wir also in dieser Welt des Umbruchs und der totalen Veränderung noch so beten wie früher? Besonders junge Christen tun sich damit sehr schwer. „Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an.“ So beten wir ja im Gloria jeder heiligen Messe. Sollten wir nicht ein wenig tiefer graben und dieses Wort aus dem Ersten Johannesbrief ernster nehmen?
Der 2018 verstorbene Kardinal von Mainz, Karl Lehmann, hat es auf den Punkt gebracht, wenn er sagt: „Man kann Gott nichts Schlimmeres antun als ihm die Wahrheit schuldig zu bleiben.“
Die Muttersprache Jesu kennt ein schönes Wort, das vieles abdeckt: Glanz, Blüte, den Wonnemonat Mai, auch Licht. Wenn wir uns also bemühen, die Einpflanzung Jesu in seinem Volk ernst zu nehmen, dann sollten wir auch dessen Sprache beachten. Dieses hebräische Wort heißt Ziw. Alles ist damit gemeint: Die messianische Hoffnung, der Lichtglanz Gottes bis zur Untröstlichkeit des letzten Schreies am Kreuz, wie es der Hebräerbrief (5,7) schreibt: „In den Tagen seines Erdenlebens hat er (Jesus) Bitt- und Flehrufe mit lautem Geschrei zu dem gesandt, der ihn vom Tod erretten konnte und er hat dank seiner Gottesfurcht Erhörung gefunden.“
Das ist die Wahrheit des Gekreuzigten, die wir Gott nicht schuldig bleiben dürfen, der Licht vom Licht ist, Gott von Gott und der es fertig bringt noch am Kreuz für seine Mörder zu beten. Dadurch hat er unergründliches Licht verbreitet.
Man hat es nie gewagt der Tatsache ins Auge zu schauen, dass Der, in dem Himmel und Erde zusammengefasst sind, selbst in die Dunkelheit, in die Angst und Ausweglosigkeit, in das Zusammenbrechen aller tragenden Verhältnisse hineingerät. Der Vater hat ihn eben nicht erhört, indem er ihm das Kreuz erspart hat.
Alles, was wir mit unseren Sinnesorganen an Licht erfahren, ist im Vergleich dazu nur Dunkelheit, Ähnlichkeit – aber nie, die Wirklichkeit, die wir meinen. Unsere Erkenntnis hat kein Licht das nicht von dieser Erlösung herkommt. Licht war. Rettung ist, denn im Verzeihen des Unverzeihlichen sind wir dem Lichte Gottes am nächsten.
Prälat Johannes Neuhardt
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