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Wir haben uns versammelt, um nach alter Tradition unsere Erzdiözese der Gottesmutter zu weihen – ihr Land und Leute, ja schließlich die ganze Welt ans Herz zu legen. Gott, der Allmächtige, hat die Jungfrau Maria erwählt, Mutter seines Sohnes zu werden. Er hat sie aufgenommen in den Himmel mit Leib und Seele – das feiern wir zu Mariä Himmelfahrt.
Nach katholischer Lehre lebt die Seele nach dem Tod weiter, der Leib aber wird erst am Tag des Jüngsten Gerichts auferweckt. Die sofortige leibliche Aufnahme Mariens ist also ein besonderes Privileg, das die herausragende Rolle der Gottesmutter betont. Papst Benedikt XVI. hat es einmal so formuliert: „Wir glauben, dass Maria – wie Christus, ihr Sohn – den Tod schon besiegt hat.“
Wir können uns fragen: Gibt es einen Unterschied zwischen Christi Himmelfahrt und Mariä Himmelfahrt? Wenn ja, welchen? Der Unterschied besteht darin, dass Jesus Christus aus eigener Kraft zu Gott emporsteigt, Maria hingegen wird in den Himmel aufgenommen. Im Deutschen heißt beides Himmelfahrt, im Lateinischen wird der Unterschied deutlich zwischen „Assumptio Mariae“ (Aufnahme Mariens) und „Ascensio Christi“ (Hinaufsteigen Christi).
Das Fest Mariä Himmelfahrt zeigt uns die Bedeutung der Gottesmutter in der Heilsgeschichte. Gott hat Maria privilegiert, nicht ihrer selbst willen, sondern wegen uns – denn Gott ist gut und er meint es gut mit uns. Maria wurde erwählt – wegen uns. Als Gott Maria im Blick hatte, hatte er auch uns im Blick, denn er kannte uns schon vor der Erschaffung der Welt. Maria wurde nicht gezwungen, Mutter des Herrn zu werden – ihr Ja kam aus freiem Willen.
Auf das Ja konnte sich Gott verlassen. Maria ist ein Vorbild im Gebet und im Vertrauen auf Gott und seine Liebe zu uns Menschen. Mit Maria und auf ihre Fürbitte hin kann unser Weg zu und mit Gott gelingen – sie ermutigt uns, Gott unser Leben anzuvertrauen. An Maria sehen wir, dass ihr die Menschen am Herzen liegen, dass wir ihr am Herzen liegen.
So hat das Fest Mariä Himmelfahrt mit unserer persönlichen Heilsgeschichte zu tun. Wir stehen nicht außerhalb dieser Heilsgeschichte, wir sind mittendrin. Gott rechnet auch mit unserem Ja – Ja zu seinem Willen, Ja zu seinem Wort, Ja zum Leben vom Anfang bis zum natürlichen Tod. Das Leben ist ein Geschenk von Gott, das wir nicht antasten dürfen. Gott schenkt uns das Leben – er möchte uns auch das ewige Leben schenken, denn er meint es gut mit uns.
Auszug aus der Predigt von Tobias Giglmayr, Regens des Salzburger Priesterseminars, zum Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel.
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